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Asisi-Panoramabild in Wittenberg Asisi-Panoramabild in Wittenberg: Wird Riesenrundbild wirklich wieder abgerissen?

Von Stefanie Hommers 20.04.2016, 15:28
Grundsteinlegung in Wittenberg: Yadegar Asisi, Margot Käßmann sowie Oberbürgermeister Torsten Zugehör und Rando Gießmann (v.l.) bei der feierlichen Grundsteinlegung am Mittwoch.
Grundsteinlegung in Wittenberg: Yadegar Asisi, Margot Käßmann sowie Oberbürgermeister Torsten Zugehör und Rando Gießmann (v.l.) bei der feierlichen Grundsteinlegung am Mittwoch. Klitzsch

Wittenberg - Der Grundstein ist gelegt. Am Mittwochnachmittag wurde in Wittenberg auf dem Gelände des früheren Kultur- und Tagungszentrums Maxim Gorki die Basis für ein neues Monumental-Kunstwerk des Künstlers Yadegar Asisi bereitet. Das Panorama mit dem Titel Luther 1517 wird vom Herbst diesen Jahres an Besucher auf eine Zeitreise schicken und Wittenberg zur Zeit der Reformation lebendig werden lassen. Zur Präsentation des 360°-Panoramas wird eine begehbare Rotunde errichtet, die das rund 15 Meter hohe Werk beherbergen soll.

Die Vorarbeiten, Planungen, Absprachen und auch die Finanzierung waren in Rekordzeit bewältigt worden und nötigten dem Künstler Respekt ab. „Chapeau“ , lobte Yadegar Asisi mit Blick auf das Engagement von Stadt und Kirche, das sei „die wohl sportlichste Leistung, die wir je vollbracht haben“. Zugleich versprach der Künstler, nun auch das Seine zu tun, um den Zeitplan einzuhalten. „Wir werden es wahrscheinlich schaffen“, bekundete er augenzwinkernd.

„Der Prozess war nicht wirklich leicht“, unterstrich auch Oberbürgermeister Torsten Zugehör und zollte seinem Vorgänger Eckhard Naumann Respekt, der den Werdegang mit Geschick sowie der nötigen Kühle und Ausdauer begleitet habe. Dass ein 360 Grad Rundumblick nicht nur historisch etwas für sich habe, mochte das Stadtoberhaupt nicht bestreiten. „Das tut auch der Verwaltung und den Stadträten gut“, gab er launig zu Protokoll.

Margot Käßmann, Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland und Schirmherrin des Projektes bekannte, sie freue sich sehr, dass ein Vorhaben Gestalt annehme, dass bereits vor dem Reformationsjubiläum 2017 starte und mit ihm noch lange nicht ende. Nachhaltig und niederschwellig, nannte Käßmann das Projekt. Es könne damit auch reformationsgeschichtlich weniger interessierte Menschen begeistern. Auf die Frage, was sie als Theologin davon halte, dass Martin Luther mehrmals auf dem Panoramabild zu sehen sei, bekundete Käßmann freimütig „Ich finde, die Theologen können sich da in aller Ruhe raushalten - das ist Sache des Künstlers“.

Die Darstellung von Raumtiefe fasziniert Yadegar Asisi seit seiner Kindheit. In den 1990er Jahren entdeckt der Architekt und Maler die 360°-Panoramen für sich. Die im 19. Jahrhundert populären und mit Aufkommen des Kinos in Vergessenheit geratenen Riesenrundbilder sind fortan das Medium, mit dem der in Sachsen aufgewachsene und in Berlin lebende Asisi Kunsträume kreiert. Mit seinen Panoramabildern entführt er das Publikum an entfernte Orte wie nach Amazonien sowie auf den Mount Everest oder aber in vergangene Zeiten, etwa nach Dresden zur Barockzeit, Leipzig 1813 oder an die Berliner Mauer. Im Reigen der Städte Leipzig, Berlin, Dresden mache sich Wittenberg recht gut, unterstrich Oberbürgermeister Zugehör, „da dürfen sich die Metropolen wirklich freuen“ mit der Lutherstadt zusammen in einem Boot zu sitzen. (mz/sho)

Für die geschichtlich korrekte Ausgestaltung hatte dieser nicht zuletzt auf Expertenwissen vor Ort zurückgegriffen. Die Wittenberger Historikerin und Buchautorin Elke Stiegler findet es „wirklich beeindruckend“, wie exakt Asisi arbeite und wie realistisch es ihm gelinge, den Alltag im Wittenberg des 16. Jahrhundert anschaulich zu machen . „Was ich bisher gesehen habe, ist wirklich toll; wir können uns freuen“ versprach sie beim Festakt.

Dass Asisi in Wittenberg tätig geworden ist, hat die Stadt nicht zuletzt der Initiative von Joachim Zirkler zu verdanken. Der 2014 als Studienleiter im Zentrum des Lutherischen Weltbundes nach Wittenberg gekommene Theologe war zuvor Pfarrer der Dresdener Kreuzkirche, kannte den Künstler aus dieser Zeit und hatte den Kontakt angebahnt. Als Bauherrin fungiert die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wigewe, die Finanzierung des rund fünf Millionen Euro teuren Vorhabens übernahm die örtliche Sparkasse. Ob die Entscheidung dafür schwierig gewesen sei, dazu mochte Sparkassenchef Thomas Arndt auf MZ-Nachfrage „offiziell nichts sagen“ - eine kurze, aber berede Antwort. Für fünf Jahre soll das Panoramabild Luther 1517 in Wittenberg gezeigt werden. So ist es jedenfalls bislang geplant. „Aber“, ließ Yadegar Asisi ein Hintertürchen offen, „der Eiffelturm sollte ja ursprünglich auch nach Ende der Weltausstellung wieder abgebaut werden“. (mz)