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Über kurz oder lang ein Stück weiter

Von PETRA WOZNY 13.08.2009, 17:55

ZORBAU/MZ. - Veränderte Auftragslage

Die Auftragslage sei so gut gewesen, dass in Leipzig im Vorjahr ein Objekt für Logistik und Versand eingerichtet wurde. Insgesamt sind bei Agrodur 80 Mitarbeiter beschäftigt - 30 jeweils in Zorbau und Taucha sowie 20 in Leipzig. Um alle Beschäftigten bekommt Hofmann Anfang des Jahres richtig Angst. "Die Aufträge gingen massiv zurück und die Endkunden in Kurzarbeit", blickt sie zurück. Die Stimmung in der Belegschaft geht in den Keller.

"Alle haben sich nen Kopf gemacht. Was wird? Was bleibt? Du drehst dich wie ein Hamster im Rad", erzählt Maschinist Thomas Härtel. Seit 1994 ist der heute 38-Jährige im Betrieb. "Ich hänge an der Arbeit. Fast jeden Abend habe ich mit meiner Frau über alle Wenns und Aber diskutiert." "Stimmt, mir hat auch der Kopf geraucht", sagt Marcel Brosius. Der 24-jährige Industriemechaniker aus Starsiedel hat bei Agrodur gelernt. "Das ist meine Heimat. Da gehste nicht gern."

Monika Hofmann kennt ihre Leute, schwört auf sie. "Wir sind mit ihnen zufrieden. Aber", und da ist sie ganz Prokuristin, "letztlich muss sich auch das Betriebsergebnis rechnen." Sie nimmt Kontakt mit der Arbeitsagentur in Weißenfels auf. Dort hat sie mit Silke Kuhnat-Wasewitz als Arbeitsvermittlerin im Arbeitgeberservice eine feste Ansprechpartnerin. Sie reden über Kurzarbeit und doch über die Zukunft. Agrodur plant in wenigen Monaten neben dem Spritzgussverfahren das Thermoplastverfahren aufzunehmen. "Der Trend geht dort hin, deshalb haben wir uns auch zwei solche Maschinen angeschafft," erklärt Hofmann. Die Sicht auf den Markt

Eine große Investition mit einer Übernahme sei geplant, wofür viel Geld angefasst werden soll. Hofmann hält, wenn alles planmäßig läuft, sogar eine Erhöhung der Mitarbeiterzahl für möglich. "Wir müssen auf die neue Situation vorbereitet sein und durch die jetzige einigermaßen unbeschadet durch." Sie ist sich sicher, dass sich jeder der Betroffenen damit schwer tun wird. Sie weiß aber auch: "Wir wollen auf dem Markt bleiben."

Im Burgenlandkreis haben derzeit 150 Unternehmen Kurzarbeit angemeldet. Betroffen sind 12 511 Beschäftigte. "Die Unternehmen haben zunächst verhalten auf dieses Instrumentarium reagiert. Logisch, sie waren erst einmal mit sich beschäftigt. Wir mussten werben", berichtet Petra Alsleben, Leiterin Arbeitgeberservice im Burgenlandkreis. Allmählich habe der Prozess des Begreifens begonnen. Dazu gehört auch zu wissen, dass Lehrgangskosten während der Kurzarbeit zwischen 25 bis 100 Prozent von der Agentur übernommen werden. Das sei abhängig von der Größe des Unternehmens, aber auch vom Alter des Beschäftigten. Bei Agrodur bereitet Kuhnat-Wasewitz alles für die Kurzarbeit des Unternehmens, die für ein Jahr angemeldet wird, vor. In dieser Zeit werden von 20 Mitarbeitern aus Zorbau 13 für die Arbeit an den neuen Spitzgussmaschinen im Kunststoffzentrum Leipzig qualifiziert. "Im Unternehmen besteht die positive Stimmung, dass Weiterbildung als eine wichtige Unterstützung zum Erhalt des Arbeitsplatzes gesehen wird", resümiert sie ihre Arbeit mit dem Chemiebetrieb.

Es geht weiter

Unter den Arbeitnehmern, die sich jetzt qualifizieren, sind auch Marcel Brosius und Thomas Härtel. "Na, erst guckste dumm. Kurzarbeit bringt finanzielle Einschnitte. Die drückste irgendwie weg", schildert Härtel seine Erfahrung und grinst. "Und dann guckste noch mal dumm, denn so lange habe ich ewig nicht mehr auf der Schulbank gesessen." Und? "Macht Spaß. Es geht weiter." Das ist der Grundgedanke, den Arbeitsvermittlerin Silke Kuhnat-Wasewitz nun öfter hört. "Kurzarbeit vermittelt, richtig eingesetzt und mit Weiterbildung verbunden auch ein Stück Optimismus."

Bei Agrodur wird weiter in drei Schichten, aber mit kleinerer Mannschaft gearbeitet. Geplant wird von Woche zu Woche unter Berücksichtigung, dass die "Weiterbildungsmannschaft" noch bis September bis zu dreimal in der Woche in Leipzig ist. Dann erhalten sie ein Zertifikat. In absehbarer Zeit werden noch mehr Mitarbeiter, angedacht sind 50, büffeln müssen. Das Unternehmen will sich nach so genannter Automobilnorm zertifizieren lassen. Dafür muss das Qualitätssicherheitssystem im Betrieb ausgebaut werden. "Das packen wir", sagt Prokuristin Monika Hofmann.