Observatorium in Goseck Observatorium in Goseck: Gesang und Schauspiel zur Wintersonnenwende

GOseck/MZ - Der zaghafte Schein der untergehenden Sonne war nach 16 Uhr längst verschwunden, von Venus und Jupiter war nicht eine Spur zu sehen. Da hielt es angesichts des kühlen Windes viele Besucher nicht mehr im Gosecker Sonnenobservatorium. Für Ingo Hohler von den Sternenfreunden des Planetariums Merseburg war das keine neue Erfahrung, denn auch in den letzten Jahren hatte sich der Himmel stets bedeckt gezeigt, so dass nur die Hoffnung auf das jeweils kommende Jahr blieb. Dabei war das Interesse mit fast 200 Teilnehmern an der Führung, wie es sein Kollege Christoph Langer geschätzt hat, groß. Immerhin hatte man ein Linsen- und zwei Spiegelteleskope mitgebracht. „Astronomie war schon immer etwas Spannendes für mich“, begründete Langer sein Hobby.
Gesang zur Nacht
Zahlreiche Gäste warteten am Lagerfeuer oder an Feuerkörben auf die völlige Dunkelheit und den Gesang von Viola Keck, die der Stille einen Klang geben wollte. Schauspieler Gerd Kempe schritt dem Zug vorneweg, gespenstisch in Schwarz gekleidet und mit weiß geschminktem Gesicht. Wie die Zeiger einer Uhr schwang er seine Arme mit Windlicht und Fackel nach oben und unten. „Zählen wir die Zeit nicht, sondern fühlen und füllen wir sie“, sagte er und führte die Besucher zum Mittelpunkt des Observatoriums. Dort stand die Hallenserin Viola Keck und außer dem Wind war nur ihr Obertongesang zu hören: mal kehlig-tief, mal leise raunend, mal voller Inbrunst. Manchmal fiel auch der Bearded-Collie von Yvonne Karnagel ein, als wollte er Antwort geben. Die kleine Leipziger Gruppe, mit der sie gekommen war, war nicht das erste Mal in Goseck dabei und will im kommenden Jahr zur Sommersonnenwende zurückkehren. „Gut, dass es so etwas gibt“, hieß es. Auch die „Sippe vom Weißen Fels“ aus Weißenfels genoss den Abend. Eigentlich stellt sie die Slawenzeit dar und trägt nachempfundene Kostüme, fühlt sich aber dennoch zur Kreisgrabenanlage hingezogen. Michael Strohschein erzählte, dass man schon zur Wintersonnenwende vor neun Jahren hier war, als die Anlage noch nicht rekonstruiert war. „Wir tanken hier Energie und freuen uns, dass die Tage wieder länger werden.“ Außerdem würdigte er ausdrücklich das Engagement des Observatorium-Vereins zur Erhaltung des Kleinods.
Teilnehmer sangen gemeinsam zum Abschluss
Am Ende wärmten sich Viola Keck und Gerd Kempe am Feuer. Sie berichtete vom Engagement bei der Chorarbeit und in der Band „Wild Camel“ und davon, dass sich viele Leute nicht trauten, etwas mit ihrer Stimme zu tun. Zumindest in Goseck gelang es am Ende, die Teilnehmer zum Einstimmen zu bewegen. Dazu pfiff der Wind sein eigenes Lied und verhinderte das Entzünden eines großen Feuerreifens als Höhepunkt des Abends.