1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Handarbeitszirkel in Teuchern: Handarbeitszirkel in Teuchern: Flotte Nadel ist fünfzehn

Handarbeitszirkel in Teuchern Handarbeitszirkel in Teuchern: Flotte Nadel ist fünfzehn

Von anka stolper-heinike 28.03.2014, 17:04
Renate Portius, Ina Röder, Gisela Herb und Ulrike Kuntze (v.l.) lieben es, gemeinsam zu sticken, zu stricken und zu fachsimpeln.
Renate Portius, Ina Röder, Gisela Herb und Ulrike Kuntze (v.l.) lieben es, gemeinsam zu sticken, zu stricken und zu fachsimpeln. peter lisker Lizenz

teuchern/MZ - Die meisten Menschen verknüpfen mit dem Begriff Hardanger die Region rund um einen landschaftlich eindrucksvoll gelegenen Fjord in Norwegen. Für elf Frauen aus Teuchern verbindet sich das Wort allerdings eher mit porösem Leinenstoff und Stickereien in geometrischen Mustern. Sie haben sich nämlich der Hardanger-Sticktechnik verschrieben. Regelmäßig treffen sich die Mitglieder des Handarbeitszirkels, um zu sticken, zu stricken oder auch mal um zu nähen. Passend dazu nannten sie ihre Gemeinschaft „Flotte Nadel“.

„Oft suchen wir die sprichwörtliche Nadel. Nicht im Heuhaufen, dafür aber auf dem Fußboden“, erzählt Ina Röder lachend. Sie leitet den Zirkel, an dessen Entstehung vor 15 Jahren sie sich heute noch ganz genau erinnern kann. Bei einem Spaziergang im Dezember 1998 traf Ina Röder ihre Nachbarin Karin Böttcher und schnell entspann sich ein Gespräch rund um ihr Hobby Handarbeiten. Beide Frauen fassten den Entschluss, einen Zirkel zu gründen. Karin Böttchers Ehemann Eckardt war zu dieser Zeit Vorsitzender des Heimatvereins Teuchern und bot den Frauen spontan kostenlos einen Raum im ehemaligen Landambulatorium Teuchern als Treffpunkt an. Am 15. Dezember hängten die beiden Fauen in der Kleinstadt die ersten Handzettel aus, die die Gründung des Zirkel verkündeten und Interessierte locken sollten. Schon am 11. Januar 1999 fand das erste Treffen des Zirkels statt. „Da waren wir schon zehn“, erinnert sich Ina Röder gemeinsam mit den Zirkelmitgliedern Karin Böttcher, Ulrike Kuntze, Gisela Herb und Renate Portius. Schnell sei die Zahl der Gleichgesinnten aus Teuchern, Trebnitz, Osterfeld und auch Zeitz auf 24 gewachsen, ehe sie sich dann mit den Jahren auf knapp über die Hälfte reduzierte und so auch blieb.

Ina Röder stellte den Handarbeitsfreunden, damals waren sogar ein Mann und ein 13-jähriger Schüler dabei, die Technik des Hardanger-Stickens vor. Mit einem Probestück und verschiedenen Mustern aus Fachzeitschriften als Orientierungshilfe fingen die Frauen an zu sticken. „Damals war es noch mucksmäuschen still, weil jeder seine Maschen auszählen musste“, erinnert sich Karin Böttcher schmunzelnd. Und Renate Portius meint lachend, dass man damals mehr Stickereien wieder aufgemacht als zu Ende gebracht habe. Aus den Hardanger-Anfängen wurde für die Damen von der Flotten Nadel eine jahrelange Leidenschaft, die sie insgesamt dreimal der Öffentlichkeit vorgestellt haben - zweimal beim traditionellen Parkfest in Teuchern und einmal während einer Veranstaltung des Heimatvereins im ehemaligen Ambulatorium.

Dort trifft sich der Handarbeitszirkel schon lange nicht mehr. Denn mit dem Wechsel der Führung im Heimatverein habe man der Gemeinschaft nahe gelegt, sich andere Räume zu suchen, erzählt Ina Röder. Nach Zwischenstationen im ehemaligen und mittlerweile abgerissenen Biologiekabinett der einstigen Teucherner Sekundarschule und im Seniorenclub im Steinweg haben die Handarbeitsfrauen nun einen gemütlichen und vor allem hellen Raum im evangelischen Pfarramt Unterm Berge gefunden. Hier fühlen sie sich gut aufgehoben und wollen weiter regelmäßig ihrem Hobby frönen. Das beschränkt sich übrigens nicht nur aufs Hardangern. Auch andere Stick- und Stricktechniken wenden die Frauen an. Sogar Teddys mit beweglichen Gliedmaßen haben sie gebastelt. Zurzeit entstehen bei der Flotten Nadel Decken und Läufer für die bevorstehende Osterzeit. Aber auch die Enkel und Urenkel der Handarbeitsfrauen werden eingestrickt.

„Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft. In guten wie in schlechten Zeiten“, versichern die Frauen, die gerne weitere handarbeitsmäßig geschickte Mitglieder, auch Männer, aufnehmen würden. Sie können sich immer montags, ab 19 Uhr im evangelischen Pfarramt Teuchern melden.

Auch gestrickt wird bei der Flotten Nadel. Da heißt es Maschen zählen.
Auch gestrickt wird bei der Flotten Nadel. Da heißt es Maschen zählen.
Peter Lisker Lizenz