Nach dem Hochwasser Nach dem Hochwasser: Uichteritz kümmert sich um Folgemaßnahmen

Uichteritz/MZ - Dieter Kahl (77) zeigt auf das Wasser im Keller unter der Garage in der Weißenfelser Landstraße. Seit dem Hochwasser vor acht Monaten ist es gesunken. Weg war es nie. Jetzt steht es noch 20 Zentimeter hoch. Dabei war der Raum immer trocken, bis das Wehr saniert worden ist. Doris Kahl (75) war mit Brunhilde Breitbarth bei der Uichteritzer Ortschaftsratssitzung dabei. Die Nachbarn hatten noch mehr Wasser im Gebäude, denn Kahls Haus liegt etwas höher. Aber gute 20 Zentimeter stand die Flut auch bei ihnen in den Räumen. Die Planke an der Tür hielt dicht und dennoch drückte es durch Fußboden und Wände.
Die Zimmer sind noch eine Baustelle. Der Junge braucht sie zurzeit nicht unbedingt. Völlig neu ist der Fußboden aufgebaut, ein runder Schacht berücksichtigt worden, um dort im Bedarfsfall eine Pumpe reinhängen zu können. Alles soll noch fertig gefliest werden. Die Türrahmen sind aus Metall, die Türen aus Glas. Die Gasheizung hängt nun noch höher. Nach dem Hochwasser 1994 hatten das Kahls bereits veranlasst und dennoch reichte es im vergangenen Jahr nicht. „Alles wird hochwassergerecht“, sagt Doris Kahl und hofft, dass die Flut nicht so bald wiederkommt.
In Uichteritz hatte man in der Vergangenheit auf die Fluten seit 1994 reagiert und mit dem Ausbau der Weißenfelser Landstraße ein Rohr verlegen lassen, durch das am Wiesenweg Druckwasser in Richtung Saale gepumpt werden kann. Dafür gibt es einen Elektroanschluss und einen Pumpensumpf, also ein Betonbecken, damit nicht auch Schlamm angesaugt wird. Außerdem wurde am Abzweig zum Sportlerheim ein Schieber in den Kanal für die Oberflächenentwässerung eingebaut, um bis zu einem bestimmten Pegelstand zu verhindern, dass die Saale hereinflutet. (hz)
„Das packen wir nicht noch mal.“ Und Frau Kahl gesteht, dass sie das Ganze ziemlich mitgenommen habe. Nach dem Kirchenkonzert an jenem 1. Juni hatten sie das Wasser steigen sehen, im Garten und im Haus gemeinsam mit dem Sohn und Bekannten versucht zu retten, was möglich war. Sie seien in der Nacht nicht zu Atem gekommen, nicht zum Nachdenken. Eine Evakuierung stand im Raum, es gab keinen Strom mehr und Roswitha Lindner sowie Katja Züger hätten sie über die überflutete Straße mit heißen Getränken versorgt. Parkett, Couchgarnitur und anderes waren nicht mehr zu gebrauchen. Aber die Versicherung habe gezahlt. Doch wenn Kahls mal irgendwo zu Besuch sind und es gibt einen heftigen Regenguss, dann fahren sei heim… Vorsichtshalber.
Mit Olaf Rosche aus der Lobitzscher Straße sind sich Kahls einig: Ein Damm könnte die Lösung sein. Der 41-Jährige hatte bei der Flut, sogar den Fußboden geöffnet, um das Wasser abpumpen zu können. Die Versicherung hatte gezahlt, Firmen hätten die Arbeit erledigt und kurz vor Weihnachten war alles fertig. Er hätte das gar nicht geschafft, arbeite er doch selbst beim Straßenbau. Doch inzwischen signalisierte die Versicherung, dass man zukünftig für den Hochwasserfall einen hohen Monatsbeitrag zahlen und eine enorme Selbstbeteiligung beisteuern müsse. Rosche schüttelt den Kopf: „Da muss ich mich eben noch besser schützen.“ Schließlich könne man dem Wasser mit Balken den Weg versperren und eben pumpen. Jedenfalls werde er gewappnet sein. Wann die nächste Flut kommen wird, weiß freilich niemand. Wenn es im Winter nicht schneie, wäre das noch lange keine Garantie, denn im Vorjahr sei die Flut ja auch erst im späten Frühling nach starken Regenfällen gekommen. „Aber wir stecken den Kopf nicht in den Sand.“ Und was einen Damm angeht, hofft er auf das Verständnis von denen, die nicht betroffen waren. Denn würde er gebaut, dann vielfach auf Privatland.
Ralph Mundt (43), der zwei Grundstücke weiter wohnt, ist da etwas skeptischer. Denn ein Damm bringe nur etwas, wenn er anderthalb Meter hoch wäre, also auch entsprechend breit. Und das faktisch hinter dem Haus? Dass man letztlich mit dem Wasser leben müsse, sei klar, denn auch als er Kind war, habe es im Garten gestanden. Aber beim Betreiber der Talsperren müsste endlich etwas passieren, damit es bei Bedarf genug Kapazität für Hochwasser gebe. Und er denkt auch an die Lobitzscher Teiche. Früher konnten sie Wasser aufnehmen, heute sind es verschlammte Biotope. Selbst die Saale müsste mal wieder ausgebaggert werden.
Mundt schätzt ein, dass die jüngste Flut etwas höher war als die 1994. Getroffen hat es die Familie aber damals viel mehr, weil das Wasser durch den über einen Meter tiefen Schacht für die Wasseruhr den Weg in die Wohnung der Eltern im Parterre gefunden habe. Diesmal hingegen hat sich das Pumpen gelohnt. Die Wände seien freilich dennoch nass geworden, so dass eine Sanierung fällig wurde. Außerdem habe man schnell reagiert, Autos und Schafe gesichert und auch noch Möbel in die Scheune gebracht, als das Wasser schon auf dem Hof stand. Und das Bett der Eltern wurde bei den jungen Leuten eine Etage höher aufgestellt. Inzwischen habe die Versicherung gezahlt, mussten freilich 30 Prozent der Schadenssumme selbst getragen werden.
Wenn vor dem Tor jetzt Pflastersteine stehen und der Hof wie eine Baustelle aussieht, hat das mit den Hochwasserfolgen freilich nichts zu tun. Ralph Mundt sagt, dass er schon früher pflastern wollte und durch die Flut sei höchstens noch diese oder jene Stelle dazugekommen, die sich gesenkt habe. In Uichteritz ist bei vielen Betroffenen wieder der Alltag eingekehrt. Ein neues Hochwasser wünscht sich niemand, aber Reaktionen der Politiker und der Verantwortlichen.

