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Scharnhorstfest in Großgörschen Scharnhorstfest in Großgörschen: Veranstalter erwarten über 1.500 zur Schlacht in Großgörschen

Von Julia Reinard 04.05.2013, 10:20
Ralf Hiller (r.) erkundigt sich bei der russischen Truppe um Andrej Luzhbin (2.v.l.), ob alles passt. Gabriele Rodriguez (2.v.r.) übersetzt.
Ralf Hiller (r.) erkundigt sich bei der russischen Truppe um Andrej Luzhbin (2.v.l.), ob alles passt. Gabriele Rodriguez (2.v.r.) übersetzt. Peter lisker Lizenz

Grossgörschen/Rahna/MZ - Die Autokennzeichen zeigen, das Ziel ist fast erreicht: Richtung Großgörschen mischen sich tschechische, russische, polnische Plaketten unter die BLKs. Die Wagen sind beladen, manch Anhänger wird hinterhergezogen. Die Traditioner nehmen seit Tagen Quartier auf historischem Boden, auf dem anno 1813 Napoleon mit den Rheinbundtruppen gegen die Verbündeten Preußen und Russen kämpfte.

Rund 1.500 Traditioner erwartete der Vorsitzende des organisierenden Scharnhorstkomitees, Heinrich Hexel, im Vorfeld der Veranstaltung, manche von ihnen mit Pferden, viele mit Waffen, nur wenige mit Deutschkenntnissen. Und doch muss alles klappen, darf zur großen Schlachtdarstellung am Sonnabend, 15 Uhr, keiner aufs Gefechtsfeld, dem die Erlaubnis fehlt, muss jeder seinen Platz im Biwak finden.

Angemeldet haben sich die meisten Traditioner vor Wochen mit einem Formular über die Internetseite des Scharnhorstkomitees. Von Jürgen Otte, der alle Anfragen bearbeitete, erhielten sie Bestätigungen, Schreiben für Visa, Hinweise für Ausflüge. Und einen Plan, wohin sie sich bei ihrer Ankunft wenden: an die Information, die im alten Feuerwehrhaus Rahnas eingerichtet wurde.

Im Vorfeld der heißen Phase am Sonnabend, verbringt Gabriele Rodriguez dort viel Zeit. Sie spricht Russisch, Spanisch und Englisch. Auch Französisch, von dem sie aber sagt, es sei „nicht so gut“. Womit sie meint: Sie lehrt es nicht an der Universität Leipzig und hat es auch nicht fünf Jahre vor Ort studiert - wie in den anderen Fällen.

Sie sagt den Ankommenden, wo sie ihr Biwak aufschlagen können, wohin mit dem Auto und den Pferden und wer ihnen die Bestätigung fürs Schießen erteilt. Das wird in Deutschland streng geregelt: Man braucht eine „Erlaubnis nach Paragraf 27 des Sprengstoffgesetzes“. So steht es auf einem grünen Ausweis. Um auf dem Schlachtfeld schießen zu dürfen, muss das Dokument dabei sein - und man muss unterschrieben haben, dass man den Sicherheitsregularien folgt, also nicht im Biwak schießt, eine Haftpflichtversicherung hat, nur geprüfte, zugelassene Waffen nutzt.

Wer einen Biwakplatz bezogen hat, hat noch einen Weg zu erledigen: den zu Ralf Hiller. Der Mann aus Großzschocher (Sachsen) ist Teil des Lützower Freikorps, das man an seinen schwarzen Uniformen erkennt. Tatsächlich nahm das Korps vor 200 Jahren an der Großgörschener Schlacht nicht teil. Doch fürs Scharnhorstfest lieferten die Darsteller der Gruppe eine Art Initialzündung. Sie kamen schon zu DDR-Zeiten, zeigten, wie gelebt und gekämpft wurde in den Befreiungskriegen. So wollten die Großgörschener der Schlacht gedenken, nicht auf militärischem Weg. Ralf Hiller sagt, er sei zum 31. Mal in Großgörschen dabei. Als Feldgendarmerie sind er und seine Leute seit rund 15 Jahren für die Sicherheit auf dem Platz zuständig.

Zu ihm kommt das Ehepaar Hannelore und Manfred Hitzke. Sie zeigen Hiller die Anmeldung, bekommen farbige Armbänder - Manfred Hitzke ist Waffenträger, seine Frau Marketenderin. Und dann gehen sie zu ihrem Zelt, wo Hitzke sich in ein Mitglied der Sächsischen Leibgarde verwandelt.

Ralf Hiller wartet nicht nur am Gendarmeriezelt, er erkundigt sich auch im Biwak, ob alles passt. Dolmetscherin Gabriele Rodriguez begleitet ihn. Zum Camp russischer Traditioner, zum Beispiel. Andrej Luzhbin aus Sankt Petersburg und seine Truppe sind gerade angekommen, sie stopfen noch die Zelte mit Stroh, sprechen kaum Deutsch. Gabriele Rodriguez übersetzt: „Alles in Ordnung, alles da“, habe Luzhbin gesagt. Die Männer vom Freikorps nicken. Sie können weitergehen, prüfen, besorgen.

Zum Scharnhorstfest wird die Schlacht von Großgörschen nachgestellt, hier im Jahr 2011.
Zum Scharnhorstfest wird die Schlacht von Großgörschen nachgestellt, hier im Jahr 2011.
Archiv/Lisker Lizenz