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Küchengarten birgt Geschichte(n)

Von Bärbel Schmuck 10.01.2007, 17:51

Weißenfels/MZ. - "Ich wollte alle Anwohner ins Gedächtnis zurückrufen - die nicht mehr hier wohnen und auch alle, die nicht mehr sind", sagt Doris Ritter. In diesen Tagen hat die Rentnerin eine Chronik über den Weißenfelser Küchengarten mit seinen insgesamt 24 Einfamilien- und Doppelhäusern fertiggestellt. Mit der noch druckfrischen Broschüre hat sie ihre Nachbarn sowie alle anderen Anwohner der Straße erfreut.

Ein gutes Jahr hat sich die Weißenfelserin, die im Haus mit der Nummer 5 geboren wurde, mit der Geschichte des Küchengartens beschäftigt. Nicht nur in ihrer Straße und Heimatstadt hat sie akribisch Nachforschungen angestellt, recherchiert, mit Anwohnern gesprochen und von ihnen alte Fotos erhalten. "Auch bis in die alten Bundesländer habe ich Telefonate mit ehemaligen Saalestädtern geführt", blickt Frau Ritter zurück. Von Ulm bis Berlin reichten die Kontakte.

"Es steckt viel Kleinarbeit drin, aber es war spannend und auch sehr bewegend." So erinnert sie sich an etliche Geschichten von der Existenz einer der Straße nahe gelegenen Kohlenhandlung und einer Dampfwäscherei, von der Gründung eines Siedlervereins bis zum Bau der Häuser und der Straße selbst, bis dann endlich die Texte und Fotos als Resultate vorlagen. Eine große Hilfe sei ihr die 93-jährige Dora Kattner als älteste Bewohnerin der Straße gewesen, hebt die Chronistin hervor.

Manches rund um den Schlossgarten hat Doris Ritter selbst fotografiert. Viele Bilder haben ihr Anwohner gern zur Verfügung gestellt. "Für diese umfangreiche Unterstützung und das mir entgegen gebrachte Vertrauen möchte ich mich bedanken." So unterstreicht Frau Ritter, die das Haus ihrer Vorfahren, das ihr Großvater in den Jahren 1919 / 1920 erbaute, noch immer bewohnt.

Danke sagen möchte auch Udo Exner, ihr Nachbar von gegenüber, der seit 1971 Am Küchengarten wohnt. "Dass sie in Vorbereitung des diesjährigen 350. Jubiläums des Herzogtums Sachsen-Weißenfels auf diese Idee gekommen ist, sich so viel Mühe gemacht und jede Menge Zeit für Recherchen und Computerarbeit investiert hat, verdient einfach Dank", sagt Nachbar Exner anerkennend. Und weil dieses Engagement nicht alltäglich sei, habe er sich an die Mitteldeutsche Zeitung als seine Heimatzeitung gewandt, um es zu würdigen.

Demnächst will sich die Weißenfelserin, die viele Jahre als Ökonomin in der Verwaltung der Weißenfelser Handelsorganisation (HO) gearbeitet hat, ihrer eigenen Familiengeschichte widmen. "Dieses Kapitel wird auch noch mal spannend", ist Doris Ritter überzeugt. Damit freut sie sich schon auf die nächste Herausforderung.