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Familie in Not am Wehr Weißenfels: Familie in Seenot - Wer zahlt den Feuerwehreinsatz auf der Saale?

Von Jan Iven 05.09.2017, 09:10
Feuerwehrleute retten Boot und Insassen.
Feuerwehrleute retten Boot und Insassen. Feuerwehr

Weißenfels - Nach einer großangelegten Rettungsaktion auf der Saale am Wochenende muss eine leichtsinnige Familie eine hohe Rechnung der Feuerwehr befürchten. Bis zu 1.000 Euro könnte die Stadt Weißenfels von den Motorbootfahrern zurückfordern, die am Wehr auf eine Sandbank aufgelaufen waren.

Insgesamt hat die Stadt Weißenfels für Einsätze, Personal und Fahrzeuge für die Feuerwehr 1,7 Millionen Euro in den Haushalt eingestellt. Demgegenüber sind gerade 40.500 Euro an Einnahmen unter anderem auch aus Einsätzen eingeplant.

Nach Rettungseinsatz an der Saale: Wann müssen Verursacher für einen Feuerwehreinsatz bezahlen?

„Bei vorsätzlichem oder grob fahrlässigem Handeln kann die Stadt den Verursachern die Kosten für die Feuerwehr in Rechnung stellen“, teilte Stadtsprecherin Katharina Vokoun mit. Dies sei etwa der Fall, wenn Personen die gebotene Sorgfaltspflicht missachten oder den gesunden Menschenverstand vollkommen außer Acht lachen. So war die Familie trotz eines ausdrücklichen Verbotes in die Nähe des Wehrs gefahren und dort auf eine Sandbank aufgelaufen.

Teurer 112: Ein Feuerwehreinsatz aufgeschlüsselt in Zahlen

Wie die Stadtverwaltung weiter mitteilte, laufen bei einem Einsatz allein für die Feuerwehrleute knapp 20 Euro pro Retter und Stunde auf. Führungskräfte schlagen laut der Kostenersatzsatzung der Feuerwehr mit 21 Euro zu Buche. Der Einsatz eines Motorschlauchbootes kostet demnach 238 Euro pro Stunde, eine Drehleiter 313 Euro.

Nach den Erfahrungen der Feuerwehr Weißenfels sind es zudem häufig defekte Rauchmelder in Unternehmen, die zu kostenpflichtigen Einsätzen führen. „Wenn es zu einem Fehlalarm kommt, weil Betriebe ihre Brandmeldeanlagen nicht regelmäßig warten, kann es teuer werden“, sagte der stellvertretende Stadtwehrleiter Steve Homberg.

Allein im vergangenen Jahr musste die Feuerwehr rund 60 Mal wegen kaputter Feuermelder in Unternehmen ausrücken, was rund 15 Prozent der Einsätze ausmacht. Für die Feuerwehrleute sei das eine unnötige Belastung.

Müssen Privatleute bei einem Fehlalarm zahlen?

Mit Brandmeldeanlagen in Privatwohnungen gäbe es in der Regel weniger Probleme. „Häufig brennt dann tatsächlich das Essen auf dem Herd“, sagte Steve Homberg. Vor allem werden Bewohner von Privatwohnungen nicht an den Kosten beteiligt, wenn es doch einmal zu einem Fehlalarm kommt.

Wichtig: „Wer die Feuerwehr ruft, muss keine Kosten tragen“, betonte Homberg. „Selbst wenn sich jemand irrt und etwa ein vermeintliches Feuer meldet, obwohl der Nachbar nur gemütlich grillt, übernimmt die Stadt die Kosten.“ Grundsätzlich kommen die Feuerwehrleute lieber zehnmal grundlos als einmal zu spät zum Einsatz.

Stadt will Fall der auf der Saale gestrandeten Familie noch einmal prüfen

Sollten in bestimmten Ausnahmefällen dennoch einmal Kosten auf einen Bürger abgewälzt werden, komme in der Regel das Verursacherprinzip zum Tragen. Etwa, wenn grob fahrlässig ein Unfall verursacht wird oder gefährliche Flüssigkeiten auslaufen. „Auch wenn wir eine Herde Rinder einfangen müssen, weil der Zaun nicht in Ordnung war, muss der Besitzer möglicherweise zahlen“, so Homberg.

Im Falle der auf der Saale gestrandeten Familie will die Stadt Weißenfels nun noch einmal prüfen, ob sie den Großeinsatz in Rechnung stellen wird. „Wir werden uns die Situation vor Ort noch einmal genau anschauen“, teilte Stadtsprecherin Katharina Vokoun mit. Fest steht zumindest, dass der Bootsverkehr in der Nähe des Wehrs lebensgefährlich und daher streng verboten ist. (mz)

Weißenfels gibt rund 1,7 Millionen Euro im Jahr für die Feuerwehr aus. Bei grobem Verschulden müssen sich Verursacher an den Kosten beteiligen.
Weißenfels gibt rund 1,7 Millionen Euro im Jahr für die Feuerwehr aus. Bei grobem Verschulden müssen sich Verursacher an den Kosten beteiligen.
Peter Lisker