Carmen-Maja Antoni Carmen-Maja Antoni : Schauspielerin lebt vom Applaus

Wittenberg - Der trockene Humor der kleinen Frau auf dem Sofa ist köstlich. Gerade eben hat Sylvester Groth von der Leinwand herab gefragt, ob sie nicht mal eine Kommissarin spielen wolle. „Ich weiß nicht. Alte Kommissare werden gewöhnlich pensioniert oder rausgeschmissen“, sagt Carmen-Maja Antoni, was sie über solch eine Rolle denkt. Den Einwurf ihres Sitznachbarn, der „Miss Marple“ ins Spiel bringt, findet sie nicht schlecht. „Das würde aber nur in Berlin passen“, meint sie.
Andreas Kurtz hat Carmen-Maja Antoni eingeladen
Es ist Freitagabend. Der Journalist und Klatschreporter Andreas Kurtz hat Carmen-Maja Antoni in die Studiobühne des Wittenberger „Phönix-Theaters“ zum Gespräch auf die Couch eingeladen. Vor den beiden sitzen die Fans der kleinen großen Mimin, deren Gesicht aus vielen Filmen und Serien bekannt ist. „Kurtz-weilig“ könnte man die eineinhalb Stunden überschreiben, in denen die beiden über ein Leben auf der Bühne und vor der Kamera reden, zuweilen auch über das Leben an sich philosophieren.
Carmen-Maja Antoni hat 37 Jahre am Berliner Ensemble gespielt
Da ist eine Frau, für die es eine Berufung ist, andere Personen zu verkörpern und doch sie selbst zu bleiben. Eine, die 37 Jahre am Berliner Ensemble gespielt hat und 2013 aufgehört hat, weil sie etwas mehr Zeit für sich in Anspruch nehmen will. Sie sei immer „außer Atem von der Theaterwelt“ gewesen und habe den Schritt so lange gescheut, bis die beiden Kinder ihr Studium beendet hatten. Das „ist eine normale Existenzangst“.
„Ich habe jetzt mehr Arbeit als vorher. Auf meine alten Tage suche ich mir nun die Arbeit aus“, schildert sie, dass es doch meist anders kommt, als man denkt. „Und wenn es mir zu anstrengend wird, dann lasse ich es.“ Ihr Motor seien „das Glück und die Liebe“ gewesen, das „jeden Abend Applaus bekommen, davon kann ich gut leben“.
Name vielen nicht geläufig
Dass die Studiobühne an diesem Abend nicht mal voll besetzt ist, mag daran liegen, dass die Schauspielerin zwar ein markantes Gesicht sowie eine einprägsame Stimme besitzt, aber ihr Name vielen nicht geläufig sein mag. Das tut der entspannten Stimmung jedoch keinen Abbruch. Immer wieder lockt Kurtz den Gast mit Fragen von Kollegen, etwa Francis Fulton-Smith und Bjarne Mädel, oder bringt mit urkomischen Szenen aus „Mord mit Aussicht“ auf der Leinwand alle in heiteres Entzücken.
So dass Carmen-Maja Antoni ein paar Köstlichkeiten zum Besten gibt. Etwa die Szene mit Kate Winslet aus „Der Vorleser“, die zuvor mit Spieldoubles geprobt wurde. Sie als Bibliothekarin hatte der Winslet ein Buch zu geben („mir wurde gesagt, egal welches“), und als endlich gedreht wurde, überreichte sie ihr „Der Untergang der Titanic“. „Sie fing so an zu lachen, sie hat sich fast nicht mehr eingekriegt“, erinnert sich Antoni.
Herbert Köfer meldet sich zu Wort
Auch Herbert Köfer meldet sich zu Wort. Sie hätten beide mal in einem Film gespielt, erinnert er sich und sie. Und er hoffe, vielleicht in einigen Jahren mit ihr arbeiten zu können. Das weckt bei Carmen-Maja Antoni ein herzliches Lächeln. „In einigen Jahren, so ein Optimismus“, spielt sie auf Köfers Alter an - immerhin ist er 95! „Ich finde es anrührend, mal zu hören, was ein Kollege über einen denkt.“
Nie gedoubelt
Neben der Verfilmung von Strittmatters „Der Laden“ ist „Kindheit“ in der Regie von Siegfried Kühn in steter Erinnerung geblieben. Sie sei in „Kindheit“ nicht gedoubelt worden, betont sie. Also hat sie wie gefordert ein Huhn selbst schlachten müssen. Zudem habe ihr in einer Szene ein Messerwerfer das linke Ohr abgeworfen. „Sie haben es wieder angenäht“, plaudert Carmen-Maja Antoni. „Und es ist ein schöner Film geworden.“ (mz)