"Alles ist zusammengebrochen" Kurzarbeit und weniger Fahrten: Wie Taxifahrer der Region unter der Corona-Krise leiden

Weissenfels - Das Coronavirus hat Sachsen-Anhalt fest im Griff. Schulen, öffentliche Einrichtungen und viele Geschäfte sind geschlossen, Leuten wird empfohlen, in den eigenen vier Wänden zu bleiben und soziale Kontakte auf ein Minimum herunterzuschrauben. Die Auswirkungen merken auch die Taxiunternehmen in und um Weißenfels. Laut einer MZ-Umfrage sind Fahrten in den vergangenen Tagen massiv zurückgegangen.
Von Einbußen in Höhe von 80 Prozent berichtet etwa Jens Heßler, der in Lützen ein kleines Taxigeschäft betreibt. „Alles ist zusammengebrochen“, sagt er. Momentan fahre er noch Dialyse-Patienten, die jetzt aber auch selber fahren wollen. „Ab nächste Woche geht nichts mehr“, sagt er.
Taxifahrer hoffen auf Entgegenkommen der Politik
Sein einziger Angestellter sei bereits zu Hause - für ihn will Heßler Kurzarbeitergeld beantragen. Er fragt sich nun aber auch, wie er in diesen Krisenzeiten weiter Steuern und Versicherungen zahlen soll. Allein für die Krankenversicherung werden im Monat 700 Euro fällig.
„Das kann ich mit drei Fahrten in der Woche nicht einfahren“, sagt Heßler. Er hofft nun auf ein Entgegenkommen der Politik und dass Steuern und Versicherungsbeiträge herabgesetzt werden.
Seine Fahrzeuge werden indes nach jeder Fahrt an den Türen abgewischt und desinfiziert. Hier hofft der Taxiunternehmer, dass es bei Desinfektionsmitteln auch genügend Nachschub gibt. „Ich lebe momentan von Altbeständen, die noch etwa 14 Tage reichen werden“, sagt Heßler.
Gravierende Einschnitte: Aufgrund von Corona nun Kurzarbeit
Spürbare Folgen hat die Corona-Krise auch für das Taxiunternehmen Ochs in Weißenfels. „Seit dieser Woche haben wir gravierende Einschnitte zu verzeichnen - in jedem Bereich“, sagt Chefin Andrea Hädicke. Schüler- und Behindertentransporte sowie Kurierfahrten seien zum Erliegen gekommen, das alltägliche Fahrgeschäft sei massiv zurückgegangen.
„Wir werden nun Kurzarbeitergeld beantragen“, sagt Andrea Hädicke, die 15 Angestellte beschäftigt. Bestehende Verträge und Aufträge seien momentan zwar nur ausgesetzt und nicht gekündigt worden. Doch wann alles wieder in geordnete Bahnen zurückkehrt, kann momentan niemand sagen. „Vier Wochen werden wir diesen Zustand wohl überstehen“, sagt Andrea Hädicke.
Fahrzeuge werden von den Fahrern selbst gepflegt und saubergehalten
Ihr bereiten vor allem die Versicherungskosten für die neun Taxen Bauchschmerzen. Pro Fahrzeug werden im Jahr 4.000 bis 6.000 Euro fällig. Auf „Eis gelegt“ sind auch Daueraufträge mit Reiseunternehmen oder Fahrten zu Betreuungseinrichtungen bei der Taxizentrale Weißenfels. Das Tagesgeschäft laufe unverändert weiter.
„Viele lassen sich von dem Virus nicht verunsichern und leben normal weiter“, erklärt Geschäftsführer Torsten Döring. Kurzarbeitergeld zu beantragen, sei kein Thema für das Unternehmen: „Aufträge sind ja noch da“. Die Fahrzeuge werden von den Fahrern selbst gepflegt und saubergehalten. Desinfektionsmittel seien vorhanden. „Das machen die Fahrer schon alles von sich aus“, erklärt Döring. (mz)