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Die Schlossfreiheit ist geschlossen

Von Irina Steinmann 29.03.2007, 16:54

Wittenberg/MZ. - Erstaunte Gesichter in der späten Märzsonne. Einheimische heben die Braunen, hungrige Touristen drehen wieder ab. Und das Telefon ist tot. Was ist los in der "Schlossfreiheit"?

Erst vor knapp einem Jahr hatte sich die seit 1683 bestehende Wittenberger Traditionsgaststätte, der Überlieferung zufolge das älteste Esslokal der Stadt, nun auch formal und folgerichtig zum "Museumsrestaurant" erklärt. Das zielte, natürlich, auf das Interesse auswärtiger Gäste - und wirkt jetzt im Rückblick wie ein letzter Versuch.

"Wir schaffen es nicht mehr, das zu stemmen", erklärt der junge Wirt und Hauseigentümer Gordon Hegner unumwunden, es seien Schulden aufgelaufen. Als Mittzwanziger hatte er das Haus nach dem tödlichen Unfall seines Vaters Dietmar 2002 übernommen. Hegner senior hatte die Gaststätte "Zur Schlossfreiheit" seit 1980 geführt. Zu DDR-Zeiten soll es eine Institution gewesen sein, die, wie es gelegentlich heißt, beileibe nicht jeden bewirtete, so ein bisschen was Exklusives. Stück für Stück hatte Hegner, ein kugelrunder Wirt, das Lokal nach seinen Vorstellungen ausgestaltet. Von der Gaststube aus konnte man ihn manchmal im schwachen Lampenschein über Papieren brüten sehen, ein Bild wie aus dem Gemälde eines alten Meisters. Die Kellnerin verzog keine Miene, wenn sie zusätzlich das Tagesmahl anbot, das nicht auf der Dauerkarte stand. Es war wie ein kleines Ritual.

Mit der Übernahme zogen neue Zeiten ein, weniger auf der Speisekarte, die blieb gleich (gut), aber nun sollte es zum Beispiel auch mal "Robbie-Williams-Nächte" geben in der guten alten "Schlossfreiheit". Tische standen nicht mehr nur im Garten sondern auch auf der Straße, vor dem Haus. Letztere waren allerdings häufig leer.

Dafür war die Coswiger Straße nun schön saniert, gegenüber plätschert sogar ein Bach. Aber Gordon Hegner hat keinen Frieden gemacht mit ihr. Im Gegenteil. Es sei doch genau diese "Bachbaustelle" gewesen, die ihm über eine lange Zeit die Bilanz verhagelt habe. Da habe auch 2006, "eines unserer erfolgreichsten Jahre", nichts mehr herausreißen können.

Jetzt jedenfalls ist Gordon Hegners "Schlossfreiheit" geschlossen, "bis auf weiteres". Wie man so sagt, wenn die Hoffnung doch noch nicht ganz tot sein soll. Fortsetzung folgt, vielleicht.