Berliner Filmemacherin Berliner Filmemacherin: Preisträgerin Juliane Ebner ist überzeugt

Wittenberg - „Für mich ist Wittenberg ein Glücksgriff – eine Oase der Ruhe“, schildert die Berliner Künstlerin Juliane Ebner mit einem Lächeln auf den Lippen ihren Aufenthalt als Stipendiatin der Cranach-Stiftung. Wenn jemand von 30 Bewerbern der bzw. die Glückliche ist, so muss schon etwas Besonderes dahinter stecken. In dem Punkt war sich die Jury um Marlies Schmidt, Dörthe Zielke, Eva Löber, Heike Kerth und Bärbel Mohaupt einig, als sie sich für die Preisträgerin der „Goldenen Lola“, der höchsten Auszeichnung für Dokumentar- und Animationsfilme, entschied.
„Wir hatten eine riesige Mappe mit Arbeitsergebnissen der Künstlerin auf dem Tisch ausgebreitet. Es hat uns sofort überzeugt“, schildert Schmidt das schwierige Prozedere bei der Bewertung.
Ebner, studierte Kirchenmusikerin, entdeckte für sich, dass ihr eigentliches Talent in der bildenden Kunst, im Zeichnen und im Animationsfilm steckt. Beharrlich verfolgte sie ihr großes Ziel. „Was habe ich davon, vielleicht einmal den Titel Kirchenmusikdirektor zu tragen, und es erfüllt mich dennoch nicht“, so die Entscheidung und Sichtweise von Juliane Ebner, die sich trotz mancher Höhen und Tiefen mit ihrer Berufswahl glücklich schätzt.
Wie entstehen Animationsfilme? Für den Laien gibt es da Erklärungsbedarf. „Zunächst entstehen Tuschzeichnungen auf Karton. Das Ganze ziehe ich auf Folie. Diese kommt auf eine Glasplatte. So die vereinfachte Darstellung. In einzelnen Bildsequenzen wird dies nun als Bildmontage in bewegte Bilder umgesetzt“, so schildert es Ebner, die für fünf Wochen ihr Domizil auf dem Cranachhof hat - dies immer wieder mit Blickkontakt zur Skulptur von Meister Lucas. „In seiner Zeit ein ganz moderner Künstler“, bewundert Juliane Ebner den großen Renaissancekünstler.
Wer nun ein „Fertigprodukt der Künstlerin sehen möchte, kann einen Blick auf den Monitor werfen. Der Film „Landstrich“ wurde von der Kulturbeauftragten der Bundesregierung Monika Grütters in der Kategorie „Experimentalfilm“ mit der „Goldenen Lola“ ausgezeichnet. Da werden 400 Motive auf zehn mal 20 Zentimeter große Glasplatten montiert.
Der Betrachter ist erstaunt, was daraus entsteht, wie auch politische Themen aufgegriffen werden. Da ist zum Beispiel die neue deutsche Geschichte von 1933 bis zum Mauerfall auf 29 Filmminuten zu erleben. Es beginnt mit den Sätzen: „Nach dem Krieg hatte meine Großmutter ein schlechtes Gewissen, weil sie noch lebte. Ihr Mann hatte ihr gesagt, wenn die Russen kämen, solle sie zuerst die Kinder und dann sich selbst erschießen, und das hatte sie nicht getan.“
All dies ein Stück aufgearbeiteter Familienbiografie „Mich beschäftigte auch das Thema Balkankriege der 90er Jahre. Eine Form des Genozids, die ich bei all den Grausamkeiten versucht habe zu verarbeiten“, schildert es die geschichtsinteressierte Berlinerin. „Kindheit in der Diktatur“ auch dies ein politisch gefärbter Arbeitstitel - ein Thema, das Juliane Ebner nicht loslässt. (mz)