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Die Verwalter Die Verwalter: Arbeiten im Wittenberger Rathaus

Von Irina Steinmann 22.12.2018, 07:45
Vater, Mutter, Kind am Neuen Rathaus. Die Stadt Wittenberg möchte auch ein familienfreundlicher Arbeitgeber sein.
Vater, Mutter, Kind am Neuen Rathaus. Die Stadt Wittenberg möchte auch ein familienfreundlicher Arbeitgeber sein. Thomas Klitzsch

Wittenberg - Der Fachkräftemangel hat die öffentliche Verwaltung erreicht. Insbesondere im technischen Bereich sei es zunehmend schwierig, Personal zu finden. Verkehrsplaner etwa seien „Goldstaub“, rar und kostbar, greift Oberbürgermeister Torsten Zugehör zu einem anschaulichen Bild. 346 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt die Stadt Wittenberg derzeit, eine Größenordnung, die so in etwa auch für die Zukunft gelten soll.

Allerdings werden binnen der nächsten zehn Jahre mehr als ein Drittel davon, nämlich 125, die Verwaltung regulär verlassen, schon jetzt liegt der Anteil derer, die älter als 50 sind, bei mehr als der Hälfte, 56 Prozent.

Finanziell kein Spielraum

Um den Betrieb reibungslos am Laufen zu halten, bildet die Stadt Wittenberg nicht nur selbst aus, sondern arbeitet verstärkt auch an ihrem Image eines familienfreundlichen Arbeitgebers. Tobias Baron vom Personalmanagement redet nicht lange drumherum: Finanziell, sagt er, könne die Stadt nämlich nichts draufpacken, um gegenüber Konkurrenten zu bestehen, die Bezahlung des öffentlichen Dienstes ist schließlich festgelegt.

Und so gibt es neben Gleitzeit und Teilzeit neuerdings auch die Möglichkeit, etwa von zu Hause oder anderswo zu arbeiten - freilich nicht im Bürgerbüro, wo ja die direkten Ansprechpartner für die Bürger sitzen. Neu, so Baron, sei auch der „Sportraum“. Im Souterrain stehen unter anderem Laufband, Sitzergometer und Hanteln bereit, um etwas für die Gesundheit und Beweglichkeit zu tun.

Der im August eingerichtete Raum werde gut angenommen, so Baron nach den ersten Monaten. Bereits seit drei Jahren gibt es im Rathaus zudem einen Eltern-Kind-Raum (mit Wickelkommode) für den Fall, dass der Nachwuchs mal für einige Stunden mit auf Arbeit genommen werden muss. Weiterbildungsmöglichkeiten zwecks „interner Karriere“ und eine zusätzliche Altersvorsorge runden die Werbemaßnahmen der Wittenberger Verwaltung ab.

Neue Wege beschreitet die Stadt, die derzeit neun junge Menschen ausbildet, auch bei der Nachwuchsgewinnung im eigenen Haus: 2019 soll erstmals ein Fachinformatiker ausgebildet werden, zudem startet in dem Jahr ein duales Bachelor-Studium „Öffentliche Verwaltung“ in Kooperation mit der Hochschule Harz.

Um „qualitativ hochwertigen Nachwuchs zu gewinnen“, wie es Claudia Zahn, Sachbearbeiterin für Aus- und Fortbildung formuliert, durchlaufen alle Bewerber um eine Ausbildungsstelle in der Verwaltung ein mehrstufiges Verfahren. Online-Test, Intelligenztest, Assessment-Center gehören dazu. Zudem „legen wir Wert auf Praktika“, so Zahn. In diesen Tagen gehen die Zusagen für 2019 raus. Seit August greife ein neues Ausbildungskonzept, das während der Lehrzeit bessere Orientierung und Rückkopplung gewährleisten soll.

Darüber hinaus stehen laut Zahn die angebotenen Fortbildungsseminare auch den Azubis offen. Möglichst ein eigener Schreibtisch von Anfang an und auf jeden Fall ein Notebook, das auch außerhalb - zu Lernzwecken! - genutzt werden darf, rundeten das Angebot ab.

Zudem seien spezielle „Azubi-Projekte“ geplant, die unter anderem den Austausch mit den Partnerstädten ermöglichen sollen. Warum nicht mal in Bretten jobben? Oder gar in Békéscsaba? Noch sehr ausbaufähig, dies räumt Ausbildungsexpertin Zahn ein, sei unterdessen die 2018 angelaufene Aktion „Azubis werben Azubis“, als Köder dienen hier Veranstaltungsgutscheine. Noch hat aber keiner angebissen.

Beim „Rückkehrertag“ dabei

Große Hoffnungen setzen die heimischen Arbeitgeber wie berichtet auf die Werbung junger Wittenberger, die ihre Heimat wegen Studium oder Job verlassen haben. Um beide zusammenzubringen, wird es just in der alljährlichen Hoch-Zeit der Verwandtenbesuche, nämlich am 27. Dezember, in Wittenberg wieder einen „Rückkehrertag“ geben. Logo, dass die Stadt dann nicht nur ihr Haus zur Verfügung stellt, sondern auch als Arbeitgeberin in spe auftritt.

Rückkehrertag, 27. Dezember, 10 bis 14 Uhr im Stadthaus (mz)