Geringes Interesse am Tag der Berufe Geringes Interesse am Tag der Berufe: Arbeitsagentur rätselt über Ursachen

Weissenfels - Was sich im Vorfeld angedeutet hatte, trat für einen Gutteil der Unternehmen auch ein, die sich am Tag der Berufe beteiligt beziehungsweise ihre Bereitschaft zur Teilnahme erklärt hatten. In einige Firmen hatte sich kein einziger Schüler angesagt, um das Informationsangebot für Berufsausbildung anzunehmen. 135 Schüler haben gestern teilgenommen, zirka 3 000 waren das mögliche Potenzial im Burgenlandkreis.
Einer, bei dem die Firma leer blieb, war der Dachdeckerbetrieb von Jens Norbert Schmidt aus Teuchern. Es gab keine einzige Anmeldung. „Ich verstehe, dass es keine Volksströme gibt, aber dass sich offensichtlich von den Jugendlichen niemand dafür interessiert, was es für Berufe gibt, kann ich nicht so ganz nachvollziehen“, sagt Schmidt. Dabei sei der Dachdeckerberuf ein Zweig mit sehr guter Bezahlung und vielen Möglichkeiten. Daher nimmt er seit Jahren an diesem Tag der Berufe teil und unterbereitet sein Angebot. Denn den Dachdeckern mangelt es an Nachwuchs. „Ihre Zahl ist viel zu gering, um in Zukunft die Dächer in Sachsen-Anhalt decken zu können“, macht er klar. Woran das nun liegt, muss der Veranstalter, die Agentur für Arbeit erst noch erforschen.
Mangelnde Information könne es eigentlich nicht sein, meint Pressesprecherin Eveline Lopens von der Arbeitsagentur Weißenfels. Bereits Anfang des Jahres habe man Informationen, unter anderem Elternbriefe, an die Schulen gegeben, die mit den Halbjahreszeugnissen weitergeleitet werden sollten.
Allerdings ist offenbar nicht an allen Schulen die Botschaft wie gewollt abgekommen. Zum Beispiel am Weißenfelser Goethegymnasium. Dort bekamen Schüler nicht frei, wenn sie sich zu einem Termin bei einer Firma hätten anmelden wollen. Für sie gebe es einen Studieninformationstag Anfang Mai, hieß es aus der Schulleitung auf Nachfrage der MZ. Alternativ stehe auch der Zukunftstag Ende April zur Verfügung, der ähnlich ausgerichtet sei, wie der Tag der Berufe. Wenn die Schüler Interesse am Tag der Berufe hätten, könnten sie nach dem Unterricht in die Betriebe hineinschnuppern, lautete der Schulleitungskommentar.
Davon zeigte sich nun wieder Eveline Lopens von der Arbeitsagentur überrascht. Ihr Kenntnisstand sei der, dass die Schüler ohne Einschränkungen teilnehmen dürfen. So war es offenbar auch am Agricola-Gymnasium in Hohenmölsen angekommen. „Grundsätzlich bekommen unsere Schüler für die Berufsfindung eine Freistellung. Sie müssen nur einen Nachweis erbringen, dass sie dort waren“, sagte Leiter Frank Meudtner.
Der Tag der Berufe richtet sich an Schüler ab der siebten Klasse. Bei ihnen steht die Berufsfindung an und das Angebot soll ihnen dabei helfen, die richtige Wahl zu treffen. Denn angesichts der Tatsache, dass sie zwischen 300 Berufen wählen können, macht es die Sache nicht leicht. Dieser Aktionstag findet einmal im Jahr statt und wird von der Bundesagentur für Arbeit organisiert.
Arbeitgeber öffnen ihre Betriebstüren, gewähren so Einblicke in ihre Firma, stellen Anforderungen und Praxis der Ausbildungsberufe vor und beantworten Fragen rund um die Ausbildung. Chefs, Personalberater und Ausbilder beantworten Fragen. (ah)
Nachdem knapp zwei Wochen vor dem Berufetag die Arbeitsagentur auf die Misere aufmerksam gemacht hatte, kamen zwar noch einige Anmeldungen, aber längst nicht alle Angebote wurden genutzt.
Im Weißenfelser Fotostudio Di.Art konnte man sich jedoch nicht beklagen. Alle angebotenen Plätze waren gestern besetzt. So stand Paul Chemnitz in seinem Studio und hatte unter anderen die 13-jährige Cora und die 14-jährige Sophie als Gäste. Sie haben sich extra aus Balgstädt und aus Wennungen bei Nebra nach Weißenfels fahren lassen. Sie wollen den Beruf des Fotografen kennenlernen. Paul Chemnitz nimmt sich viel Zeit. Er erklärt, wie das Licht ausgerichtet werden muss, damit Gesicht und Körper vorteilhaft zur Geltung kommen. Cora und Sophie dürfen auch mitentscheiden, welchen Hintergrund sie für ihre Bilder haben möchten.
Ihnen gefällt der Tag der Berufe an diesem Mittwoch richtig gut. Sechs Schüler der siebenten und achten Klassen durften bei Di Art hinter die Kulissen schauen. (mz)