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Vereinshaus "Blaue Maus" in Lützen Vereinshaus "Blaue Maus" in Lützen: Bastelstunde für geschickte Nachwuchs-Handwerker

Von Heike Riedel 13.12.2015, 20:04
Über ihren Sohn Dominic (rechts) ist Heike Gutenberger zum Verein gekommen, wo ihre Kreativität gefragt ist. Tom Niedner (links), Schüler am Agricola-Gymnasium Hohenmölsen , ist selbst schon jahrelang dabei und kann mittlerweile den Jüngeren mit als Anleiter zur Seite stehen.
Über ihren Sohn Dominic (rechts) ist Heike Gutenberger zum Verein gekommen, wo ihre Kreativität gefragt ist. Tom Niedner (links), Schüler am Agricola-Gymnasium Hohenmölsen , ist selbst schon jahrelang dabei und kann mittlerweile den Jüngeren mit als Anleiter zur Seite stehen. Lisker Lizenz

Lützen - Anreißen, sägen, schleifen, bohren, nageln, schrauben, leimen, ja selbst nähen steht auf dem „Lernprogramm“ des Vereins zur Förderung der technischen Bildung Jugendlicher in Lützen. In der großen Werkstatt im Lützener Vereinshaus Blaue Maus warten Segelschiffe darauf, vollendet zu werden. Ihr Rumpf ist aus hölzernen Zaunriegeln entstanden; Sperrholzabfälle sind zur Schifferkabine darauf geworden; auf den meisten Arbeiten ist auch schon der Segelmast aus einem Holzstab gesetzt.

Vereinschef Dietmar Rau persönlich steht den Kindern montags immer zur Seite. Außerdem hat er sechs über Ein-Euro-Jobs beschäftigte Rehabilitanden und andere vom Jobcenter vermittelte Männer und Frauen für ein halbes Jahr als regelmäßig beschäftigte Helfer. Denn es ist die ganze Woche Betrieb in den Werkstätten auf dem Gelände Ecke Göteborger/Schweßwitzer Straße.

Im Sommer wird dort viel an Autos gewerkelt. Ein ganzer Fuhrpark steht schon bereit, der seinen Schöpfern beim Aufbau richtig Freude gemacht hat. Mit seinen Einsätzen bei Festen erreicht diese Freude ein viel größeres Publikum. Der Porsche-Flitzer, die Buggys, der Truck, die Eisenbahn sind so etwas wie das Markenzeichen des Vereins geworden, den es nun bereits 18 Jahre gibt.

Auf Weihnachtsmärkten zwischen Leipzig und Lützen hat er sich in der Vorweihnachtszeit zudem als einfallsreicher Präsentehersteller vorgestellt. Denn während Rau gemeinsam mit Hans Röder den Kindern beim Schiffebauen hilft, wuseln in der Werkstatt nebenan die Anleiter und Kinder ebenso und zaubern aus Polystyrol, Trinkbechern, Sperrholz, Putzlappen, Stoffresten, Geschenkbändern und vielen anderen Utensilien Türkränze, Schneemänner, Pinguine, Enten, Sterne. . . - der Ideenreichtum der Bastler um Heike Gutenberger scheint kein Ende zu kennen. „Sie hat mich damit angesteckt“, gibt Cornelia Reinhold zu, die zunächst gar nicht so begeistert von Hand- und Werkarbeiten war und Dietmar Rau vor allem im Büro des Vereins zur Seite steht.

Förderung für geschickte Talente

„Es gehört schon eine Menge dazu, den Verein hier am Laufen zu halten“, anerkennt sie, nachdem sie miterlebt, was in der Blauen Maus jeden Tag los ist. Und es sind nur wenige Vereinsmitglieder, die das managen müssen. „Ohne die Helfer vom Jobcenter eigentlich nicht zu schaffen“, sagt Rau. Und ohne die Spender auch nicht, ergänzt er. Diese ermöglichen, dass die nötige Technik und das Material zusammenkommen. Stolz präsentiert Rau Winkeleisen, die die Palette des aus DDR-Zeiten stammenden Werkzeugs neuerdings ergänzen. Viele Maschinen stammen noch aus der Zeit, als in der Blauen Maus ein Teil des Unterrichtstags in der Produktion von Schülerinnen und Schülern stattfand. Heute kann die benachbarte Gustav-Adolf-Schule solch praktische Ausbildung im Rahmen ihrer Arbeitsgemeinschaften gemeinsam mit dem Verein anbieten.

Montags kommen die Sechstklässler 13.45 Uhr von dort. Anschließend stehen die Türen anderen interessierten Jugendlichen offen. Dazu gehört zum Beispiel Lea Voigt. „Egal, was sie anfasst, es gelingt ihr“, spricht Rau der 15-Jährigen handwerkliches Talent zu. Seit sechs Jahren bereits entwickelt sie ihr Geschick im Verein weiter und ist wie auch Tom Niedner schon zur Junior-Anleiterin für die Jüngeren geworden. Egal ob am Auto oder so ein Waldbild aus Holz mit Rentier und Schlitten - „man kann hier so viel selbst machen und sich immer wieder an Neuem ausprobieren“, begründet die Lützenerin, die die Beuditzschule in Weißenfels besucht, ihre Treue. Ihre Fähigkeiten können ihr auch bald bei der Berufswahl helfen. „Tischler vielleicht“, sagt sie, aber auch der Gedanke, bei der Bundeswehr einmal Panzer zu reparieren, ist ihr noch nicht aus dem Kopf gegangen. Mit Schraubenschlüsseln hat sie umgehen gelernt. (mz)