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Auf den Hund gekommen

Von Theresa Pfeifer 29.05.2006, 17:28

Wittenberg/MZ. - Offensichtlich hatte sich das wöchentliche Training ausgezahlt. Denn die Tiere parierten aufs Wort. Dem zahlreich erschienenen Publikum war das großen Applaus wert. Tosenden Beifall gab es für Christiane Hönicke und ihre Border-Collie-Hündin Luna. Beide - im Vereinsleben sowieso hauptsächlich in der Activity-Fraktion angesiedelt, also geübt in Disziplinen wie etwa Slalom - vollführten einen heiteren Tanz zu peppiger Musik. Eindeutig: Nicht nur Christiane, Junioren-Mitglied im Verein, sondern auch Luna haben Rhythmus im Blut.

Weniger spaßig, dafür hoch konzentriert meisterte Björn Panza, einst im Wittenberger Verein, seit fünf Jahren aus beruflichen Gründen in Bayern aktiv, seinen Auftritt als "Scheintäter". In dick gepolsterter Kluft ließ er sich von den Vierbeinern - neben Schäferhunden beherbergt der Verein beispielsweise auch Boxer, Riesenschnauzer und Dobermänner - in seinem Versteck aufspüren. Aufgabe der Hunde war es zudem, Panza lediglich anzubellen, wenn dieser still vor ihnen stand. Sie sollten ihn in den mit einer Manschette versehenen Arm beißen, sobald er davonlaufen wollte. "Es dauert lange, bis die Hunde das richtig drauf haben", erklärte Peter Wurzfeld, seit 1960 Vereinsmitglied und nicht nur privat "auf den Hund gekommen". Er arbeitet als Diensthundeführer bei der Polizei. Keine Ausbildung ohne guten Lehrer. Hier kommt Björn Panza wieder ins Spiel. Der so genannte Schutzdiensthelfer trainiert seit 15 Jahren mit Hunden Gehorsam und kontrolliertes Beißen. Mit Aggression habe das nichts zu tun, betonte er am Sonnabend. Sein Hobby pflegt er mit Leidenschaft, früher in der Lutherstadt, heute eben in Frontenhausen. "Für mich ist es das Non-Plus-Ultra", beschrieb er. Angst vor den Tieren habe er nicht, obwohl fletschende Zähne Alltag sind. Aber Respekt, den müsse man haben. Und natürlich eine enge Beziehung zu Hunden. Diese hat im Schäferhundeverein Wittenberg jedes der 32 Mitglieder. Die Vorliebe für die Hunderasse ist jedoch sehr unterschiedlich. Thomas Döring, der Vorsitzende des Vereins, schwört auf Schäferhunde - seit dem Jahr 1978. Damals hat seine Tierliebe begonnen. Allerdings sehr kurios: "Damals sind Unbekannte in die Garage meiner Eltern eingebrochen und haben ein Fahrrad geklaut. Für uns stand von da an fest: Wir brauchen einen Hund."

Ganz in der Nähe hatte Horst Göricke, Mitbegründer des Vereins, seine Schäferhund-Zucht. Die Folge: Mittlerweile besitzt Döring seinen dritten Hund. Frau und Tochter hat er längst mit dem Hundesport angesteckt. Der Werdegang als Hundebesitzer und -sportler verlief bei Norbert Richter, dem zweiten Vorsitzenden, etwas anders.

Seine Gattin war es 1980, die einen Vierbeiner anschaffen wollte. Richter zeigte sich nicht abgeneigt, stellt aber eine Bedingung: Wenn ein Hund, dann ein Boxer. "Diese Rasse ist kinderlieb und menschenfreundlich, aber trotzdem wachsam und skeptisch gegenüber Fremden. All das eben, was einen Hund meiner Meinung nach ausmachen sollte." Zu Spitzenzeiten lebten im Hause Richter 18 Boxer. Heute sind es drei.

Eine Anekdote am Rande: In den 80er Jahren, davon zeugt auch ein Foto aus der Chronik des Vereins, waren Thomas Döring und Norbert Richter buchstäblich Gegner. "Damals sind wir bei Wettkämpfen im Hundesport sehr oft gegen einander angetreten", erzählten sie am Sonnabend. Von Konkurrenzdenken kann heute keine Rede mehr sein. Vielmehr von Teamarbeit. Gemeinsam leiten sie die Geschicke des Vereins - quasi Hand in Hand.