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«Schlümpfe» vergessen Lampenfieber

Von BÄRBEL SCHMUCK 11.04.2010, 20:26

WEISSENFELS/MZ. - Die MZ unterstützt mit Partnern ein Leseprojekt in Schulen des Altkreises Weißenfels. Schüler der sechsten Klassen kommen ab Montag beim Schulspiel vier Wochen lang täglich mit der Zeitung in Berührung. Diesmal geht es um Bildungseinrichtungen, die stadtprägend für Weißenfels, Hohenmölsen und Lützen sind. Den Anfang macht das Bildungszentrum für Gesundheitsfachberufe, das sich im Weißenfelser Krankenhaus in der Naumburger Straße befindet.

Patienten der urologischen Station des Weißenfelser Asklepios-Klinikums erlebten in den letzten Wochen während ihres Aufenthaltes eine besondere Situation. Schüler des Bildungszentrums für Gesundheitsfachberufe haben unter fachlicher Anleitung die Station in ihre Verantwortung übernommen. Dabei handelte es sich um Auszubildende (Azubis) des dritten Lehrjahres der Schule. Die 19-jährige Heidi Selig aus Trebnitz und die 20-jährige Diana Ecke, die in Grana bei Zeitz zu Hause ist, gehören zu den 19 Schülern, die ihr theoretisches Wissen und praktisches Können über einen längeren Zeitraum schon mal anwenden konnten.

"Die jungen Leute haben drei Wochen lang eine sehr gute Arbeit geleistet", sagt die stellvertretende Stationsleiterin Gabi Kunert. "Unser urologisch-chirurgisches Pflegeteam, darunter Krankenschwestern als versierte Praxisanleiter und auch die Pädagogen des Bildungszentrums, waren dabei rund um die Uhr stets im Hintergrund", fügt Schwester Gabi hinzu. Sie nennt Aufgaben wie die Vorbereitung der Patienten auf Operationen (OP) und deren Überwachung danach, Hilfestellung bei der Körperpflege, das Verabreichen von Medikamenten am Krankenbett, die Begleitung der Visite mit Ärzten und Schwestern, das Ausgeben von Mahlzeiten, das Messen der Körpertemperatur, des Blutdrucks und des Blutzuckers sowie die Vorbereitung der Patienten zu ihrer Entlassung aus der Klinik.

"Was wir im Unterricht gelernt haben, konnten wir gut auf der Station umsetzen", berichtet Heidi Selig stolz. Und Diana Ecke erzählt, wie aufgeschlossen sich die Patienten verhalten hätten. "Wir haben uns jedesmal vorgestellt und die Leute wollten viel über unsere Ausbildung wissen, das war ein schönes Gefühl", sagt sie. Nebenbei ist von den Schülerinnen, die das Lampenfieber inzwischen vergessen haben, zu erfahren, dass sie wegen ihrer hellblauen Arbeitskleidung oftmals mit den Worten von Patienten, "Ach, da kommen ja wieder die Schlümpfe", auf der Station empfangen wurden.

Axinia Hartmann, die Leiterin des Bildungszentrums im Krankenhaus, wertet das Pilotprojekt als erfolgreich. "Die Schüler haben den Berufsalltag in allen Facetten kennengelernt, haben eine Stationsleitung und eine Stellvertretung gewählt, Dienstpläne erstellt, Patienten vor ihrer OP Mut gemacht, mit Angehörigen gesprochen - alles stets im Doppelpack, weil hinter jedem Auszubildenden eine berufserfahrene Fachkraft stand", sagt die Diplom-Medizinpädagogin. Bereits im Oktober hätten die Vorbereitungen für das Projekt begonnen. Axinia Hartmann würdigt die gute Zusammenarbeit mit dem Chefarzt der urologischen Klinik, Hans-Jörg Scholz. Der promovierte Urologe, der zudem als ärztlicher Direktor im Krankenhaus fungiert und derzeit Urlaub hat, habe dem Vorhaben "Schüler leiten eine Station" von Anfang an aufgeschlossen gegenüber gestanden. "Deshalb haben wir mit der Urologie begonnen", sagt die Chefin des Bildungszentrums. Das Projekt werde fortgesetzt, weil es sich als optimale Vorbereitung auf die Prüfungen erwiesen hat.