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Kommunale Finanzen Schwere Kost: Warum Räte mit Weißenfelser Haushalt überfordert sind

Die Stadt Weißenfels arbeitet noch immer an einem Doppelhaushalt für die Jahre 2025/26. Die Ortschaft Reichardtswerben hat den Haushalt jetzt abgelehnt.

Von Andreas Richter 24.10.2025, 15:00
Hannes P Albert/dpa035Umcga9acV229HJe52Ud9ZV66Die ehrenamtlichen Räte in den Weißenfelser Ortschaften sind mit dem mehr als 500 Seiten umfassenden Entwurf für den Doppelhaushalt 2025/26 zum Teil überfordert. Diesen Eindruck hat in dieser Woche die Anhörung zum Haushalt in Reichardtswerben hinterlassen. Nachdem dem Paket zuvor in den Ortschaften Uichteritz, Leißling und Markwerben zugestimmt worden war, hat der Ortschaftsrat in Reichardtswerben den Doppelhaushalt abgelehnt. Von fünf Räten waren allerdings nur drei dabei. Zwei stimmten gegen den Entwurf, einer enthielt sich der Stimme. Die endgültige Entscheidung zum Haushalt trifft der Stadtrat voraussichtlich am 13. November.„Wir haben als Ortschaftsräte leider viel zu wenig Zeit und Sachverstand, um diesen Haushalt wirklich einschätzen zu können“, bedauerte Reichardtswerbens Ortsbürgermeister Karsten Uhle (parteilos) im Ortschaftsrat. Umso mehr, wenn die umfangreichen und komplexen Unterlagen erst acht bis zehn Tage vor der Sitzung zugestellt werden.Baustelle Dorfgemeinschaftshaus Die Debatte zum Haushaltsentwurf konzentrierte sich denn auch auf zwei Schwerpunktprojekte für Reichardtswerben. Da ist zum einen der Umbau des ehemaligen Gemeindeamtes in der Ernst-Thälmann-Straße. Wie Kathrin Heinrich, Abteilungsleiterin Finanzbuchhaltung bei der Stadt, im Ortschaftsrat informierte, sind für das künftige Dorfgemeinschaftshaus in diesem Jahr 200.000 Euro sowie im nächsten Jahr 50.000 Euro im Haushalt eingeplant. Nach Ansicht des Ortsbürgermeisters jedoch viel zu wenig, um das Bauvorhaben, das aufgrund der notwendigen Schwammsanierung nun noch teurer wird, wirklich voranzubringen. Auf Drängen Uhles versicherte Heinrich jedoch, dass jene 950.000 Euro, die in Vorjahren für das Dorfgemeinschaftshaus geplant waren und aufgrund des späteren Baubeginns nicht abgerufen wurden, aufgrund einer sogenannten Ermächtigungsübertragung weiterhin für das Projekt zur Verfügung stehen. „Das Geld ist nicht verloren“, bestätigte Heinrich.Zweiter Schwerpunkt ist für Reichardtswerben die Errichtung eines „Draußen-Orts“ für Jugendliche. Dafür stehen 50.000 Euro im Finanzplan der Kommune. Am Sportplatz der Ortschaft soll aus Lehm ein Treffpunkt für junge Leute entstehen, der allerdings nicht wie anfangs erhofft bereits vor diesem Winter fertig wird.Noch kein Radweg nach RoßbachKritisch sieht Karsten Uhle, dass es in Sachen Radwegebau im Raum Reichardtswerben nicht wirklich vorangeht. So hoffe man seit Jahren vergeblich auf einen Ausbau des Radweges zur Hasse nach Roßbach. Die Stadt bemühe sich um Fördermittel für den weiteren Ausbau von Radwegen, sagte Kathrin Heinrich. Allerdings gebe es viel mehr Anträge als Geld zur Verfügung steht. „Der Fördertopf ist völlig überzeichnet“, sagte sie.  Weißenfels stellt bereits seit Februar erstmals überhaupt einen Doppelhaushalt auf. Im Entwurf für die Jahre 2025/26 klafft ein Defizit von rund 16 Millionen Euro, das noch mit Rücklagen von insgesamt rund 18 Millionen Euro aus vergangenen Haushaltsjahren ausgeglichen werden kann. Spätestens ab 2027 dürften die Geldsorgen der Kommune jedoch noch größer werden, wie Mathias Schicke, Fachbereichsleiter Finanzdienste, bei der Anhörung zum Haushalt in Markwerben andeutete. Bis 13. November werden alle Ortschaften zum Doppelhaushalt angehört, am kommenden Montag ist Großkorbetha dran.
Hannes P Albert/dpa035Umcga9acV229HJe52Ud9ZV66

Die ehrenamtlichen Räte in den Weißenfelser Ortschaften sind mit dem mehr als 500 Seiten umfassenden Entwurf für den Doppelhaushalt 2025/26 zum Teil überfordert. Diesen Eindruck hat in dieser Woche die Anhörung zum Haushalt in Reichardtswerben hinterlassen. Nachdem dem Paket zuvor in den Ortschaften Uichteritz, Leißling und Markwerben zugestimmt worden war, hat der Ortschaftsrat in Reichardtswerben den Doppelhaushalt abgelehnt. Von fünf Räten waren allerdings nur drei dabei. Zwei stimmten gegen den Entwurf, einer enthielt sich der Stimme. Die endgültige Entscheidung zum Haushalt trifft der Stadtrat voraussichtlich am 13. November.

„Wir haben als Ortschaftsräte leider viel zu wenig Zeit und Sachverstand, um diesen Haushalt wirklich einschätzen zu können“, bedauerte Reichardtswerbens Ortsbürgermeister Karsten Uhle (parteilos) im Ortschaftsrat. Umso mehr, wenn die umfangreichen und komplexen Unterlagen erst acht bis zehn Tage vor der Sitzung zugestellt werden.

Baustelle Dorfgemeinschaftshaus

Die Debatte zum Haushaltsentwurf konzentrierte sich denn auch auf zwei Schwerpunktprojekte für Reichardtswerben. Da ist zum einen der Umbau des ehemaligen Gemeindeamtes in der Ernst-Thälmann-Straße. Wie Kathrin Heinrich, Abteilungsleiterin Finanzbuchhaltung bei der Stadt, im Ortschaftsrat informierte, sind für das künftige Dorfgemeinschaftshaus in diesem Jahr 200.000 Euro sowie im nächsten Jahr 50.000 Euro im Haushalt eingeplant. Nach Ansicht des Ortsbürgermeisters jedoch viel zu wenig, um das Bauvorhaben, das aufgrund der notwendigen Schwammsanierung nun noch teurer wird, wirklich voranzubringen. Auf Drängen Uhles versicherte Heinrich jedoch, dass jene 950.000 Euro, die in Vorjahren für das Dorfgemeinschaftshaus geplant waren und aufgrund des späteren Baubeginns nicht abgerufen wurden, aufgrund einer sogenannten Ermächtigungsübertragung weiterhin für das Projekt zur Verfügung stehen. „Das Geld ist nicht verloren“, bestätigte Heinrich.

Zweiter Schwerpunkt ist für Reichardtswerben die Errichtung eines „Draußen-Orts“ für Jugendliche. Dafür stehen 50.000 Euro im Finanzplan der Kommune. Am Sportplatz der Ortschaft soll aus Lehm ein Treffpunkt für junge Leute entstehen, der allerdings nicht wie anfangs erhofft bereits vor diesem Winter fertig wird.

Noch kein Radweg nach Roßbach

Kritisch sieht Karsten Uhle, dass es in Sachen Radwegebau im Raum Reichardtswerben nicht wirklich vorangeht. So hoffe man seit Jahren vergeblich auf einen Ausbau des Radweges zur Hasse nach Roßbach. Die Stadt bemühe sich um Fördermittel für den weiteren Ausbau von Radwegen, sagte Kathrin Heinrich. Allerdings gebe es viel mehr Anträge als Geld zur Verfügung steht. „Der Fördertopf ist völlig überzeichnet“, sagte sie.

Weißenfels stellt bereits seit Februar erstmals überhaupt einen Doppelhaushalt auf. Im Entwurf für die Jahre 2025/26 klafft ein Defizit von rund 16 Millionen Euro, das noch mit Rücklagen von insgesamt rund 18 Millionen Euro aus vergangenen Haushaltsjahren ausgeglichen werden kann. Spätestens ab 2027 dürften die Geldsorgen der Kommune jedoch noch größer werden, wie Mathias Schicke, Fachbereichsleiter Finanzdienste, bei der Anhörung zum Haushalt in Markwerben andeutete. Bis 13. November werden alle Ortschaften zum Doppelhaushalt angehört, am kommenden Montag ist Großkorbetha dran.

dpa