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Informationstag Informationstag: Endlich raus aus der Spirale

Von Andrea Hamann 04.07.2013, 06:49
Petra Reichert aus Reichardtswerben lässt sich an den vielen Ständen beraten.
Petra Reichert aus Reichardtswerben lässt sich an den vielen Ständen beraten. Peter Lisker Lizenz

Weissenfels/MZ - Ein immenser Ansturm herrscht an diesem Mittwochvormittag auf das IHK-Bildungszentrum in Weißenfels. Hunderte Besucher stehen wegen des Informationstages für Menschen mit Behinderungen Schlange.

Der Schweiß läuft Alexander Gruschke über die Stirn. Der 38-Jährige ist aus Bad Dürrenberg in die Saalestadt gekommen. Minutenlang hat er in der Sonne gestanden, die Anmeldung ausgefüllt und den Eingang passiert. Der Mann hat eine spastische Lähmung. Er hat aber auch eine Berufsausbildung zum Garten- und Landschaftsgestalter. Nur eines hat er nicht: Eine reguläre Arbeit. Der Bad Dürrenberger befindet sich in der Zwickmühle. Er ist für Arbeitgeber des ersten Arbeitsmarktes zu behindert aber nicht behindert genug, um eine Stelle in einer geschützten Werkstatt zu bekommen. Zurzeit ist er in einer Ein-Euro-Job-Maßnahme in Leuna. Dort ist er als Elektronikrecycler tätig. „Der eine Euro steht bei mir nur an zweiter Stelle“, sagt er. Viel wichtiger seien die sozialen Kontakte, die Struktur in seinem Alltag, die er dort erhält. „Mein Wunsch ist es, endlich als Mensch mit Handicap irgendwo unterzukommen. Am besten in einer Behindertenwerkstatt“, sagt er. Und es sollte von Dauer sein. Alexander Gruschke hat es langsam satt, von einer Maßnahme in die nächste zu rutschen. „Diese lange Liste in meinem Lebenslauf ... “ sagt er nachdenklich und geht weiter, um sich über Perspektiven zu informieren.

Aus diesem Grund ist Ina Zimmermann vom Engagementzentrum Saalekreis vor Ort. „Wir wollen zeigen, wie wichtig das Ehrenamt ist“, sagt sie. Es biete den Menschen Zugang zu sozialen Kontakten. Außerdem sehen es Arbeitgeber gern, wenn sich der Bewerber ehrenamtlich engagiert.

„Es waren auch schon viele Zeitzer hier“, zieht Diana Lippold vom IHK-Bildungszentrum Halle-Dessau in Weißenfels ein positives Resümee. Sie muss es wissen. Schließlich stammt die Frau aus dieser Stadt. Diana Lippold begrüßt Rudolf Trautmann. Der Zeitzer sucht nach Fortbildungsmöglichkeiten in der EDV. „Das braucht man heute“, sagt er. Zwar habe er bereits einen Kurs absolviert. Dieser habe aber nur Grundlagen vermittelt. Nun wolle er darauf aufbauen. Über Möglichkeiten darüber wolle er sich heute hier informieren, so der Gärtnermeister.

Während viele Menschen von dem immensen Andrang überrascht sind, ist es Doreen Gloede nicht. Die Mitarbeiterin des Jobcenters des Burgenlandkreises weiß, wie groß der Informationsbedarf der Menschen mit Behinderung ist. Aus diesem Grund sei dieser Aktionstag ja organisiert worden. „Allumfassend sollte es sein“, sagt sie. Damit Menschen, die schon körperlich benachteiligt seien, unter einem Dach und auf kurzen Wegen erfahren können, was ihnen wichtig ist. Die Besucher, vollbepackt mit Broschüren, beweisen, dass das gelungen ist.