Weißenfels Weißenfels: Automat kaputt - Kunde zahlt
WEISSENFELS/MZ. - Sandra Nitz aus Weißenfels ist auf die Deutsche Bahn sauer. Die 24-Jährige wollte am Dienstag mit dem Zug nach Halle fahren, doch der Fahrkartenschalter funktioniert nicht. Wohl oder übel tritt sie an den Schalter einer Reiseagentur heran, um dort die Karte zu lösen. "Ich ärgere mich über die Bahn. Der Schalter ist nicht zum ersten Mal kaputt, sondern das passiert häufig", habe sie als Vielfahrerin festgestellt. Hinzu komme, dass sie für die Karte mehr bezahlen muss. Während sie am Automat für die Fahrt nach Halle sieben Euro löhnt, sind es bei der Reiseagentur neun. Funktioniere der Schalter nicht, könne im Zug nachgelöst werden. Ansonsten gelte man als Schwarzfahrer.
Sandra Nitz steht mit dem Problem nicht allein da: Andere Reisende zeigen sich ebenfalls genervt wie ein junger Mann, der seinen Namen nicht verraten will. Bei der Kontrolle im Zug gebe es ohne Karte stets Diskussionen mit dem Schaffner. Das nerve total. Sarah Viehweger zeigt sich gleichfalls verärgert. Die Weißenfelserin (23) fahre zwar nicht häufig mit dem Zug, aber dass jemand mehr bezahlen soll, wenn der Fahrkartenautomat kaputt ist, gehe nicht. Zwei Euro haben und nicht haben sind vier Euro, macht sie die Rechnung auf. Und auch Bärbel Pierard (50) aus Freyburg versteht ob dieser Gepflogenheiten die Welt nicht mehr.
Wenn Störungen an den Automaten auftreten, werden sie elektronisch erfasst, heißt es aus der Pressestelle der Bahn. Nach Auftreten einer Störung werde die Reparatur ausgelöst. Sollte wegen eines gestörten Automaten ein Fahrscheinkauf nicht möglich sein, könne man dies ausnahmsweise im Zug beim Kundenbetreuer tun. Hier könne es passieren, dass man eine Fahrpreisnacherhebung erhält, da im Zug oftmals nicht überprüft werden könne, ob am Automaten eine Störung vorliegt. Dies werde auf der Nacherhebung vermerkt und im Nachhinein überprüft. Sollte es sich herausstellen, dass der Automat tatsächlich gestört war, brauche man nur den regulären Fahrpreis überweisen. "Das Schärfste ist für mich, dass derjenige, der der Bahn den defekten Fahrkartenschalter meldet, 42 Cent pro Minute bezahlen muss, wenn er mit seinem Handy eine bestimmte Hotline anruft", sagt Jana Neutzsch, die Filialleiterin des Stuttgarter Unternehmens Eckert, die ein Geschäft auf dem Weißenfelser Bahnhof betreiben.
Doch es ist nicht nur der defekte Fahrkartenautomat, der die Gemüter erhitzt. Die Liste der Mängel auf den Bahnhöfen in Zeitz und Weißenfels wird länger: Auch in der Elsterstadt funktioniert der Fahrkartenschalter oft nicht, können Reisende nicht auf eine Toilette gehen, es fehlt die Haupteingangstür und Versorgungsmöglichkeiten suchen Kunden vergebens. Ähnliches passiert in Weißenfels. "Es kommt vor, dass mich die Leute, die mit dem Zug angekommen sind, fragen, wo sie denn am schnellsten auf die Toilette gehen können", spricht ein Taxifahrer. Andere fragen gar nicht erst, die suchen sich hier gleich in der Nähe ein Gebüsch, wo sie ihre Notdurft verrichten, haben andere Taxifahrer beobachtet. Die Bahn hält in allen Zügen eine ausreichende Zahl von WC's vor, erwidert eine Bahnsprecherin. Zum Repräsentieren eignet sich der Weißenfelser Bahnhof demzufolge nicht. Die Stadtverwaltung habe ein Interesse einen Pächter zu finden, so Pressesprecherin Anke Fey. Mehr könne sie nicht sagen. Der Kollege, der das bearbeite, befinde sich im Urlaub.
Alle Probleme seien bekannt, berichtet die Bahnsprecherin weiter. Bei den baulichen und technischen Mängeln handele es sich um Vandalismusschäden. Für Serviceeinrichtungen auf Bahnhöfen sei die Frequenz von Reisenden entscheidend, um derartige Einrichtungen zu betreiben. In Zeitz hätten die Betreiber derartiger Einkaufsgeschäfte mangels Kundschaft aufgegeben. Die Situation stelle sich in Naumburg anders dar. Neben einem größeren Aufkommen im Personennahverkehr halten hier auch Fernverkehrszüge. Dennoch gebe es auch hier Schwierigkeiten, einen Pächter für das Bahnhofs-WC zu finden.