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Weißenfels Weißenfels: Ärger um Fällung der Schillerlinde

Von andreas richter 21.05.2015, 14:03
Von der Schillerlinde ist nur dieser Stumpf übriggeblieben.
Von der Schillerlinde ist nur dieser Stumpf übriggeblieben. Peter Lisker Lizenz

weissenfels - Der Baum ist längst weg. Doch die Fällung einer Linde in der Langendorfer Straße bewegt noch immer einige Gemüter in Weißenfels. Das hat die jüngste Sitzung des Umweltausschusses des Stadtrates gezeigt.

Der Getränkehersteller MEG investiert am Standort in der Langendorfer Straße in Weißenfels mehr als fünf Millionen Euro in ein neues Verwaltungsgebäude. Dort sollen künftig bis zu 300 Mitarbeiter Platz finden. Die MEG verwaltet von ihrem Hauptsitz in Weißenfels aus insgesamt fünf Abfüllstandorte für Mineralwasser und Erfrischungsgetränke in Deutschland. Um im Umfeld des Bürogebäudes Parkmöglichkeiten zu schaffen, wurde unter anderem ein leerstehendes verfallenes Haus an der Langendorfer Straße abgerissen.

Rückblick: Im vergangenen Winter war die Linde gegenüber dem Abzweig Benjamin-Halevi-Straße gefällt worden. Die Aktion stand im Zusammenhang mit dem Neubau eines Verwaltungsgebäudes der Mitteldeutschen Erfrischungsgetränke GmbH & Co. KG (MEG) an der Langendorfer Straße. Unmut hatte der Eingriff im Nachhinein hervorgerufen, weil es sich um einen Baum mit besonderer Geschichte handelt. Was heute wohl nur noch die wenigsten wissen, holte der Biologe Hans Köhler ans Licht der Gegenwart: Die Linde war 1905 vor der damaligen Ausbildungsstätte für Volksschullehrer in der Langendorfer Straße aus Anlass des 100. Todestages von Friedrich Schiller gepflanzt worden. Daher auch ihr Name Schillerlinde.

Wichtiges Kulturgut ist verloren gegangen

Im Umweltausschuss bekräftigte Köhler als sachkundiger Einwohner nun seine grundsätzliche Kritik an der Beseitigung der Linde. Köhler bezeichnete den Baum als „wichtiges Kulturgut“, auf das hätte Rücksicht genommen werden müssen. Zugleich äußerte er die Vermutung, dass in der Stadtverwaltung das Wissen über den Wert des Baumes gefehlt habe.

Dem widersprach Volker Rakut, Leiter des Fachbereiches Städtische Dienste. Man habe natürlich vorher recherchiert, sagte er und betonte: „Der Baum hatte keinen besonderen Schutzstatus.“ Die Schillerlinde habe nicht auf der Liste der Naturdenkmäler des Burgenlandkreises gestanden. „Wir haben nach der Baumschutzsatzung der Stadt gehandelt“, versicherte Rakut. Aus einer Stellungnahme der Stadt geht zudem hervor, dass für die Fällung von Bäumen an der Langendorfer Straße Ersatzpflanzungen von insgesamt neun Bäumen festgelegt wurden.

Andreas Bischoff, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, betonte: „Ohne die Fällung der Linde wäre die Millionen-Investition der MEG gefährdet gewesen.“ Ebenso wie Rakut zeigte er sich allerdings überrascht, dass das Thema überhaupt noch einmal hochgekocht ist, nachdem die Stadt bereits Anfang Februar öffentlich Stellung zu dem Fall bezogen hatte.

Antrag sorgt für Verwirrung

Die neuerliche Debatte hatte vor allem die Stadtratsfraktion Bündnis für Gerechtigkeit/Grüne (BfG) angeheizt. Nun wollte sie sogar schwere Geschütze auffahren. Ein Antrag für den Umweltausschuss sah die „Ermittlung der Verantwortlichen für den Verstoß gegen die Baumschutzsatzung“ vor. Dem Antrag zufolge sollte gar ein Ordnungswidrigkeitsverfahren wegen Verstoßes gegen die Baumschutzsatzung eingeleitet werden. Allerdings stiftete der bereits vom 3. Februar stammende Antrag einige Verwirrung. Hatte doch die Stadt der Fraktionsvorsitzenden Monika Zwirnmann drei Wochen später bereits eine Stellungnahme zu den Vorwürfen zugesandt und darin versichert, dass keinerlei Ordnungswidrigkeiten im Zusammenhang mit der Fällung der Schillerlinde vorliegen. Warum das Papier mit den einigermaßen schwerwiegenden Vorwürfen nun doch in den Ausschuss gelangt ist, das konnte auch Wolfgang Gotthelf als Vertreter der Fraktion an diesem Abend nicht vollends aufklären. Gotthelf zog den Antrag schließlich zurück. Nun will man sich erst einmal innerhalb der dreiköpfigen Fraktion um Klarheit bemühen und den Antrag gegebenenfalls aktualisieren. (mz)