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Weißenfels Weißenfels: Eierfrau macht mal Pause

Von bärbel schmuck 06.04.2012, 15:01

weissenfels/MZ. - Gekocht und gefärbt oder lieber normal, weiß oder braun? Aus Freiland- oder Bodenhaltung? Sechs oder zehn Stück in der Palette? Rosemarie Kötzsch redet wie ein Buch. Dabei bedient sie flink und mit einer liebenswürdigen Art. An ihrem Verkaufswagen stehen die Kunden Schlange. Und wenn mal Pause ist, dann aber nur ganz kurz, weil an diesem Markttag ein ständiges Kommen und Gehen herrscht.

Die Eierfrau steht seit 22 Jahren auf dem Weißenfelser Wochenmarkt. Das ganze Jahr über, einmal in der Woche, in der Regel immer dienstags. Die anderen Tage verkauft die Händlerin im Dienst ihres Unternehmens, dem Geflügelhof in Kötzschau im Saalekreis, vor allem Eier und Nudeln. Mittwoch ist sie in Schkeuditz, Donnerstag steht sie auf dem Hohenmölsener Markt und Freitag in Zwenkau. "In Weißenfels bin ich jetzt am längsten", plaudert die Geflügelzüchterin aus Mecklenburg-Vorpommern. Stammkundschaft dankt es ihr und das seit Jahren schon. "Sie ist freundlich, egal, wie das Wetter ist und wie viel Stress sie hat", sagt Rosemarie Wolf, die seit 15 Jahren bei "ihrer" Eierfrau einkauft. "Stress? Was ist das?" Rosemarie Kötzsch fragt es lächelnd und bleibt gelassen, wird nicht müde, jedem Kunden und jeder Kundin noch ein schönes Osterfest zu wünschen. "Wenn alle, die bei mir etwas kaufen, zufrieden sind, dann bin ich es auch, das macht Spaß und ist für mich das Gelbe vom Ei", erklärt die quirlige Frau. Ob Ostereier oder die noch rohen, frisch gelegten Produkte der Hühner des Kötzschauer Geflügelhofes - Tausende hat sie am Dienstag vor Ostern auf dem Weißenfelser Markt wohl an Männer und Frauen gebracht. Palettenweise, sie hat sie nicht gezählt. "Ich bin nur rotiert", versichert die 57-Jährige fröhlich, während sie ständig große und kleine Packungen aus dem Transporter griffbereit auf ihren Verkaufstisch stapelt. "Die Eier sind ganz frisch und bis zum 24. April zu verbrauchen", empfiehlt sie ihren Kunden. Vor dem Osterfest verkauft sie doppelt so viele Eier wie sonst. "Ist doch klar, jeder nimmt im Vorbeigehen welche mit zum Kochen, Backen und natürlich Verstecken." Ostern ist für Rosemarie Kötzsch selbst ein Familienfest. Sie, die die Liebe nach Sachsen-Anhalt verschlagen hat, erwartet zu Hause Kinder und Enkel. Wenn sich die große Familie feiertags zum gemütlichen Schmaus am Tisch versammelt, ist die rastlose Eierfrau glücklich. Zum Frühstück ein warmes weiches Ei, so etwa drei Minuten gekocht, zum Mittagessen einen hausgemachten leckeren Braten, auch das ist für sie das Gelbe vom Ei - wenn sie dienstfrei hat und ganz privat sein darf, verrät Rosemarie Kötzsch. Und natürlich werde mit den jüngsten Enkelkindern im Garten nach dem Suchen und Finden der Ostereier gespielt und Osterkränze gebacken. "Da, wo ich herkomme, werden die Ostereier den Berg runtergerollt, das haben wir als Kinder so gemacht", erinnert sich Rosemarie Kötzsch.

Wenn die Händlerin nicht gerade auf Marktplätzen steht, wird sie an anderen Tagen, auch an Wochenenden und im Wechsel an Feiertagen, auf dem Geflügelhof gebraucht, dem sie als Mitarbeiterin schon seit 1976 die Treue hält. "Bei uns im Betrieb gibt es immer viel Arbeit, müssen frisch gelegte Eier über Eier aufgelesen, begutachtet und aussortiert werden, und, und, und", erzählt sie.

"Nächsten Dienstag bin ich wieder da", verspricht Rosemarie Kötzsch den Weißenfelsern. Asta Ringel hört das gern, auch sie zählt zu den Kunden, die nicht nur vor Ostern bei der Eierfrau einkaufen, sondern regelmäßig kommen. "Die Ware ist ganz frisch - das steht nicht nur als Werbung auf dem Verkaufswagen, das ist wirklich so", sagt Asta Ringel. Außerdem wolle sie auf ihr Schwätzchen mit der Händlerin nicht verzichten, meint sie augenzwinkernd.

Beim Plausch mit den Kunden ist Rosemarie Kötzsch in ihrem Element. "Da vergisst man, wenn einem etwas weh tut", sagt die Angestellte des Geflügelhofes. "Ich liebe meine Arbeit, sie ist sehr abwechslungsreich und hält mich in Schwung", meint die Frohnatur. Sie habe gar keine Zeit zum Krankmachen. Eine Vertretung gab es bis jetzt nur ein einziges Mal, blickt sie zurück.

Für Ostern hat die Hausfrau vorgesorgt und selbst jede Menge Eier auf Lager. Lieber ein paar mehr als zu wenige, sagt die lebenspraktische Frau. Was an gekochten Eiern übrig bleibe, verwende sie für Senfsoße mit Ei und Salzkartoffeln, einem beliebten Essen ihrer Familie.