Der Hammer hängt hier noch
Thießen/MZ. - Claudio Specht hatte sich durchgesetzt und seither bringt die Familie das unter Denkmalschutz stehende Gelände mit der historischen Kupferkesselschmiede aus dem 17. Jahrhundert auf Vordermann. Kein leichtes Unterfangen für die privaten Betreiber. "Das erste Jahr war das schlimmste", gesteht Eike Specht, "wir sind hier durch die Botanik gegangen und haben erstmal gründlich aufgeräumt." Neben der Beräumung des Grundstückes machte sich Familie Specht daran, das Dach umzudecken und eine neue Heizungsanlage zu installieren. Seit 2003 betreibt Eike Specht darüber hinaus das "Hammercafé". Die gelernte Chemielaborantin ist jetzt Gastronomin und backt "so viel Kuchen, wie nie zuvor". Schwarzwälderkirschtorte, LPG-Kuchen und Heidelbeerschnee stehen ebenso auf der Speisekarte wie Kalte Schnauze, Ananas-Nougat-Torte und Quarkkuchen. Serviert wird je nach Wetter in der guten Stube - einem ehemaligen Kuhstall mit Barockfenstern - oder im Innenhof mit dem lauschigen Biergarten.
Allein bewältigt sie den Betrieb indes nicht, der Kupferhammer ist zu einem echten Familienunternehmen geworden. Die 17-jährige Tochter sitzt bei Veranstaltungen an der Kasse und Eike Spechts Vater Rolf Apel hat sich in Fachbibliotheken kundig gemacht, um Führungen durch die Kupferschmiede zu leiten. "Ich musste mir das alles selbst erarbeiten, denn unser Vorgänger hat uns nüscht verraten", gesteht er.
Rund eine halbe Stunde lang erläutert Apel Besuchern versiert die Geschichte des Kupferhammers, erzählt, dass hier nicht allein Waschkessel produziert wurden, sondern dass auch das Kupferblech auf dem Dach von Schloss Mosigkau in Thießen hergestellt wurde. Zum Schluss und als Höhepunkt setzt er die technische Schauanlage mit dem 200 Kilogramm schweren Hammer in Gang. Der Lärm bei der Vorführung ist ein ohrenbetäubendes Erlebnis und man kann sich ohne weiteres vorstellen, dass die Kupferschmiede früherer Zeiten "nach 20 Jahren Arbeit in der Regel taub waren", wie Apel erläutert. Renate Hoffmann, die mit einer Kindergruppe aus dem Jugendwaldheim Spitzberg zur Besichtigung angereist ist, kennt das Geräusch gut. "Je nach Windrichtung konnte man das Schlagen früher bis zu 30 Kilometer weit hören", erinnert sich die gebürtige Coswigerin. Heutzutage wird die Wucht des Schlages durch eine Gummimatte gedämpft. Gottlob. Die siebenjährige Michelle hält sich trotzdem vorsichtshalber die Ohren zu.
Außerhalb des historischen Gebäudes herrscht indes himmlische Ruhe. Der Bach im angrenzenden Park plätschert leise und beschaulich, ein paar Kamerunschafe grasen friedlich auf der Wiese, zwei Katzen schleichen übers Gelände. Nur Herr Schröder sorgt ab und an durch ein kurzes Bellen für einen höheren Lärmpegel. Die deutsche Dogge sei "nicht ganz so gut erzogen", entschuldigt sich Eike Specht, "aber dafür sehr lieb". Pensionsgäste müssen sich also nicht fürchten. Noch gibt es zwar keine Zimmervermietung, aber Familie Specht hat schon Pläne geschmiedet. Über den alten Stallungen sollen Räume für die Beherbergung mit Leader-Mitteln hergerichtet werden. "Irgendetwas gibt es hier immer zu tun", sagt Eike Specht. Und der Satz klingt recht zuversichtlich.