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Asisi Panorama  Asisi Panorama Wittenberg: Innenausbau hat begonnen

Von Stefanie Hommers 15.09.2016, 06:00
Tischlermeister Uwe Gütling aus Wittenberg bei der Arbeit in der Rotunde des ersten Asisi-Panorama in Sachsen-Anhalt.
Tischlermeister Uwe Gütling aus Wittenberg bei der Arbeit in der Rotunde des ersten Asisi-Panorama in Sachsen-Anhalt. Klitzsch

Wittenberg - Das Holz hat einen sanften Schimmer, er gibt dem hohen, dunklen Rund einen warmen Touch und lädt dazu ein, sich aufzustützen, den Blick schweifen zu lassen. Wer sich hier in luftiger Höhe von rund neun Metern umschaut, blickt - noch - auf eine Baustelle. Vom 22. Oktober an können Besucher des Asisi-Panoramas in der Wittenberger Wilhelm-Weber-Straße von hier aus in die Geschichte der Lutherstadt eintauchen, 500 Jahre tief, ins Jahr 1517.

Vom Reformator Martin Luther, seiner Frau Katharina von Bora, von Philipp Melanchthon und Lucas Cranach ist derzeit allerdings noch nichts zu sehen. Stattdessen dominieren Baugerüste, Werkzeugkisten und Kabeltrommeln, verschiedene Gewerke arbeiten konzentriert im Licht einzelner Scheinwerfer an der Vorbereitung des 360-Grad-Panoramas.

Die Grundsteinlegung war im April, im Oktober erfolgt die Eröffnung des Asisi-Panoramas. Das 360-Grad-Bild des in Berlin lebenden Künstlers Yadegar Asisi eröffnet zum Reformationsjubiläum Einblicke in die Geschichte Wittenbergs vor 500 Jahren und zeigt Szenen aus dem Leben Luthers und seiner Weggefährten. Als Bauherrin fungiert die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wigewe, die Finanzierung des rund fünf Millionen Euro teuren Vorhabens übernahm die Sparkasse Wittenberg.  (mz/sho)

Einer der Handwerker ist Uwe Gütling. Der Tischlermeister montiert die Holzplatten für das Geländer des Aussichtsturmes am Dienstagmorgen, vier Mitarbeiter der Holzwerkstatt des Augustinuswerkes unterstützen ihn bei der Arbeit. Aus massiver Eiche wurden die sechs Zentimeter starken Bretter dort gefertigt, 16 Platten insgesamt, jede stolze 40 Kilogramm schwer.

„Sowas gibt’s nicht im Handel“, unterstreicht Gütling, es sei extra für dieses Objekt maßgearbeitet worden. Kein ganz billiges Holz, aber es macht schon etwas her“, findet der Tischlermeister beim prüfenden Blick auf das Ergebnis seiner Arbeit. Gütling hatte den Zuschlag für diesen ganz besonderen Auftrag erst vor knapp zwei Wochen erhalten - und ihn gern übernommen. Mit seiner eigenen Hände Arbeit ganz konkret beteiligt zu sein an diesem speziellen Beitrag für das Reformationsjubiläum, das, findet Gütling, sei schon etwas besonderes.

„Solch ein Auftrag wird nicht wieder kommen“, lacht der 53-Jährige, der sich 2009 selbstständig gemacht hat und mit seinem Ein-Mann-Betrieb im Raum Wittenberg oft Arbeiten ausführt, bei denen größere Firmen abwinken. Auch im Fall dieses Auftrages gilt für Gütling: klein, aber fein. Wer könne schon von sich sagen, „das habe ich gemacht“, freut sich der Holzfachmann.

Was den erwarteten Besucheransturm betrifft, kann von „klein “ allerdings ohnehin nicht die Rede sein. Die bereits existierenden Asisi-Panoramen in Berlin, Leipzig und Dresden haben bereits mehr als fünf Millionen Gäste bestaunt.

Fünf Jahre lang soll das 360-Grad-Panorama mit dem Titel „Wittenberg 1517“ Besuchern der Lutherstadt offenstehen.Danach soll der Rückbau erfolgen. So wurde es jedenfalls mit der für Planung und Bau zuständigen Kommunalen Wohnungsbaugesellschaft Wigewe vereinbart; ihr gehört auch das Gelände, auf dem das Asisi-Panorama entsteht. Im Anschluss sollen auf dem Areal des früheren Kultur- und Tagungs-Centrums (KTC) Wohnungen gebaut werden.

„Eigentlich schade“, findet Jens Michel, „angesichts der Arbeit, die hier drin steckt.“ Der Tischlermeister leitet die Holzwerkstatt des Augustinuswerkes. „Die Tischlerei gGmbH“ ist eine Tochtergesellschaft des 1991 von Protestanten und Katholiken gegründeten gemeinnützigen Augustinuswerkes; sie beschäftigt insgesamt neun Mitarbeiter. Mit drei der Angestellten ist Michel an diesem Dienstag vor Ort, um Uwe Gütling bei seiner Arbeit zu unterstützen.

Das Zuschneiden der Eichenholzstämme erfolgte ebenfalls in Regie der Tischlerei, deren oberstes Motto „nicht Masse, sondern gute Qualität“ lautet. Am Abend haben die Tischler ihr Werk beendet und sind zufrieden mit ihrem Beitrag - auch wenn ihre Arbeit am Panorama kaum im Fokus der Öffentlichkeit stehen wird. (mz)

Noch ist die Rotunde eine Baustelle, im Oktober werden Luther und seine Weggefährten hier einziehen.
Noch ist die Rotunde eine Baustelle, im Oktober werden Luther und seine Weggefährten hier einziehen.
Klitzsch