Gotteshaus glänzt mit Epitaph um die Wette
Wengelsdorf/MZ. - "Es ist ein wunderbares Kunstwerk, das seinesgleichen sucht", sagt Restauratorin Andrea Himpel. Die 41-Jährige hat zwei Wochen lang mit Praktikantin Linda Haselbach an dem Epitaph, dem Grabmal Albert Anton von Biesenrodts, gearbeitet. Nun erstrahlt es im Kircheninnern im neuen Glanz. Die Hallenserin verweist auf die Alabasterfiguren mit dem fili-
granen Faltenwurf der Gewänder und Gesichter, in denen Tränen sichtbar werden. Leider sehe das der Betrachter von unten kaum. Ein Bombeneinschlag am Kriegsende hatte das Epitaph beschädigt. An den gekitteten Bruchstellen hat nun Frau Himpel Hand angelegt, Vergoldungen erneuert und das Ganze gereinigt. Sie gerät angesichts der Arbeit aus den Jahren 1722 / 23, die Johann Gottfried Griebenstein schuf, ins Schwärmen. Den i-Punkt vor dem Kirchenjahrmarkt setzt freilich nicht die Fachfrau. So beseitigen auch die Gemeindearbeiterinnen Edith Brinkmann (55) und Roswitha Schladebach (57) Malerschmutz. Renate (65) und Gerhard (71) Schöner verpassen dem Gotteshaus den letzten Schliff, putzen den Taufstein und wienern die Eingangstür. Decken und Leuchter für den Altar werden wieder herangeschafft.
Das Ehepaar lebt seit 33 Jahren in der Gemeinde. Während sich Frau Schöner im Gemeindekirchenrat engagiert, hat ihr Mann 25 Jahre lang die Kirchturmuhr aufgezogen. Fast jeden Abend ist er die zwei Etagen hinaufgestiegen. "Waren wir im Urlaub, halfen früher auch mal die Kinder", erzählt die Wengelsdorferin. Ostermontag ging es das letzte Mal in die luftige Höhe. Einen Tag später holte eine Firma die Uhr, um sie auf Elektrik umzustellen und arretierte die Zeiger auf 12 Uhr. "Seitdem haben die Leute mich gefragt, ob ich krank bin", sagt der 71-Jährige.
Kirchenjahrmarkt: 11 Uhr Festgottesdienst, 12.30 Uhr Blasmusik, ab 14 Uhr Schauturnen und -tanzen, Schalmeienkapelle, Ausstellung und Kindereisenbahn.