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Ideen im Sudhaus gebraut

Von Heike Riedel 25.09.2006, 14:53

Weißenfels/MZ. - Das Gerüst um den roten Backsteinbau in der Langendorfer Straße lässt erahnen, dass die Fassade sich bald ebenso schön zeigt, wie die des benachbarten Gebäudes, in dem die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH (MEG) ihre Büros hat. Dass das Gelände der einstigen Brauerei jetzt zwei Eigentümer hat, soll nach außen ja gar nicht sichtbar sein. Dr. Christian Künzer, dem der Großteil der alten Industriegebäude und der angrenzende 7,5 Hektar große Park gehören, verfolgt auch nach dem Verkauf der MEG sein Vorhaben weiter, die Industriebrache wieder mit Leben zu erfüllen und einschließlich des Parks zu einem Schmuckstück in Weißenfels zu machen.

"Das habe ich der Stadt versprochen, daran gibt es keinen Zweifel", stellt er klar. Auf dem großen Hof nehmen sich die zwei Bürocontainer, in denen er derzeit mit drei Mitarbeitern einen Arbeitsplatz findet, besonders klein und bescheiden aus. Doch dafür erfüllen die Bauleute das Sudhaus wieder mit neuem Leben.

Im Treppenhaus geht es auf den Stufen schon wieder sicher auf und ab. In den Kellergewölben sind die Natursteine teilweise schon verfugt, die Hausanschlüsse verlegt. Es riecht nach Schweißarbeiten, weil überall die alten Industrieanlagen demontiert werden. Doch mindestens zwei der fünf Sudgefäße sollen sich in einen Repräsentationsraum des neuen Unternehmens einfügen. Um die alten Geräte unter dem Dach - Mühlen, Malz- und Getreideförderanlagen - könnte sich ein Museum zur Dokumentation der Brauerei und des Leisslinger Mineralbrunnens entwickeln.

Über den Produktionsräumen sollen in der zweiten und dritten Etage Büros entstehen. Zimmerleute, Fliesenleger, Klempner, Maurer - überall sind Handwerker bei der Arbeit. Weihnachten soll die Projektentwicklungs GmbH & Co. KG, der jüngste Spross Künzer'schen Unternehmertums, in das um etwa 1900 errichtete Sudhaus einziehen.

"Ich bin Unternehmer und versuche noch etwas zu bewegen", sagt Christian Künzer. Er hat ausgehend vom Leisslinger Mineralbrunnen die Mitteldeutsche Erfrischungsgetränke GmbH (MEG) zu einem Flaggschiff der regionalen Wirtschaft gemacht und es verlassen, als sich mit Lidl ein Käufer fand. "Ich habe mein Leben wieder", umschreibt er, dass ihn als Geschäftsführer und alleiniger Gesellschafter die Entwicklung der MEG zu erdrücken drohte. Noch einmal etwas komplett Neues zu beginnen, den Traum macht er sich nun wahr. Und damit möglicherweise auch einen, den seine Kinder aufnehmen. Denn Liquidität und Nachfolgeschaft zu sichern, das hat hohen Stellenwert in seinem unternehmerischen Denken.

Jene, die ihn gut kennen, überrascht Christian Künzer mit neuen Ideen keinesfalls. Und seine Ideen will er jetzt in den Dienst der mittelständischen Wirtschaft stellen. Seine Erfahrungen und sein Management bietet er an, wo zukunftsträchtige Firmen an ihre Grenzen stoßen. Und wenn das Eigenkapital nicht reichen sollte, will er sie auch mit einer Wachstumsfinanzierung begleiten.

Was Künzer demnächst im Sudhaus und den anderen Produktionsgebäuden, die schon 2003 auf Plänen entstanden, herstellen will, bleibt vorerst aber erst einmal noch im Dunkeln. Von 30 Arbeitsplätzen spricht er aber schon einmal. Und auf dem Plan ist schon ein kleiner Gewerbestandort an anderer Stelle des Brauereigeländes, sind Gebäude abgerissen, andere vergrößert. Für die nächsten fünf bis acht Jahre gebe es jede Menge zu tun, die Pläne umzusetzen.