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Natur und Umwelt im Burgenlandkreis Natur und Umwelt im Burgenlandkreis: Die Wölfe sind da!

Von klaus-dieter kunick 14.09.2014, 13:54
Wölfe wurden auch im Burgenlandkreis gesichtet.
Wölfe wurden auch im Burgenlandkreis gesichtet. archiv Lizenz

weissenfels/MZ - Etliche Jäger bestätigen, dass Wölfe den Burgenlandkreis durchstreifen, so im Raum Zeitz, Freyburg und Nebra. Das sieht auch das Lupus-Institut für Wolfsmonitoring (systematische Erfassung) und -forschung in Rietschen (Sachsen) so. „Ich habe selbst vor zwei Jahren Spuren im Schnee bei Wiedebach gesehen. Ein Bürger aus Langendorf hatte mich verständigt“, sagt der Weißenfelser Stadtjäger Armin Deubel. „Es war ein Wolf, so viel Wissen darf man mir zutrauen.“ Detlef Thiel, Pressesprecher des Umweltministeriums, ergänzt: „Wir haben in Sachsen-Anhalt mehrere Rudel, die suchen sich ihre Territorien. Abschuss ist aber keine Option.“ Es handele sich laut Deubel im Burgenlandkreis um Einzeltiere, die (noch) nicht sesshaft sind.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, welche Diskussion nun entbrennt.

Doch schon ist eine Diskussion entbrannt, wie mit dem Wolf umzugehen ist: Katharina Weinberg, Sprecherin der beim Naturschutzbund angesiedelten Bundesarbeitsgemeinschaft Wolf, begrüßt, dass der Wolf sich niederlassen will - Armin Deubel nicht. Ein Teil der Jäger sei der Meinung, dass der Mensch nicht das Recht habe, in die Natur einzugreifen, andere widersprechen. Hartwig Jork, Vorsitzender der Jägerschaft Burgenlandkreis, ergänzt, dass der Wolf Jahrtausend Jahre alten Wechseln folge.

Deubel macht auf Probleme aufmerksam: „Bei den Kormoranen, die lange Zeit bejagt wurden, gab es ein Verbot, diese Tiere zu bejagen. Die Folge war, dass er sich so rasant vermehrte, dass er vor allem für Fischer zur Plage wurde. Künftig darf der Kormoran wieder bejagt werden, aber es sei viel zu spät damit angefangen worden. Mit dem Waschbär sei es ähnlich gewesen: Der galt einst als Dukatenesel, mit dem konnte man prächtig Geld verdienen. Doch nun werde man nicht mehr Herr und er sei in ganz Deutschland zu einer Plage geworden, so Deubel. In den Gebieten, wo sich der Lux niederlässt, gibt es kurze Zeit später kein Muffelwild mehr. Wie sich der Wolf verhalten werde, sei nicht abzuschätzen. „Wir Jäger können und müssen nun Feuerwehr spielen.“ Der Jäger sei Anwalt der Tiere und nicht Scharfrichter. „Wir haben nicht das Recht, eine Wildart durch eine andere zu opfern.“ Der Stadtjäger sagt, warum über den Wolf diskutiert werden muss. „Es kann nicht sein, dass die Jäger verantwortlich gemacht werden, nach dem Motto, ,ihr habt uns nicht informiert.’ Wir lassen uns nicht den schwarzen Peter zuschieben.“ Und er macht deutlich: Überall, wo Wölfe auftreten, ist mit Übergriffen auf Nutztiere zu rechnen. „Es ist eine Frage der Zeit, bis der Mensch reagieren muss, ein Rudel bringt es locker auf sechs bis acht Welpen. Die können sich alle frei entfalten“, sagt Jürgen Koschel, Sachgebietsleiter der Unteren Jagd-, Fischerei- und Waffenbehörde in der Kreisverwaltung. Ob sich der Wolf im Landkreis niederlasse, hänge in erster Linie mit dem Futterangebot zusammen. In den Balkanstaaten laufen Wölfe bis an Wohngebiete heran, weil sie dort Nahrungsreste als Futter finden, so Deubel. Dass der Wolf aber so dicht an den Menschen herankomme, sei nicht gut, meint Hartwig Jork. „Das ist ein Raubtier und das soll auch so bleiben.“ In Schweden werden Wölfe gejagt, aber nicht ausgerottet.

Andreas Meißner, Vorsitzender des Nabu-Regionalverbandes Saale-Elster, sieht die Diskussion skeptisch. „2012 hatten wir in Hohenmölsen den Wolfstag. Leider waren nicht allzu viele Jäger, Naturschützer und Tierhalter anwesend.“ Die im Nachgang gemachten Äußerungen von Nichtteilnehmern, dass „wir kein Wolfsproblem haben, zeigte nicht nur fachliche Inkompetenz und Unwissenheit, sondern auch keinen Weitblick.“ Die Thematik habe sich schon lange zwischen verschiedenen Verbänden zum Politikum entwickelt. Die Bundesländer versuchen, mit eigenen Strategien, mit dem Wolf umzugehen. Das Wachstum der Wolfspopulation verlaufe steil nach oben. Wie weit, so Meißner, das wisse heute keiner. Meißner weiter: „Die Rechtslage ist eindeutig: Nach EU-Recht steht der Wolf unter strengem Naturschutz und dieses Recht steht über Länderrecht.“ Armin Deubel ergänzt, es gehe nicht um Panikmache, sondern um eine sachliche Diskussion.