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Ausstellung in Wittenberg Ausstellung in Wittenberg: Porträts berühmter Vorfahren

Von alexander baumbach 07.07.2014, 19:31
Birgit Biernoth holt Kunst in ihre Apotheke.
Birgit Biernoth holt Kunst in ihre Apotheke. baumbach Lizenz

wittenberg/MZ - Es ist voll geworden am Freitagabend in der Wittenberger Cranach-Apotheke. Direkt nach dem Abpfiff des Viertelfinalspiels der Fußball-WM trudeln die Gäste ein in dem Haus in der Schlossstraße. Birgit Biernoth, die Inhaberin der historischen Arzneimittelfiliale, huscht durch die Gästeschar, die sich versammelt hat, um ihre neueste Errungenschaft zu bewundern.

Heinz Wehmeyer von der Deutsch-Russländischen Gesellschaft in Wittenberg begrüßt alte und neue Bekannte. „So, dann will ich mal die Hüllen fallen lassen“, erklärt die Apothekenchefin schließlich und erntet fröhliches Gelächter. Augenblicke später schaut man in die Augen von Lucas Cranach dem Älteren und seiner Frau Barbara.

Die Porträts hängen demnächst - frei zugänglich für jedermann - in der Apotheke. Gemalt hat den alten Meister Dimitrij Puchowski, Barbara ist ein Werk von Michail Maximow. Die beiden weißrussischen Künstler haben sich unter die interessierten Besucher gemischt, beantworten Fragen rund um ihre Malerei, den Austausch zwischen ihrer Heimatstadt Mogiljow und Wittenberg.

Tagespolitik

Ein wenig Tagespolitik lässt sich derzeit auch nicht umgehen. „Ich wünsche mir mehr Kultur für die Völker - denn Politik kann zerstören, aber über Kultur und Bildung nähern sich Völker an“, fasst Maximow in seinem kurzen Grußwort zusammen.

Die Männer lehren an der Schule für Bildende Künste in Mogiljow, kommen seit mehr als 15 Jahren regelmäßig nach Wittenberg. „Alte Freunde sind geblieben, neue sind hinzugekommen. Wir haben damals vor 22 Jahren als Brückenbauer angefangen, die beiden Völker miteinander zu vernetzen und erleben heute, dass die Saat aufgeht.

Die Menschen sind an beiden Enden des Weges selbstbewusster geworden“, erklärt Wehmeyer. Mittlerweile sind über die deutsch-weißrussischen Besuchsfahrten nach Wehmeyers Angaben mehr als 1 500 Weißrussen nach Wittenberg und über 500 Wittenberger nach Mogiljow gefahren.

„Heilige Sippe“

Die Porträts, die von Maximow und Puchowski im Auftrag von Biernoth angefertigt wurden, finden ihre Vorlage in der „Heiligen Sippe“ aus Cranachs Hand, ausgestellt ist das Bild in Wien. In dem Werk aus dem frühen 16. Jahrhundert tragen die biblischen Figuren - wie es modern war zur damaligen Zeit - die Konterfeis von Zeitgenossen des Malers.

Fachkundig führt Marlies Schmidt, Kunsthistorikerin der Cranach-Stiftung Wittenberg, durch die Geschichte des Bildes, das als Kopie in der Ausstellung des Hauses im Cranachjahr 2015 gezeigt werden soll.

„Ich liebe Farben und mag es bunt. Außerdem versuche ich natürlich, zu den Wurzeln des Hauses zu stoßen, das ich in einer Reihe mit dem Universitätsrektor Martin Police von Mellerstadt und Lucas Cranach führen darf“, erklärt Apothekerin Biernoth. Und: „Ich habe mich für die Vorlage der ,Heiligen Familie’ entschieden, weil dieses Bild ungefähr in der Zeit seiner Hochzeit mit Barbara entstand, die in engem zeitlichen Zusammenhang mit der Übernahme der Apotheke steht.“ Lucas wäre in dem Fall um die 40 Jahre alt, Barbara wird mit Anfang 30 dargestellt.