Schulen in Weißenfels Schluss mit Kreide - So läuft die Digitalisierung an den Schulen
Die Stadt Weißenfels hat in den vergangenen drei Jahren viel in die Grundschulen investiert. Wie moderne Technik jetzt im Unterricht genutzt wird.

Weißenfels/MZ. - Die herkömmliche Kreidetafel? „Davon steht bei uns noch ein Exemplar im Hort“, erzählt Christopher Hesselbarth. Der 31-Jährige ist Leiter der Weißenfelser Berg-Grundschule, in der sich in den vergangenen Wochen ein wichtiges Kapitel Fortschritt vollendet hat: Alle Klassenräume der Schule in der Karl-Liebknecht-Straße sind seit den Herbstferien mit einer digitalen Tafel ausgestattet. Bis auf wenige Ausnahmen ist das nun auch in den anderen sieben Schulen in Trägerschaft der Stadt der Fall.
„Als ich 2017 in der Bergschule als Lehrer anfing, da haben wir noch mit dem Polylux gearbeitet“, erinnert sich der heutige junge Schulleiter an jene Projektoren, die einst zur Ausstattung in fast jedem Klassenraum gehörten. Sieben Jahre nach Hesselbarths Anfang als Lehrer erinnert Sven Hantscher, Fachbereichsleiter Zentrale Dienste bei der Stadt, daran, dass nunmehr eine Geschichte erfolgreich abgeschlossen werden konnte, die schon 2021 begonnen hat. Seinerzeit hatte die Stadt Geld aus dem Bundesprogramm „Digitalpakt Schulen“ beantragt und rund 642.000 Euro Fördermittel erhalten. Hinzu kam ein zehnprozentiger Eigenanteil der Kommune, so dass mehr als 700.000 Euro zur Verfügung standen, um zunächst einmal die digitale Infrastruktur an den Schulen zu schaffen. Insgesamt seien dafür allein mehr als 14.300 Meter Netzwerkkabel an den Schulen verlegt worden, so Hantscher.
Provisorische Netze an zwei Schulen
Die Besonderheit dabei: Nur an sechs Grundschulen wurde die digitale Infrastruktur komplett für die nächsten 25 Jahre aufgebaut. Einen geringeren Aufwand hat die Stadt, finanziert aus dem eigenen Haushalt, in den Schulen in Langendorf und Uichteritz betrieben. Der Grund: An beiden Standorten wird mittelfristig ein Neubau in Erwägung gezogen. Laut Hantscher wurden an diesen beiden Schulen als Interimslösung provisorische Hausnetze mit geringerer Leistungsfähigkeit installiert. Wesentlich zum Erfolg des Projekts beigetragen habe die gute Zusammenarbeit mit den Schulleitern, deren medienpädagogischen Konzepte Grundlage für die Förderung waren.
Ende 2022 kamen schließlich die ersten 25 digitalen Tafeln und je ein Klassensatz iPads an den Weißenfelser Grundschulen an. „Das sollte auch die Lehrer für den Umgang mit der modernen Technik motivieren“, sagt Hantscher. Und Hesselbarth bestätigt: „Anfängliche Ängste haben die Kollegen schnell überwunden.“
Alles in allem hat die Stadt Weißenfels in den vergangenen Jahren rund 300.000 Euro in die Digitalisierung ihrer Schulen gesteckt. Um die Ausstattung mit digitalen Endgeräten weiter voranzutreiben, kam in diesem Jahr ein neues Förderprogramm gerade zur rechten Zeit. Noch einmal flossen knapp 400.000 Euro - in diesem Fall aus dem Topf der Europäischen Union. Unterm Strich sind laut Hantscher an den städtischen Grundschulen nunmehr insgesamt 73 digitale Tafeln und 542 iPads zu finden.
„Internet-ABC“ für Schüler
„Die Geräte und ihre vielfältigen Möglichkeiten sind eine große Erleichterung in der täglichen pädagogischen Arbeit“, sagt Schulleiter Hesselbarth. Zugleich aber schränkt er ein: „Digitalisierung ja, aber die Geräte sind nicht das alleinige Unterrichtsmittel.“ So sei etwa auch Schönschrift auf Papier fester Bestandteil des Unterrichts an der Grundschule. iPads, so Hesselbarth, kämen vor allem in der 3. und 4. Klasse zum Einsatz. Zum Teil im Deutsch- und Sachkundeunterricht sowie im wöchentlichen „Internet-ABC“, in dem die Schüler über Möglichkeiten ebenso wie über Gefahren des Internets aufgeklärt werden.
Für einen maßvollen Einsatz der digitalen Technik an den Grundschulen plädiert indes auch der Weißenfelser Oberbürgermeister Martin Papke (CDU). Wichtig sei die richtige Verknüpfung von digitalem und herkömmlichem Unterricht. Gerade bei Kindern seien im digitalen Zeitalter Tendenzen zur Vereinsamung zu beobachten, so der ehemalige Sozialarbeiter. Umso wichtiger sei es,, Fragen der „digitalen Ethik“ stärker in das Bewusstsein zu rücken.