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Weißenfels Weißenfels: Der Segen wird jetzt aufgeklebt

Von JULIA REINARD 04.01.2011, 16:58

WEISSENFELS/MZ. - Auch das ist Weihnachten: Aus einem gelben Lieferwagen klettern elf Kinder in bunten Umhängen, drei von ihnen tragen Kronen. Auch zwei goldene Sterne an langen Holzstangen haben sie bei sich. Zielstrebig gehen sie zu einem Einfamilienhaus.

Dort haben Gerhard Ehspanner und seine Frau Maria schon auf die Kinder gewartet, denn: "Der Besuch der Sternsinger gehört Weihnachten dazu", wie der gläubige Katholik sagt. Elf junge Sänger und die Betreuer um Franziska Scherf, die zurzeit zur Gemeindereferentin ausgebildet wird, besuchen in diesen Wochen diejenigen, die bei der Gemeinde "St. Elisabeth" um Gesang und Segnung gebeten hatten.

Ursprünglich bestehe eine Gruppe Sternsinger aus vier Kindern: den Heiligen Drei Königen und dem Sternträger, erklärt Franziska Scherf. Die kleinen Gruppen hätten die Familien, Geschäfte und öffentlichen Einrichtungen nach Wunsch besucht. Doch da zur Gemeinde nicht mehr so viele Kinder gehören, hätten sie vor einigen Jahren die Gruppen zusammengelegt, so die Weißenfelserin, die derzeit in Erfurt Theologie studiert. "Das kam so gut an, da haben wir es beibehalten." Seit zwei Jahren werden die drei Könige nun von all jenen begleitet, die bei den Sternsingern mitmachen wollen.

In der Stube der Ehspanners sind die Texthefte auch an die Eheleute verteilt - nun können alle mitsingen. Der vielstimmige Chor beginnt: "Kinder zeigen Stärke, stehen füreinander ein. Kinder steh'n zusammen, sind fürs Helfen nicht zu klein." Johannes Klaus Knittel ist der Jüngste der Runde. Wie viele Jahre er schon als Sternsinger von Haus zu Haus zieht, weiß er nicht, sicher ist er nur, dass es "oft" gewesen ist. Auch seine ältere Schwester, die ebenfalls zur Gruppe gehört, kann es auch nicht genau sagen. Warum er dabei ist, weiß Johannes dagegen ganz genau: "Am meisten Spaß macht das Singen" - sagt er und trällert begeistert mit.

Zwei weitere Lieder und ein gereimter Text gehören zum Repertoire. Ist der letzte Ton verklungen, spenden die Ehspanners für die Sammlung, die in diesem Jahr unter dem Motto "Kinder zeigen Stärke" steht und deren Erlös an Projekte in Kambodscha geht. Auch von einem Nachbarn steckt Gerhard Ehspanner eine Spende in die Büchse - dabei sei der kein Katholik, betont der 59-Jährige.

Vor dem Aufbruch der Gruppe kommt mit dem Segen fürs Haus das Wichtigste. Hier hat die Moderne zugeschlagen: den Segen gibt es mittlerweile in Aufkleberform. Ein schmaler Streifen, auf dem wie mit Kreide geschrieben die Jahreszahl 2011 und zwischen diesen die Buchstaben B, M und C geschrieben sind. Wofür stehen die Buchstaben? Für die Heiligen Drei Könige? Franziska Scherf schmunzelt. "Nein", sagt sie, "aber es ist eine verbreitete Annahme, sie stehen für den Ausdruck Christus mansionem benedicat." Die angehende Theologin fügt hinzu, was es heißt: Christus segne dieses Haus. Die Worte gehören auch zum Spruch, den sie sagt, während der Aufkleber angebracht wird: Christus segne dieses Haus und alle, die da gehen ein und aus. Ehspanners erinnern sich, dass bis vor wenigen Jahren die Segnung mit Kreide angeschrieben wurde. Doch das hielt nicht so gut und der Türrahmen war schlecht abwischbar.

Die Sternsinger müssen weiter. 40 Termine sind es dieses Jahr. Vergangene und diese Woche besuchen sie Privathäuser und Geschäfte, nächste Woche folgen öffentliche Einrichtungen. Und am Ende wird gezählt, wie viele Spenden zusammengekommen sind. Im Jahr 2010 waren es allein in dieser Gemeinde 2 300 Euro.