1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Sanierung: Sanierung: Mit Bibel und Besen ins Gotteshaus

Sanierung Sanierung: Mit Bibel und Besen ins Gotteshaus

Von Petra Wozny 24.09.2012, 18:21

Granschütz/MZ. - Ein Handfeger muss her, um vor dem Gottesdienst in der Granschützer Kirche die Bänke vom herabbröselnden Putz zu säubern. Hängen Bilder an den Wänden des Gotteshauses, werden sie vorsorglich mit Plastikplanen geschützt. Die Bänke sind mit alten Zeitungen belegt. Kurz: Die Kirche macht den Bürgern des Industriedorfes ernsthafte Sorgen. Hilmar Herbst, Granschützer und Hobbyhistoriker, hat 1999 zum hundertjährigen Bestehen der Kirche ein Buch über das Gebäude geschrieben. "Es ist sehr selten, dass eine Kirche jünger als der Ort ist. Granschütz kann das aufweisen. Unser Ort ist 700 Jahre alt, die Kirche mit rund 100 Jahren historisch gesehen ein Kind. Doch ihr Zustand ist unerträglich." Der Förderverein unter Vorsitz von Matthias Kolonko soll den misslichen Zustand beseitigen helfen. Rund 150 000 Euro werden notwendig sein, um die Bauschäden zu beseitigen.

Hilmar Geppert (parteilos), Ortsbürgermeister und stellvertretender Vorsitzender des Vereins, zählt die schier unendlich lange Mängelliste der Kirche auf, die zum Kirchspiel Zorbau im evangelischen Pfarrbereich Weißenfels Süd-Ost gehört: Im Gebälk des Turmes sitzt der Schwamm. Wasser hat das Mauerwerk des riesigen Baus schwer beschädigt. Von außen sind die Fugen ausgespült. Auch die herrliche Ladegastorgel ist invalid, besitzt sie doch nur noch ein Manual.

1982 wurde das Dach der Kirche neu eingedeckt. Da Schiefer in dieser Menge nicht zu bekommen war, wurden so genannte Preolit-Schindeln, also speziell verklebte Bitumenbahnen, verwendet. Die darunter liegende Verschalung wurde nur ausgebessert. Schon damals war eine Haltbarkeit von etwa 25 Jahren prognostiziert worden. Um die Jahrtausendwende wurden Risse in den Bitumenbahnen festgestellt. "Wir waren zu DDR-Zeiten froh, dass wir für eine Kirche überhaupt Material bekamen, sonst wäre unser Gotteshaus schon damals eine Ruine gewesen,", berichtet Thea Kolonko (76), die Kirchenälteste im Kirchenspiel Zorbau und Gemeindekirchenratsmitglied. "Wer im Gottesdienst ganz vorn sitzt, muss sich hinterher die Haare waschen", sagt sie. Etwa 80 Kirchenmitglieder zählt die Gemeinde, zirka zehn besuchen die alle vier Wochen abgehaltenen Gottesdienste.

Erreicht werden konnte bisher, dass die Granschützer Kirche auf der Prioritätenliste der Förderung durch das Leader-Programm steht. Die Zeichen stehen gut, dass mit der Turmsanierung in diesem Jahr begonnen werden kann. Hinzu kommt, dass der Verein seit 2011 Konzerte organisiert. Der Eintritt ist dazu frei, um eine Spende wird gebeten. Mehrere tausend Euro sind so 2011 zusammengekommen. "Wir denken auch an Buchlesungen und Filmvorführungen", kündigt Hilmar Geppert an. Am 30. September hofft er auf ein volles Haus, wenn das Hohenmölsener Mandolinenorchester um 17 Uhr ein Benefizkonzert geben wird.