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Sanierung in Granschütz Sanierung in Granschütz: Korsett für einen Kirchturm

Von Petra Wozny 11.06.2013, 12:34
Hier tut sich was: Der Turm der Granschützer Kirche wird saniert.
Hier tut sich was: Der Turm der Granschützer Kirche wird saniert. Peter Lisker Lizenz

Granschütz/MZ - „Man braucht doch eine Kirche nicht nur zu Weihnachten oder für die Beerdigungsfeier.“ Das findet Thea Kolonko, die Zeit ihres Lebens gottgläubig ist. Die weißhaarige Frau ist Gemeinde-Kirchenratsmitglied in Granschütz. Natürlich verpasst sie keinen Gottesdienst. Darüber hinaus schlägt ihr Herz nicht nur für die Bibel und das Gebet, sondern für den Erhalt des Gotteshauses in dem Dorf, in dem sie lebt. Da weiß sie ihren Sohn Matthias an ihrer Seite.

Der 43-Jährige arbeitet im Landesverwaltungsamt Halle. Privat ist er unter anderem Vorsitzender des Fördervereins zum Erhalt der Granschützer Kirche. In ihr wurde Kolonko getauft. In ihr will er noch so manches Gebet sprechen. Doch das weit hin sichtbare Bauwerk kränkelt, es ist einsturzgefährdet.

Dieses Urteil hat beiden Kolonkos und den Freunden der Kirche mächtig auf den Magen geschlagen. „Ja, sicher, zum monatlichen Gottesdienst kommen nur so knapp zehn Gläubige und den Frauenkreis besuchen in der Regel auch nur 15. Dennoch gehört die Kirche ins Dorf“, meint Thea Kolonko resolut. Im November vergangenen Jahres gründeten die Granschützer einen Verein, der alles tun soll, um das Bauwerk zu sichern. Jetzt ist es mit Gerüsten und Planen umhüllt. Die Gerüste reichen fast bis zur Kirchturmspitze in 46 Meter Höhe. Die Planen sollen die Bauarbeiter vor dem Dauerregen schützen.

Matthias Kolonko erklärt, was dahinter passiert. „Steine lösen sich, stürzen herab. Die Fugen sind so ausgewaschen, dass man richtig mit dem Zollstock hineinfahren kann. Werden die fehlenden Steine nicht ersetzt und die Fugen geschlossen, könnten irgendwann einmal unsere drei Glocken nicht mehr geläutet werden. Es besteht die Gefahr, dass der Turm abknickt.“ Dem wird nun entgegengewirkt. Neben den verfestigenden Arbeiten am Turm soll der Anschluss an das Kirchendach geschaffen sowie die Verbindung zwischen den vier Türmchen und dem Dach erneuert werden.

Ein Unterfangen, so hofft der Verein, was bis September gemeistert sein soll. Eine bauliche Leistung auch, die ihren Preis hat. „Wir rechnen mit rund 100 000 Euro“, bilanziert Thea Kolonko. Fördermittel vom Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten und vom Kirchenkreis seien geflossen. Ganz besonders stolz ist die 77-jährige Seniorin jedoch auf die Eigenleistung der Kirchgemeinde und Sponsoren. „Hier flossen Spenden mitunter in vierfacher Höhe“, berichtet sie. Ein gutes Stück habe der Verein beisteuern können, denn, so erklärt Matthias Kolonko: „Wir haben gemerkt, dass es die Kirche allein nicht schafft.“ So organisierten die Vereinsmitglieder ein halbes Dutzend Benefizkonzerte, die viele Besucher in die für ihre gute Akustik bekannte Kirchen zog. Geld floss auch über Verkäufe von adventlichen Dingen auf dem Hohenmölsener Weihnachtsmarkt. Am 19. Juni findet das nächste Benefizkonzert statt - es kann in der Kirche stattfinden.

Auch wenn im Herbst die Gerüste fallen, wird im Innern der Kirche der Putz weiter von der Decke auf die Häupter der Besucher rieseln. Kolonko lacht. „Ja, in der Tat, dieses Problem wird uns so lange begleiten, bis das Dach vollständig erneuert worden ist. Doch“, so schränkt er ein, „das würde rund 250 000 Euro kosten und die haben wir nicht.“ Der Mann rechnet etwa mit einer Ansparzeit von rund fünf Jahren.

Doch beide Kolonkos sind selig. So findet die Kirchenälteste: „Wir wissen, dass unsere Kirche wieder begehbar wird und werden viele Konzerte organisieren. Denn jede Veranstaltung in der Kirche hat auch einen missionarischen Dienst. Vielleicht kommen dann wieder mehr zu uns und lassen sich wieder trauen oder taufen, denn die Kirche ist nicht nur für alte Leute oder für Beerdigungsfeiern da.“

Das Mauerwerk am Turm der Granschützer Kirche ist so weit ausgespült, dass der Turm einzustürzen drohte.
Das Mauerwerk am Turm der Granschützer Kirche ist so weit ausgespült, dass der Turm einzustürzen drohte.
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