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Ab sofort abgasfrei Feuerwehr Kemberg erhält Absauganlage - Wie das System funktioniert und warum es so wichtig ist

Die Feuerwehr in Kemberg darf sich über eine Absauganlage von Abgasen freuen. Wie genau das System funktioniert und aus welchem Grund es so wichtig ist.

Von Paul Damm 10.11.2021, 08:57
Mithilfe dieses langen Schlauchs können die Abgase  über eine Rohrleitung nach draußen transportiert werden. Marc Bubig, Sponsor der Anlage und Geschäftsführer der Firma  „Lewesh“ gibt eine kurze Einweisung.
Mithilfe dieses langen Schlauchs können die Abgase über eine Rohrleitung nach draußen transportiert werden. Marc Bubig, Sponsor der Anlage und Geschäftsführer der Firma „Lewesh“ gibt eine kurze Einweisung. Foto: Thomas Klitzsch

KEMBERG/MZ - Jedes mal, wenn die Kameraden der Kemberger Feuerwehr die kräftigen Motoren der Einsatzfahrzeuge starteten, wurde die Fahrzeughalle binnen kürzester Zeit in eine Dieselwolke gehüllt. Um die schädlichen Motorenabgase nicht einzuatmen, rissen die Feuerwehrleute vor jedem Einsatz alle Tore auf. „Trotzdem waren wir den Abgasen ständig ausgesetzt, weil wir keine separaten Umkleiden haben“, berichtet Birgit Tauscher, Ortsbürgermeisterin von Kemberg und Wehrmitglied. Dass es so nicht länger weitergehen konnte, war allen klar.

Anlage gesponsert

Von anderen Wehren kennt man es bereits: Dicke Schläuche werden an die Endrohre der Fahrzeuge angeschlossen, diese saugen anschließend die gesundheitsgefährdenden Abgase ab und leiten sie durch ein Rohrsystem nach außen. Und genau so eine Abgasabsauganlage wurde kürzlich in der Kemberger Fahrzeughalle installiert. „Darauf sind wir stolz, vor allem darauf, dass sie von der Firma Lewesh gesponsert wurde. Ein großes Dankeschön!“, sagt Rathauschef Torsten Seelig (CDU) am gestrigen Dienstag zur Inbetriebnahme der Anlage.

Zwei orange-schwarze Schläuche hängen nun von der Decke herunter, die mithilfe einer Gummilippe an den Endrohren befestigt werden können. „Per Knopfdruck passt sich die Schlauchöffnung an die Form des Rohrs an. Wird der Motor gestartet, springt der Kompressor an und saugt die Abgase ab“, erklärt Lewesh-Geschäftsführer Marc Bubig die Anlage. Das in Wittenberg ansässige Unternehmen gehört übrigens zur Bauausrüsterbranche.

Doch was passiert, wenn die Kameraden einfach losfahren und der Schlauch steckt noch am Fahrzeug? Schließlich sind bei einem Einsatz manchmal wenige Sekunden entscheidend - und das Abstecken vor Fahrtbeginn würde Zeit kosten. Auch dafür gibt es eine Lösung: Der Absaugschlauch lässt sich mithilfe einer an der Decke angebrachten Schiene um wenige Meter verschieben. Fährt das Auto los, dann folgt der Schlauch kurz und fällt ab einem bestimmten Punkt ganz von alleine ab. Am Dienstag wurde das anhand eines Feuerwehr-Mannschaftswagens demonstriert. „Das ist ja klasse“, lobt Torsten Seelig die Anlage, die laut Aussagen von Sponsor Tomas Bubig, ebenfalls Geschäftsführer von Lewesh, etwa um die achttausend Euro gekostet hat.

Fährt das Einsatzfahrzeug aus der Halle, löst sich der Schlauch automatisch.
Fährt das Einsatzfahrzeug aus der Halle, löst sich der Schlauch automatisch.
Foto: Thomas Klitzsch

Abgase sind krebserregend

Wie es zu dieser großzügigen Sachspende gekommen ist? Ganz einfach: „Wir haben die Feuerwehr sehr lieb“, sagt Tomas Bubig. Wie er erklärt, habe sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, jedes Jahr ein Gerätehaus im Landkreis und der näheren Umgebung mit solch einer Abgasabsauganlage auszustatten. „In diesem Jahr war dann die Feuerwehr in Kemberg dran“, betont Bubig.

Übrigens: Jedes neu gebaute Feuerwehr-Gerätehaus muss eine Absauganlage besitzen. Denn gerade beim Starten des Motors, dem Füllen der Druckluftbremsanlagen und beim Anfahren gelangen jede Menge Schadstoffe in die Halle. Und diese Dieselmotoremissionen sind krebserregend. Das belegen unter anderem Studien der Weltgesundheitsorganisation. Personen, die Dieselabgasen ausgesetzt waren, hatten ein um das Dreifache erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Kembergs Bürgermeister Seelig sagt: „Daher ist es umso wichtiger, auf die Gesundheit unserer Kameraden zu achten, die für unsere Stadt Herausragendes leisten.“ Weitere Abgasabsauganlagen sind nun auch in Dabrun, Radis und Rackith installiert worden.