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Jungen staunen über Technik auf Traktor

Von HOLGER ZIMMER 21.06.2010, 17:58

WENGELSDORF/MZ. - WENGELSDORF / MZ- Johannes Holzhauer und Corvin Hinz sind vom Traktor gar nicht wieder runterzukriegen. Während die anderen Drittklässler aus der Großkorbethaer Grundschule unten warten, muss Dietmar Weniger, der Geschäftsführer der Rittergut Wengelsdorf GbR, den beiden Jungen noch zeigen, wozu all die Knöpfe bis hin zum Einsatz von Front- und Heckmäher notwendig sind. "Man kann so viele Sache tun, die man sich gar nicht vorstellen kann, wenn man nicht mal da oben gesessen hat", sagt Holzhauer.

Weniger hat jüngst ein Namensschild für die Schule gesponsert. Nun zeigt er den Kindern, wie der Betrieb, dem er gemeinsam mit Achim Saenger vorsteht, funktioniert. Auf 271 Hektar stehen Roggen, Weizen, Hafer und Zuckerrüben. Der Anbau erfolgt ausschließlich ökologisch. Der Einsatz von Mineraldünger und chemischen Pflanzenschutzmitteln ist da ausgeschlossen. Zur Ertragssteigerung wird deshalb Rindermist von der Saaleaue GmbH Reichardtswerben kompostiert und in die Erde eingebracht. Allerdings hat der ausschließliche Maschineneinsatz gegen das Unkraut auch seine Tücken, wie der zwischen der Gerste blühende Mohn auf einem Feld zeigt. "Das Frühjahr war lang und feucht, so dass wir das Unkraut nicht vollständig bekämpfen können", sagt Weniger

Der promovierte Landwirt Otto Saenger (85) hat sich schon vor Jahren aus dem Geschäft zurückgezogen, ist aber bei der Führung dabei. Er beantwortet die Fragen von Sarah Schumann und Moritz Reichert zum Rittergut. Die Kinder wissen ihrerseits, dass zum Beispiel Hafer von Pferden gefressen wird, von denen der Senior noch vier sein Eigen nennt. Otto Saenger sagt: "Es ist wichtig, wenn die Kinder begreifen, dass Ackerboden die Existenzgrundlage des Lebens ist." Vor dem müsse man Achtung haben und dürfe ihn nicht zerstören.

Klassenlehrerin Martina Walther versucht, die Wandertage so zu nutzen, dass das Wissen den Kindern im Sachunterricht zugutekommt. So waren sie bereits in einem Rinderzuchtbetrieb. Nun sind die Mädchen und Jungen begeistert, als ihnen Dietmar Weniger Roggen- und Gerstekörner zu essen gibt. "Getreide war schon Thema im Unterricht", weiß Theresa Waßewitz, die sich von der maschinellen Reinigung des Korns besonders beeindruckt zeigt und mehr wissen will. Auch die anderen Kinder möchten nicht nur die Katze streicheln, sondern sie nehmen auch einige Zuckerrübensamen mit. Vielleicht keimt der ja daheim im Garten?

Dietmar Weniger ist seit 1980 im Gut. Auf manche Technik von damals greift er im Notfall noch immer zurück. Rinderquarantäne für die Reichardtswerbener Milchviehanlage und 600 Schweinestellplätze freilich gehören der Vergangenheit an. Selbst die Schafzucht, mit der sich das Gut einen Namen machen konnte und die Otto Saenger nach der Wende weiterführte, hat man vor zwei Jahren aufgeben müssen. Der Verkauf von Wolle und Lammfleisch bringt angesichts billiger Produkte aus Neuseeland nicht mehr viel ein. Und selbst die Vermarktung von Getreide und Zuckerrüben wäre laut Weniger ohne die Mitgliedschaft im Ökoverband Naturland schwer.