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Rotlichtmilieu in Weißenfels  Rotlichtmilieu in Weißenfels - Anwohnerin: "Nachts geht hier die Post ab"

Von Klaus-Dieter Kunick 10.10.2016, 04:45
Anwohner und Geschäftsinhaber fühlen sich durch die leicht bekleideten Frauen gestört.
Anwohner und Geschäftsinhaber fühlen sich durch die leicht bekleideten Frauen gestört. imago stock&people

Weißenfels - Wer in den Sommermonaten und der Zeit davor in der Leipziger Straße in Weißenfels entlang spazierte, dem dürften die teilweise leicht bekleideten jungen Damen nicht entgangen sein, die aus einem dreistöckigen Haus fröhlich auf die Straße blickten, lachten und Männer animierten, zu ihnen hoch zu kommen. Das Metier war klar - sie boten keck ihre Liebesdienste an.

Schlägereien und laute Musik

Doch etliche Anwohner und Geschäftsleute konnten sich darüber nicht unbedingt erfreuen. Egal ist es ihnen gleich gar nicht. „Sie müssten erst einmal nachts erleben, wie hier die Post abgeht. Sogar Schlägereien sind an der Tagesordnung“, berichtet eine Frau. Hinzu komme oftmals lautstarke Musik, die die Anwohner störe.

Gestört fühle sich zudem eine Geschäftsfrau, die in ihrer Praxis Kinder und Eltern empfängt, die mit ansehen mussten, wie die Frauen sich am Fenster bewegten. Geärgert haben sich die Geschäftsinhaber darüber hinaus über das Verhalten der Weißenfelser Stadtverwaltung.

So sei beispielsweise in Bezug auf das äußere Erscheinungsbild ihrer Objekte gefordert worden, alles hundertprozentig genau abzustimmen: An welcher Stelle die Werbung anzubringen sei, deren Größe, die Schriftform. Alles sei bis ins kleinste Detail geregelt worden, es habe strenge Vorschriften gegeben. „Aber nebenan tanzen die Puppen, dass es nur so kracht“, kritisiert einer von ihnen. Um den Zustand in dem besagten Haus hätte sich die Verwaltung nicht gekümmert. Daran sehe man wieder einmal, dass mit zweierlei Maß gemessen werde.

Wohnungsprostitution oder Bordell?

Die Frage, ob es nun ein Bordell ist oder nicht, beantwortet eine Geschäftsfrau: „Hier wird von einem sogenannten ,Terminhaus gesprochen.“ Die Zimmer des Hauses würden angeblich an die Frauen vermietet. Das sei wohl rechtlich machbar, dagegen könne die Stadt nicht vorgehen.

Auf Nachfrage der MZ reagiert die Stadt: „Es muss unterschieden werden zwischen Bordellbetrieb und Wohnungsprostitution, also Hausfrauen, die sich Geld dazuverdienen“, erklärt Pressesprecherin Katharina Vokoun. „Die Wohnungsprostitution läuft im Stillen ab und hat keine Auswirkungen auf die Umgebung. Wird hingegen ein Bordell betrieben, muss ein Antrag auf Nutzungsänderung bei der Bauaufsicht gestellt werden“, erklärt die Sprecherin. Wenn Frauen im Fenster sitzen, würde es sich eindeutig um einen Bordellbetrieb handeln. Es würde sich demnach um eine ungenehmigte Nutzungsänderung handeln. Einen entsprechenden Antrag würde die städtische Bauaufsicht an dieser Stelle nicht genehmigen.

Ermittlungen wegen des Verdachts auf Körperverletzung

Kontrollen seitens der Stadt gab es bisher in dem Haus noch nicht. Auch die Polizei soll lediglich einmal vor Ort gewesen sein, als ein 75-jähriger Mann aus Wernigerode sie alarmiert hatte. Dieser gab an, dort festgehalten sowie geschlagen worden zu sein, sagt Polizeirat Ralf Karlstedt. Als die Beamten das Haus daraufhin durchsuchten, konnten sie keine der mutmaßlichen Täter aufspüren. Dennoch hat die Polizei Ermittlungen wegen des Verdachts auf Körperverletzung und Nötigung aufgenommen.

Der Polizeirat macht noch auf einen anderen Aspekt aufmerksam: Grundsätzlich sei in Deutschland die Prostitution nicht strafbar. Seit Januar 2002 ist ein Prostitutionsgesetz in Kraft, welches die rechtliche Stellung von Prostitution als Dienstleistung regelt. Strafrechtlich verfolgt werden jedoch unter anderem die Zuhälterei, die zwangsweise Prostitution, die Prostitution von Personen unter 18 Jahren, die Ausbeutung von Prostituierten sowie der Menschenhandel, so Ralf Karlstedt.

Unangekündigte Kontrolle geplant

Von all dem Geschehen ist man laut der Weißenfelser Stadtverwaltung weit entfernt. Angedacht sei eine unangekündigte Vorortbegehung. Was soll die bewirken? Würde man am Fenster Frauen sehen, die Außenstehende zu Liebesdiensten animieren, wäre ein Einschreiten der Verwaltung gerechtfertigt, berichtet Katharina Vokoun. Ein weiterer Anhaltspunkt wären die Zimmer. Wenn die erkennen lassen, dass die Frauen Liebesdienste anbieten, könnte man von einem gewerblichen Charakter ausgehen, sagt sie. (mz)