Einweihung Evangelische Grundschule Wittenberg: "Jüngere Schwester" eingeweiht

Wittenberg - Manchmal muss man auf den Nachwuchs etwas länger warten. Nach langer Wartezeit und etlichen Geburtswehen konnte die Evangelische Grundschule in Wittenberg am Freitag ihr neues Haus 2 einweihen. „Jüngere Schwester“ nannte der Vorsitzende des Trägervereins Friedrich Ullrichs den Erweiterungsbau zum bereits bestehenden Haus 1 liebevoll beim offiziellen Festakt am Freitagvormittag.
Bis das farbenfroh gewandete Geschwisterkind das Licht der Welt erblickte, vergingen allerdings etliche Jahre. Bereits 2011 gab es erste Planungen, technische Gründe bei der Sanierung des Gebäudes sorgten immer wieder für Verzögerungen, damit auch für steigende Kosten und für die eine oder andere Krisenstimmung. Die Teilsanierung, „eigentlich eine kleine Aufgabe“, so Architekt Matthias Auspurg, „wurde für uns zu einer großen Herausforderung“.
Tür weit geöffnet
Am Freitag war von all dem nichts mehr zu spüren. Die Schülerband unter der Leitung von Musiklehrer Christoph Roßner sorgte mit Schlagzeug, Keyboard, E-Bass, Gitarren, Geige und Gesang für einen furiosen Auftakt. Die jungen Musiker begehrten mit „Knockin’ on heavens door“ lautstark Einlass in ihr neues Himmelreich.
Die Tür war indes für Nutzer und Gäste bereits weit geöffnet. Platz finden hier jetzt Kinder der ersten und zweiten Klasse sowie der Hortbereich mit zahlreichen Zimmern zum Spielen, Malen und Gestalten, zum lautstarken Musizieren und zum Ausruhen. Bauraum, Kreativraum und Kuschelraum sind bereits vorhanden, ein Bewegungsraum wird noch gestaltet.
Eine „wunderbare Verbesserung“
Nicht zuletzt dürfte die Schule die einzige in der Region sein, die über einen „Obama-Raum“ verfügt. Ursprünglich trug das Zimmer den schnöden Titel „Allzweckraum“. Das klang für Hortleiter Ludwig Stattaus ein wenig zu sehr nach Reinigungsmittel – und so kam es getreu dem Leitspruch des amerikanischen Präsidenten „Yes, we can“ zum neuen Namen für einen Ort, „an dem man alles schaffen kann“.
Barrierefreie Bereiche sowie ein Fahrstuhl sorgen zudem dafür, „dass Inklusion lebbar ist“, so die Schulleiterinnen Antje Thiele und Kathleen Ludwig. Das neue Haus sei eine „wunderbare Verbesserung“ und eröffne viele neue Möglichkeiten, klassenübergreifenden Unterricht inklusive.
„Begeisterung, Idealismus und Gottvertrauen“
Zu den Gratulanten gehörten Superintendent Christian Beuchel, der dem Haus Gottes Segen gab, Klaus Ziller, bei der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM) zuständig für den Bereich Bildung in Schulen, und auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör (parteilos), der sichtlich Freude an den frischen musikalischen Darbietungen hatte. Es gebe „viele schöne Lieder im Gesangbuch“, unterstrich der Oberbürgermeister in seinem Grußwort, „es gibt aber auch viele schöne Lieder außerhalb des Gesangbuches“.
Dass die Stadt neben zahlreichen kommunalen Bildungseinrichtungen auch über private Bildungsträger verfüge, stehe ihr gut zu Gesicht. „Dass wir über diese Vielfalt verfügen, ist wichtig.“ Als Gastgeschenk gab es Süßigkeiten und Kreide; die Verteilung oblag dem „Schutzengel“ der Schule.
Das neue Haus 2 der Evangelischen Grundschule wurde mit Fördermitteln, durch Darlehen sowie mit Hilfe von Eigenmitteln der Schule saniert. Zahlreiche unerwartete Entdeckungen während der Umbauphase sorgten immer wieder für zeitliche Verzögerungen und damit letztlich auch für steigende Kosten. Insgesamt wurden rund 1,5 Millionen Euro in den barrierefreien Umbau samt Fahrstuhl sowie die energetische Sanierung investiert. Der Hortbereich mit zahlreichen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung konnte bereits Ende vergangenen Jahres fertiggestellt werden; die Räume für die erste und zweite Klasse waren Anfang 2016 bezugsfertig.
Der spielte im Schulkrimi der Theatergruppe unter Leitung von Ellen Lerche ebenso eine Rolle wie zwei Detektive, die – als Journalisten der Mitteldeutschen Zeitung getarnt – inkognito an der Schule ermittelten und en passant entdeckten, was das Haus nicht nur räumlich, sondern vor allem inhaltlich zu bieten hat.
„Begeisterung, Idealismus und Gottvertrauen sowie Achtung und Wertschätzung jedes Einzelnen“, nannte Geschäftsführerin Ulrike Gardlo die tragenden Säulen des christlichen Hauses und nicht zuletzt eine Haltung, „die Leistung nicht allein in Noten misst, Fehler nicht nur doof, sondern auch wertvoll findet und Raum für Heterogenität bietet“.
Gute Kooperation
Das Haus selbst befindet sich, wie auch das Hauptgebäude, in städtischem Besitz. Trägervereinsvorsitzender Friedrich Ullrichs versäumte es bei der Eröffnung nicht, sich für die gute Kooperation während der langen und schwierigen Bauphase zu bedanken. Nicht zuletzt mit einem Angebot: „Die Stadt kann sich auf uns verlassen.“ (mz)