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Naumburger Dom Naumburger Dom: Erinnerungen an die heilige Elisabeth

Von bärbel schmuck 08.05.2013, 16:48
Ohne Gesicht: Elisabethfenster im Dom-Westchor.
Ohne Gesicht: Elisabethfenster im Dom-Westchor. peter lisker Lizenz

naumburg/MZ - Die heilige Elisabeth, Landgräfin von Thüringen (1207 bis 1231), war nie im Naumburger Dom, dafür ein Nachfahre von ihr: Bischof Dietrich von Wettin, dessen Grabstätte sich dort befindet. „Der Geistliche gehörte zu den Fürsprechern ihrer Heiligsprechung“, sagte Silke Schoder. Das war ein Grund, warum die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit im Dom im Namen der Vereinigten Domstifter zu einer Erlebnisführung auf den Spuren von Elisabeth eingeladen hatte.

Weitere gute Gründe, warum der weltberühmten ungarischen Königstochter, die mit vier Jahren auf die Wartburg nach Eisenach kam und auch zwei Jahre auf der Freyburger Neuenburg lebte, ein Denkmal in der Domstadt im Burgenlandkreis gesetzt wurde, erfuhren 20 Teilnehmer der Führung. Dieses Denkmal hat viele Gesichter - in Fenstern mit farbigem Glas, als Statue und als kleine Gedächtnis-Kapelle, die im Jahr 1872 eingerichtet wurde. Heute ist dieser Raum als Ort der Stille für die Öffentlichkeit zugänglich, erläuterte Silke Schoder beim Rundgang durch die ehrwürdigen Mauern.

Die historisch gewandete Frau mit der Haube und dem langen Kleid zeigte sich als „Elisabeth“ überrascht von der großen Publikumsresonanz aus Weißenfels. Mehr als die Hälfte der Teilnehmer an der Veranstaltung „Auf den Spuren der heiligen Elisabeth“ am 2. Mai kam von dort. Unter ihnen befanden sich Pädagogen des Weißenfelser Goethegymnasiums und Mitglieder des Vereins „music art weissenfels“.

Die Gäste wollten anhand der ausgestellten Reliquien der Heiligen in der Elisabethkapelle ihr Wissen zum Thema „Wunder und Wirken der heiligen Elisabeth - Der Naumburger Dom mit ihren Augen“ auffrischen beziehungsweise erweitern. Die meisten der Besucher hatten zuvor noch nie einen Blick in die Elisabethkapelle geworfen, geschweige, gewusst, dass es im Dom einen solchen Raum gibt.

„Der 2. Mai steht im Naumburger Dom im Zusammenhang mit der Ankunft der Reliquien und wurde nachweislich seit dem 14. Jahrhundert in besonderer Art und Weise gewürdigt“, sagte Schoder, die mit den Lebensstationen Elisabeths vertraut machte und dazu verschiedene Darstellungen im Denkmal erläuterte. Während nur für einen Tag Handschriften aus dem Domarchiv als Zeugnisse zur Verehrung der im Jahr 1235 heilig gesprochenen Thüringer Landgräfin präsentiert wurden, können mehrere Elisabethfenster in Augenschein genommen werden. Eines, das größte der vier Fenster, befindet sich im Westchor und gehört dort zu mehreren Heiligen-Darstellungen auf der rechten Seite im Fensterbereich. Allerdings ist Elisabeth hier gesichtslos dargestellt. Auf die Frage nach dem Warum erklärte Schoder, dass dies wohl als Fehler vor Jahren beim Restaurieren passiert sein müsse.

Weitere drei Fenster befinden sich in der Elisabethkapelle. Der Künstler Neo Rauch aus Leipzig schuf die Entwürfe für eine moderne Darstellung, die Elisabeth und ihren Gemahl Ludwig IV. vor dessen Abschied 1227 in den Kreuzzug zeigt. Einem Abschied für immer, denn der Landgraf starb mit 27 Jahren auf dem Weg ins Heilige Land an einer Seuche in Italien. Die Fenstergläser in Ätztechnik mit rotem Überzug sind ein Geschenk zum 800. Geburtstag Elisabeths 2007 gewesen. Rot wurde als Farbe des Herzens gewählt, die Ätztechnik steht für das kurze und kräftezehrende Leben der Landgräfin, die mit 24 Jahren im hessischen Marburg starb. Dort hatte sich die Mutter von einem Sohn und zwei Töchtern als junge Witwe und spätere Nonne des Franziskanerordens bis zuletzt in einem durch ihre Initiative entstandenen Hospital der Pflege von Armen und Kranken gewidmet. „Die steinerne Elisabethskulptur in der Kapelle gilt als eine der ältesten ihrer Art auf der Welt“, erklärte Schoder.

Entwürfe des Leipziger Künstlers Neo Rauch für drei Elisabethfenster im Dom.
Entwürfe des Leipziger Künstlers Neo Rauch für drei Elisabethfenster im Dom.
Peter Lisker Lizenz