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Modellbauer haben Überblick

Von Torsten Gerbank 18.04.2006, 17:25

Zeitz/Zembschen/MZ. - Riesen sind Petra Bach (46), Gerlinde Heller (55) und Simone Hölzel (42) ebenso wenig wie Andreas Spurny (53). Trotzdem könnten die Köchin, die Bergbaumaschinistin, die Kälberzüchterin, die auch Hotelfachfrau ist und der Tischler sowohl dem Zeitzer Bahnhof als auch der Brikettfabrik Deuben mühelos aufs Dach spucken - wenn sie es denn wollten.

Die Frauen und der Mann aus Zembschen, Keutschen und Teuchern waren Teil eines Sextetts, das sechs Monate lang über ABM tätig war. Sie ließen eben den Zeitzer Haltepunkt und mit ihm Schwelerei, Kraftwerk, Brikettfabrik und Zentralaufbereitung des Industriekomplexes Deuben als Modelle wachsen. Der Nachbau aus Sperrholz entstand im Maßstab 1:22,5 und stellt den Zustand der Anlage von 1990 dar. "Damals besaß das Kraftwerk noch seine sechs Schornsteine", lässt Andreas Ohse, Geschäftsführer des Mitteldeutschen Umwelt- und Technikparks (Mut), wissen.

In dessen Räumlichkeiten, zu Füßen des Wasserturmes in Zembschen, entstanden die Modelle. Sie vervollständigen in dieser Saison das Bild der etwa 500 Quadratmeter großen Gartenbahnanlage des Mut im Herrmannschacht in der Naumburger Straße. Mit ihr soll der industrielle Ballungsraum der Region Besuchern näher gebracht werden.

Die Frauen und ihr Vorarbeiter sind zwar stolz auf das Geschaffene, betrachten es jedoch mit gemischten Gefühlen, mit Zufriedenheit und Wehmut. Schließlich bedeutete der Abschluss der Arbeiten auch, dass die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme (ABM), die mit einem Praktikum in der Brikettfabrik Herrmannschacht und im Bergbaumuseum Deuben begann, zu Ende ist - und wieder Arbeitslosigkeit. "Es war eine schöne Zeit", sagte Gerlinde Heller. Der Modellbau habe Spaß gemacht, und von ihrem Vorarbeiter hätten sie viel gelernt, sind sich die Frauen einig. Als Vorlagen dienten Fotografien der Objekte. Mit ihrer Hilfe die Häuser und Fabrikhallen wiederentstehen zu lassen, sei aber gar nicht so einfach gewesen.

Ab 30. April soll die Modellbahnanlage für Besucher der Brikettfabrik wieder zu sehen sein. An diesem Tag startet der Herrmannschacht in die Saison 2006, die bis Ende Oktober andauert. Gegenwärtig entsteht im Herrmannschacht eine Lagermöglichkeit für die Industriegebäude en miniature, um ihnen bei extrem schlechtem Wetter ein Dach über dem Dach bieten zu können. Die nächste ABM hat bereits Anfang April begonnen. Mit ihr sollen beispielsweise die alte Brikettfabrik Theißen als Nachbau entstehen und kleine Wohnhäuser, um Siedlungsstrukturen zeigen zu können.