Weißenfels Weißenfels: Kunden und Gäste lassen sich die Eier nicht vermiesen
WEISSENFELS/MZ. - "Ich kaufe hier regelmäßig Freilandeier. Trotzdem habe ich noch einmal nachgefragt, wo das Futter herkommt", schildert die 64-jährige Christina Weese.
"Eier-Rosi" gibt gern Auskunft. Der Hühnerhof Schladebach bei Kötzschau im Saalekreis, für den Rosemarie Kötzsch die Eier an den Mann bringt, bezieht sein Futter aus Leipzig. "Bei uns ist alles im grünen Bereich", sagt sie den Kunden.
Kunden fragen mehr nach
Jeden Dienstag verkauft sie in Weißenfels rund 2 000 Hühnereier aus Boden- und Freilandhaltung. Weniger sei es nun während der Dioxindiskussion nicht geworden. "Wir lassen uns unser Frühstücksei nicht vermiesen." Diese Meinung vertritt das Ehepaar Marquardt. "Seit Jahren kaufen wir von diesem Hühnerhof. Zu ihm haben wir Vertrauen", betont Hans-Joachim Marquardt und steckt die Zehnerpackung Eier in den Beutel.
Rund 7 000 Eier liefert Heiko Bauermann jede Woche in den Burgenlandkreis. In Steuden nahe Teutschenthal im benachbarten Saalekreis betreibt er seit zwei Jahrzehnten einen Hühnerhof. 50 000 Legehennen garantieren ihm jeden Tag rund 45 000 Eier.
"Ich bin stinksauer, denn der Dioxinskandal schwappt doch auch auf all jene über, die Jahrzehnte gesunde Nahrungsmittel produziert haben", schimpft der 53-Jährige. Bereits nach einer Woche habe er gemerkt, dass sich Kunden von ihm abgewendet hätten. Bauermann bezieht sein Futter von der Getreide- und Kraftfutter GmbH in Querfurt. "Das ist astrein und wird ständig kontrolliert", weiß Bauermann. In Weißenfels beliefert er das Edeka-Center am Heuweg, die Fleischerei Dietzel und das Hotel Jägerhof mit wöchentlich 2 000 Eiern. Rund 5 000 Eier pro Woche werden nach Zeitz ins dortige Edeka-Center, an den Obsthof Martin und zur Agrargenossenschaft Naumburg geliefert.
"Der Absatz stimmt dort, aber immer mehr Kunden wollen Auskunft darüber, woher das Futter für die Tiere stammt. Das sind wir gläsern und informieren. Dadurch gewinnen wir sogar neue Abnehmer", schildert der Chef des Hühnerhofes. Sauer ist er, dass der Eierpreis bereits nach einer Woche um einen Cent gefallen ist. "Für uns Produzenten ist das ein Erdrutsch", klagt er über das Minus von rund 450 Euro pro Woche.
Ein Ja zum Frühstücksei
Im Weißenfelser Hotel "Jägerhof" entscheiden sich die Gäste nach wie vor für ihr Frühstücksei, gekocht oder gerührt, meint Hotelleiterin Daniela Weiß. "Jeder Zweite isst ein Ei", bestätigte sie am Dienstag nach der Frühschicht. Die Gäste würden mehr nach dem Ursprung der Lebensmittel fragen, ist vom Inhaber Uwe Weigelt zu hören. Nach wie vor würden in der Küche rund 300 Eier pro Woche verarbeitet. Einen Rückgang im Verzehr von Eiern oder Hühnerfleisch stelle die "Jägerhof"-Küche nicht fest.
Und auch in den Supermärkten greifen die Käufer wie gewohnt zu ihren Eiern. Sabine Roscher hält eine Zehnerpackung Eier in der Hand. "Ich esse trotzdem Eier, Geflügel, Fleisch", sagt sie bestimmt und fügt hinzu: "Wenn das wirklich schon so lange geht, wie es heißt, dann haben wir das Zeug doch sowieso schon im Körper." Sie sei da nicht zimperlich und habe es auch bei der Diskussion um die Schweinegrippe so gehalten. Bei Peter Brehme löste der Dioxin-Skandal innerfamiliäre Spannungen aus. Er esse weiterhin Eier, sagt er, aber seine Frau kaufe zurzeit keine. Er nehme die Diskussion nicht so ernst, da es jedes Jahr einen anderen Skandal gebe und er ohnehin keine Alternative zu den Produkten sehe, so der 47-jährige Weißenfelser. Im Supermarkt kaufe er die Eier aber nicht. Damit ist er nicht allein: Viele Kunden kaufen die Eier nicht im Supermarkt, sondern holen sie auf dem Markt oder im besten Fall beim Nachbarn.