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Fitter Gastgeber Fitter Gastgeber: Frisches Wissen aus der Volkshochschule

Von Marcel Duclaud 07.03.2017, 14:45
Auf der Schulbank, um ein guter Gastgeber zu sein: Teilnehmer des Kurses der Kreisvolkshochschule
Auf der Schulbank, um ein guter Gastgeber zu sein: Teilnehmer des Kurses der Kreisvolkshochschule Klitzsch

Wittenberg - Die Frauen sind in der Überzahl, ganz klar. Lediglich ein Mann sitzt in der Runde, die sich im zweiten Stock des Bildungszentrums Lindenfeld versammelt hat und aufmerksam zuhört.

Wissen für Stadtführer: 800 Jahre Geschichte an der Elbe

Heidrun Rößing steht vor der Gruppe, sie spricht über Askanier und Albrecht der Bär, über den Burgward „Witteburg“, der vor mehr als 800 Jahren an der Elbe angelegt wurde, über die günstige Lage an zwei großen Handelsstraßen, die die Entwicklung begünstigte, über Zuwanderer aus Flandern und dem Rheinland.

Es ist ein kurzer Abriss Wittenberger Stadtgeschichte, den die kundige Kursleiterin vorträgt. Ins Detail kann sie nicht gehen, dafür reicht die Zeit nicht - ist auch nicht nötig, hier werden keine Stadtführer ausgebildet und keine angehenden Historiker, hier geht es um „fitte Gastgeber“.

Genau so heißt der Kurs, den die Kreisvolkshochschule anbietet - natürlich im Jubiläumsjahr, wo es eine große Menge guter Gastgeber in Luthers Stadt braucht. „Wir wollen unseren Beitrag leisten“, begründet Fachbereichsleiterin Birgit Präger die aktuelle Offerte, die zwar nicht ausgebucht, aber gut besucht ist.

Der Kurs umfasst zehn Stunden, an zwei Tagen geht es um die Theorie, um die Stadtgeschichte also, um historische Persönlichkeiten, um wichtige Sehenswürdigkeiten, alte ebenso wie neuere. Heidrun Rößing verweist etwa ausdrücklich auf das gerade erst eröffnete Science Center „futurea“ am Markt.

Nicht nur Geschichte: Auch Wirtschaft ist für Gäste interessant

Wirtschaft, bemerkt die Stadtführerin, die seit 1983 Gästen Wittenberg zeigt - an die 30.000 dürften es schon gewesen sein - sei neben Kultur, Historie und Natur von Interesse. Ihr sind bei Führungen immer wieder Fragen gestellt worden nach Unternehmen der Region. Und „futurego“, lobt die Wittenbergerin, biete eine tolle Kombination von Geschichte und moderner Chemie.

Der dritte Termin findet vor Ort statt: an der Thesentür zum Beispiel. Heidrun Rößing wird mit ihren Schützlingen eine kleine Stadtführung unternehmen.

Am Beginn des Kurses scheut sie keine großen Worte: „2017 schaut die Welt auf Wittenberg. Wir wollen gute Gastgeber sein und möchten, dass die Besucher möglichst wiederkommen.“ Empfangen werden sollten sie mit einer ordentlichen Portion Wissen.

Darum geht es - und in diesem Jahr insbesondere um die Geschichte der Reformation, die sich in Wittenberg so gut erzählen lässt, und natürlich um Martin Luther. Um das zu verdeutlichen zeigt sie, nein, keines der üblichen Porträts, sondern die angesagte Playmobil-Figur.

Luther, klar, von dem hat er gehört, sonst aber wisse er zu wenig über die Geschichte dieser Stadt, die seit etwa einem Jahr seine Heimat ist, räumt der Mann in der Runde der zwölf Kursteilnehmer ein. Er heißt Peter Clausen und stammt eigentlich aus dem Norden, aus Schleswig-Holstein.

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Nach Wittenberg hat den Pensionär die Liebe geführt. Er fühle sich ausgesprochen wohl hier und möchte möglichst viel erfahren über seine neue Heimat: „Am liebsten hätte ich ja eine Stadtführerausbildung absolviert. Das war ein bisschen spät.“

So fängt er mit den „fitten Gastgebern“ an der Volkshochschule an, denn ein solcher möchte er sein - zum Beispiel für die für 2017 längst angekündigten Besuche aus dem Norden.

Den Gastgeber-Kurs belegt haben im Übrigen nicht allein Wittenberger. Hannelore Hentschel zum Beispiel lebt in Rackith: „Ich möchte“, sagt sie zu ihrer Motivation, „vernünftig antworten können, wenn Besucher fragen.“ Sie spricht wie andere auch vom Auffrischen des Wissens, das ein bisschen in Vergessenheit geraten ist.

Einen etwas anderen Grund führt Kerstin Wenzel aus Gadegast an: regelmäßige Treffen einer Gruppe von Menschen, die zusammen gelernt haben. „Wir waren schon gemeinsam in Weimar, in Dresden, in Mönchengladbach.“ Dass in diesem besonderen Jahr Wittenberg an der Reihe ist, war keine Frage.

Kerstin Wenzel will gewappnet sein und ihren Gästen eine eigene kleine Stadtführung bieten. Man renne, heißt es mehrfach an diesem Abend, oft geschäftig durch die Stadt und merke gar nicht mehr , „wie schön Wittenberg eigentlich ist“. Den Blick dafür zu schärfen, auch das dürfte ein Ergebnis des Kurses sein. (mz)