1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Wittenberg
  6. >
  7. Einsatz in Görlitz: Einsatz in Görlitz: Banges Warten an der Grenze

Einsatz in Görlitz Einsatz in Görlitz: Banges Warten an der Grenze

Von Ilka Hillger 28.05.2014, 19:57
Prominent auf dem Erinnerungsfoto: Die Wittenberger mit ihrem neuen Einsatzfahrzeug und alle Helfer des Einsatzes an der Grenze zu Polen.
Prominent auf dem Erinnerungsfoto: Die Wittenberger mit ihrem neuen Einsatzfahrzeug und alle Helfer des Einsatzes an der Grenze zu Polen. kölling Lizenz

Wittenberg/MZ - Bogatynia blieb vom Hochwasser verschont. Das lässt nicht nur die Bewohner der polnischen Region südlich von Görlitz aufatmen. Auch Alexander Kölling ist froh, dass die spannenden Stunden Anfang dieser Woche gewissermaßen auf einen Fehlalarm hinaus liefen.

Davon war freilich am Montagabend nichts zu ahnen. Kölling klingelte zu später Stunde Landrat Jürgen Dannenberg (Linke) aus dem Bett. Am nächsten Morgen ist der Wittenberger Vereinsvorsitzende der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) schon in Görlitz. Mitgenommen hat Kölling seinen DLRG-Kollegen Peter Zschoch und das Rettungsboot, das beide Männer steuern können und das ein paar Stunden zuvor der geweckte Landrat für einen Einsatz in Polen freigab.

„Nach wenigen Minuten hatte ich von der Leitstelle die schriftliche Bestätigung dafür“, erzählt Kölling. Das war am Montag gegen Mitternacht und Kölling freut sich noch am Tag darauf über diese schnelle Bereitschaft. „In Wittenberg weiß man eben, wie wichtig es sein kann, auch Helfer von außerhalb zu bekommen.“

Zivilschutz ruft die Nachbarn

Vor dem Kontakt mit Wittenbergs Landrat stand bei der DLRG der Lutherstadt Montagabend um 22 Uhr eine Lagebesprechung an, in der sich alles um ein drohendes Hochwasser in Polen drehte. Starke Regenfälle wurden im Verlauf des Dienstags für Polen vorausgesagt. Die Behörden in der Region Dolnoslaskie rechneten mit schweren Überschwemmungen. Vorsorglich hatte der polnische Zivilschutz deshalb die Nachbarn aus Deutschland um Hilfe gebeten. „Das lief auf ganz hoher Ebene zwischen Kanzlerin Merkel und dem polnischen Regierungschef“, weiß Kölling. Die Bundesverbände von DLRG und THW bereiteten sich daraufhin auf einen möglichen Einsatz vor. Dienstag reisten die Kameraden beider Einrichtungen aus ganz Deutschland in Görlitz an.

Die besten Helfer des Landes

„Von der DLRG sind wir 18 Mann, aus Sachsen-Anhalt noch zwei Kollegen aus Halle. Das THW hat 15 Leute geschickt“, berichtet Alexander Kölling aus dem THW-Stützpunkt in Görlitz. Nur die am besten ausgebildeten Helfer seien auf der sächsischen Seite versammelt gewesen und warteten auf einen Einsatz. „Wir haben Strömungsretter, Hoch- und Bergretter hier“, so der Wittenberger. Dazu hat die Einheit sechs Rettungsboote, einen Ladekran und Zugfahrzeuge geschickt.

Konnte Alexander Kölling Dienstagnachmittag noch nicht einschätzen, ob und wann es zu einem Einsatz kommen könnte, erledigte sich am späten Abend die Ungewissheit. Die einsatzbereite Gruppe erhielt den Funkspruch, dass der bilaterale Einsatz beendet wird.

„Seit unserer Ankunft hatte es geregnet und es sah nicht nach Besserung aus“, erklärt Kölling. Die von Wetterdiensten prognostizierten 150 Liter Regen pro Quadratmeter, die in der Stadt Bogatynia fallen sollten, stellten sich jedoch nicht ein. „Das hat sich wohl auf einer größeren Fläche verteilt und die Polen signalisierten, dass die Gefahr vorüber sei“, berichtet der Wittenberger. Da ist er schon wieder in seiner Heimatstadt angekommen, noch am späten Abend traten die Lutherstädter die Rückreise an.

Mitbekommen hatten Alexander Kölling und Peter Zschoch zu diesem Zeitpunkt aber noch die vielen Anrufe des Dankes. „Bundesinnenminister Thomas de Maizière und die Vorstände von DLRG und THW riefen bei unserer Einsatzleitung an und bedankten sich“, weiß Kölling, der selbst noch ganz begeistert vom Kurzeinsatz an der polnischen Grenze ist. „Es hat schon was, mit den Besten der Besten unterwegs zu sein“, findet Wittenbergs DLRG-Chef. „Wir waren ein super Team.“

Bei Auslandseinsätzen wie diesem stützen sich THW und DLRG auf die Erfahrung aus gemeinsamen Vorbereitungen. Bei der EU-Übung FloodEx - 2009 in den Niederlanden - trainierten sie mit 1 000 internationalen Einsatzkräften bereits die Wasserrettung und die Verwendung von Hochleistungspumpen. Das Wittenberger Rettungsboot war erstmals nach dem Junihochwasser 2013 in der eigenen Region wieder einem Einsatz nahe. An der Elbe fehlte es übrigens nicht, denn „unser Wittenberger DLRG-Zug war jederzeit einsatzfähig“, so Kölling.