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Jubiläum in Weißenfels Jubiläum in Weißenfels: Frauen-Quartett kann feiern

Von Holger Zimmer 04.02.2014, 08:02
Die Chefin der Firma Look-Design, Grit Wagner, an der modernen Nähtechnik.
Die Chefin der Firma Look-Design, Grit Wagner, an der modernen Nähtechnik. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - Vor zehn Jahren hat Grit Wagner mit der Werbefirma Look-Design den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Nun verzichtet die Weißenfelserin (41) auf Blumen zum Jubiläum und bittet die Gäste lieber um eine Spende für die Kinderkrebshilfe (siehe Beitrag „Spenden statt...“). Denn mit Kindern hat sie gern zusammengearbeitet in jenen acht Jahren, als sie sich von einem Minijob zum nächsten gehangelt hat. Da hatte sie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen auch als Sozialpädagogin und als Jugendgruppenleiterin. Zwischendurch hat sie sich resolut gekümmert und immer zusätzliche Verdienstmöglichkeiten gefunden.

Für die Kinderkrebshilfe hat sich Firmenchefin Grit Wagner zum Jubiläum Spenden statt Blumen erbeten. Denn für Jugendliche werde doch heute zu wenig getan, sagt die 41-Jährige, die vor gut 15 Jahren während einer Arbeitsbeschaffung in der Jugendarbeit tätig war. „Da wird Geld gestrichen, obwohl Kinder und Jugendliche erst am Lebensanfang stehen.“ Der Slogan „Spenden statt Geschenke“ auf der Internetseite der Krebshilfe hat sie fasziniert. (HZ)

Schon die Großeltern hatten ihr in DDR-Zeiten beigebracht, dass man was tun und sich bewegen müsse. Damals ging es nur um eine Mark am Tag zur Aufbesserung des Taschengeldes, wenn sie in der inzwischen längst geschlossenen Gaststätte im Herrmannsgarten mit geholfen hat, ein Lokal, für das der Großvater auch schwer erhältliche Champignons besorgte. Die Liebe zu Weißenfels haben ihr Oma und Opa ebenfalls vererbt. Die Arbeit hat Grit Wagner Spaß gemacht und sogar der Judosport, wurde sie doch bei der letzten DDR-Meisterschaft Dritte. Dann war wegen eines Wirbelsäulenschadens Schluss und Frau Wagner sagt lächelnd: „Heute bringe ich deshalb mehr auf die Waage.“

Sie lernte Schuhfacharbeiterin, wurde übernommen und entging der Arbeitslosigkeit beim Zusammenbruch der Branche, weil sie sich da schon um die Qualifikation zur Industriekauffrau gekümmert hatte. Trotz des Abschlusses bekam sie keine Chance auf dem ersten Arbeitsmarkt, begann aber, mit dem eigenen Computer zu „spielen“. In die Jugendbetreuung brachte sie bald selbst entworfene Flyer ein und für einen Pizzaservice, in dem sie jobbte, entwarf sie eine Speisekarte. „Das Gestalten hat mir ganz einfach Spaß gemacht und aus dem Hobby sollte eine Arbeitsstelle werden.“ Nach der Jahrtausendwende forderte sie dann vom Arbeitsamt eine Fortbildung in der Richtung Kommunikationsdesignerin, Grafikerin und Layouterin und bekam sie bei einer Leunaer Firma. „Das muss eine Meisterausbildung gewesen sein bei all dem, was wir dort mitbekommen haben.“ Am Ende stand ein Praktikum bei der Weißenfelser C2-Werbung, in die sie fachliche Kompetenz einbringen konnte. Die damalige Chefin bot ihr darüber hinaus Hilfe an. Grit Wagner meldete ein Nebengewerbe an und arbeitete daheim im Südring. Doch als dann der erste Plotter zum Folienschneiden und weitere Technik her mussten, konnte sie mit einem günstigen Mietvertrag in die Räume eines ehemaligen Kosmetikstudios einziehen.

Dort arbeitet Grit Wagner heute mit Ute Hesse und Diana Marzeck als Festangestellten sowie Martina Haak als Aushilfe. Und Thomas Wagner, der Taxifahrer ist, erledigt handwerkliche Arbeiten. Angefangen habe sie vor allem mit Textildruck, Fahrzeugbeschriftung und Schaufenstergestaltung, doch inzwischen sind Stickerei, Digitaldruck und anderes hinzugekommen. Kleine und größere Firmen sowie Privatpersonen kommen zu ihr, aber auch öffentliche Aufträge hat Grit Wagner schon realisiert. Sie gesteht zum Zehnjährigen, dass sie heute vielleicht nicht noch mal von vorn anfangen würde, weil alles eher schwieriger geworden sei. „Doch wir verzeichnen jährliche Zuwächse, investieren kontinuierlich und bleiben auf dem Teppich.“ Dabei setzt sie auf das freundschaftliche Verhältnis untereinander. Das Frauen-Quartett feiert gemeinsam und fährt jährlich auch mal für einige Tage weg.

Ob die Zeit mit Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen und Jobsuche für sie eine verlorene war? Grit Wagner schüttelt den Kopf: „Ich habe den Umgang mit vielen Leuten und auch mit Jugendlichen gelernt.“ Und am Ende habe sie sich bewegt und umgesetzt, was ihr die Großeltern mit auf den Weg gaben.