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  7. Nach Bienen-Attacke in Hohenmölsen: Jetzt attackieren Bienen Anwohner in Nessa

Nach Todesfall in Hohenmölsen Wieder Bienen-Attacken: Spaziergänger und Fahrradfahrer in Nessa angegriffen

Nachdem in Nessa 70 Bienenvölker aufgestellt wurden, kam es jetzt zu mehreren Angriffen auf Spaziergänger und Radfahrer. Warum die Tiere so aggressiv sind.

Von Meike Ruppe-Schmidt Aktualisiert: 25.05.2023, 15:45
Seit Kurzem stehen die Bienenkästen eines Wanderimkers in Nessa. Ein Schild warnt vor den Tieren.
Seit Kurzem stehen die Bienenkästen eines Wanderimkers in Nessa. Ein Schild warnt vor den Tieren. Foto: Peter Lisker

Nessa - Nach der tödlichen Bienenattacke auf eine Rentnerin in Hohenmölsen geht nun auch in Nessa die Angst vor aggressiven Bienen um. Der Grund: Seit vergangenen Mittwoch stehen in der Industriegebietsstraße am Rapsfeld Kästen mit insgesamt 70 Bienenvölkern.

Aufgestellt hat sie ein Wanderimker aus Bayern. „Seitdem wurden bereits mindestens 16 Anwohner von den Bienen gestochen“, sagt die Ortsbürgermeisterin Adelheid Lukas, die das Problem in der Stadtratssitzung Teuchern am Dienstag ansprach.

Unter den Opfern war auch eine junge Mutter, die mit Kinderwagen auf der Strecke unterwegs war, als sie von den Bienen angegriffen wurde. „Einige Tiere hatten sich in ihren Haaren verfangen, weitere Tiere griffen sie an. Dabei erlitt die Frau mehrere Stiche.

Um sich und ihr sechs Monate altes Kind in Sicherheit zu bringen, flüchtete sie panisch, verlor dabei ihre Brille und diverse weitere Gegenstände.“ Als ihr Mann diese später holen wollte, sei auch er von den Tieren attackiert worden.

Bienen-Angriffe in Nessa: Etliche Beschwerden bei der Stadtverwaltung

Das Problem: „Die Kästen stehen kaum zehn Meter von der Straße entfernt, die auch als offizieller Radweg ausgeschrieben ist“, so Lukas. „Sie sind aus der Entfernung in dem hohen Gras kaum wahrzunehmen.“ Die Straße werde zudem regelmäßig von Spaziergängern und Radfahrern frequentiert.

Der Stadtverwaltung ist das Problem bekannt. Wie Bürgermeister Marcel Schneider (parteilos) in der Stadtratssitzung mitteilte, waren bereits mehrere Beschwerden von Anwohnern eingegangen. „Da die Bienenkästen sich aber auf einem privaten Grundstück befinden, können wir nichts dagegen unternehmen“, so der Bürgermeister.

„Es gibt keine rechtliche Grundlage, die das Aufstellen von Bienenkästen auf privatem Gelände untersagt.“ Er sieht das Veterinäramt in der Verantwortung.

Wie der Burgenlandkreis auf MZ-Anfrage mitteilt, müssen Wanderimker dem Veterinäramt jedoch lediglich ein Gesundheitszeugnis der Bienen vorlegen, was auch erfolgt sei. „Auf den Standort der Bienenkästen haben wir keinen Einfluss“, so Pressesprecherin Christina Vater. „Dafür ist das jeweilige Ordnungsamt zuständig.“

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Aggressive Bienen-Rasseverantwortlich für Attacken?

Das Ordnungsamt Teuchern verweist wiederum darauf, das man normalerweise gar keine Kenntnis darüber erlange, wenn Imker ihre Bienenkästen auf privaten Grundstücken aufstellen. „Dafür braucht es keine Genehmigung“, so Ordnungsamtsleiterin Bianka Erben.

Darum sei auch nicht bekannt, ob es sich bei dem Besitzer um denselben Wanderimker aus Bayern handelt, dessen Bienen erst vor wenigen Tagen an einem Feldrand in Hohenmölsen eine Rentnerin tödlich attackiert hatten.

Aufgrund der vielseitigen Beschwerden über die Bienenangriffe habe man aber veranlasst, dass der Besitzer ein Warnschild an den Kästen aufstellt, was auch erfolgt ist. Was Ortsbürgermeisterin Lukas jedoch kritisiert: „Die Schilder stehen direkt vor den Kästen, also in der Einflugschneise der Bienen. Sie müssten viel weiträumiger aufgestellt werden.“

Doch warum sind die Bienen überhaupt so aggressiv? Stadtrat und Hobby-Imker Fred Tauber (Freie Wähler) vermutet, dass es sich bei den Bienen um die Züchtung „Buckfast“ handelt. „Diese Rasse ist zwar ertragreicher, aber dafür auch reizbarer“, so Tauber. „Sie dürften eigentlich nicht in der Nähe von Wohnbebauungen aufgestellt werden.“

Im Video: Imker erlöst Autofahrer in Not von  verirrtem Bienenschwarm

 
Bienen lösen Einsatz in Bernburg aus (Kamera: Engelbert Pülicher Bericht: Katharina Thormann)

Sehen Sie auch unser Video: Tausende Bienen lösen Rettungseinsatz in Bernburg aus

Spätestens bis Ende der Woche- wenn die Rapsblüte in Nessa zu Ende geht - sollen die Bienenkästen übrigens wieder abgebaut werden. „Das hat mir der Imker fest zugesagt“, so Ortsbürgermeisterin Adelheid Lukas.

Bis dahin rät Ordnungsamtschefin Bianka Erben zur Besonnenheit. „Es ist verständlich, dass die Menschen aufgrund der Tragödie in Hohenmölsen sensibilisiert sind“, so Erben. „Aber wir dürfen nicht vergessen, dass Bienen letztlich unter unserem Schutz stehen und nützliche Tiere sind.“ Ein Bienenstich gehöre zum allgemeinen Lebensrisiko.