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Frustrierte Autofahrer Frustrierte Autofahrer in Borau: Ist die Straßensperrung reine Schikane?

Von Andrea Hamann-Richter 06.03.2017, 08:00
Das ist die Sperrung, um die es in Borau geht. Fahrer müssen oft lange warten, bis sie vorbeifahren können. Das frustriert viele.
Das ist die Sperrung, um die es in Borau geht. Fahrer müssen oft lange warten, bis sie vorbeifahren können. Das frustriert viele. Peter Lisker

Weißenfels/Borau - Es gibt neuen Ärger in Borau. Dort ist seit einiger Zeit eine einseitige Straßensperrung aufgestellt. Fahrer sind sauer, weil sie oft minutenlang warten müssen, bis sie vorbeifahren können.

Es sackt aber genau auf der Höhe ein Hang neben der Straße ab. Weil das viele nicht wissen, halten sie die Sperrung für Schikane. Vermutlich aus Frust wurde sie schon mehrmals weggerissen. Sie wird auf den 50 Metern auf der Selauer Straße aber langfristiger bleiben.

Viele Fahrern denken offensichtlich, dass es sich wieder um eine Aktion der Bürgerinitiative (BI) handelt. Sie hatte im vergangenen Jahr eine einseitige Parkerlaubnis auf gleicher Höhe stadteinwärts erwirkt. Dadurch sollte der immense Durchgangsverkehr ausgebremst werden.

Straßensperrung in Borau: Frust gegen Einwohner wächst

Autofahrer waren damals deswegen schon stinksauer auf die Anwohner und die Bürgerinitiative. Jetzt wächst der Frust gegen die Einwohner wieder. „Wir haben damit aber nichts zu tun“, sagt BI-Mitglied Jörg Richter.

Das bestätigt auch Katharina Vokoun, Pressesprecherin der Stadt Weißenfels. Diese Sperrung habe auch nichts mit dem Antrag auf eine Tempo-30-Zone in Borau zu tun.

„Einige nehmen das fälschlicher Weise an, aber das sind zwei verschiedene Sachverhalte“, sagt sie. Die Straße sackt ab, weil neben ihr ein Hang abzurutschen droht.

Straßensperrung in Borau: Schäden durch den Hang sind sichtbar

Am Hang befindet sich ein Wohnhaus, was von den Straßenverkehrsteilnehmer nur nicht zu sehen ist. Am Fußweg zeichnen sich die Schäden deutlich ab. Die Fugen brechen auseinander, es haben sich Wellen im Pflaster gebildet.

Vermutlich ist das Erdreich unter dem Asphalt auch in Bewegung. Zu sehen ist jedenfalls, dass die Palisaden aus Beton, die senkrecht am Hang eingebaut sind, einen großen Bogen machen und eingerissen sind. Bis zu 20 Zentimeter sind sie nach außen geschoben worden.

Unbekannte ließen sich schon etwas einfallen. „Viermal wurde die Sperreinrichtung bislang komplett abgeräumt“, sagt ein Anwohner. Er möchte seinen Namen nicht nennen, denn er hat Angst.

Erneute Straßensperrung in Borau: „Das kann ewig dauern.“

Er bekam diese Abräumaktionen unmittelbar zu spüren. Teile der Bauelemente wurden auf sein Grundstück geworfen. Das passierte „zum Glück“ nachts. Am Tag spielen auf dem Grundstück nämlich Kinder. Unvorstellbar, wenn eines der schweren Metallelemente die Kleinen getroffen hätte.

Die Straße ist noch gar nicht so alt. 2008 wurde ihre Sanierung beendet. Der Fußweg wurde seitdem schon dreimal nachgepflastert, erzählt der Anwohner. Trotz der Sperrung wandert der Hang weiter.

Jörg Richter hatte bei der Stadtverwaltung nachgefragt, wann das Problem gelöst wird. Die Antwort war ernüchternd. „Die Straße gehört dem Land, der Fußweg der Stadt. Die Frage ist, wer das nun bezahlt. Die Stadt hat gesagt, das kann ewig dauern“, sagt Jörg Richter.

Erneute Straßensperrung in Borau: Lkws machen weiterhin Probleme

„Es ist richtig, dass die Sperrung des Teilstückes in der Selauer Straße für längere Zeit erhalten bleibt. Zunächst muss der Untergrund untersucht werden, bevor mögliche Maßnahmen besprochen werden können“, bestätigt Katharina Vokoun. „Wenn die Lkw nicht wären, bliebe alles heile, es wäre leise und alles wäre gut“, bringt es ein Borauer auf den Punkt.

Durch den Ort rollt täglich eine riesige Blechlawine von Lkw. Eine eigene Verkehrszählung ergab innerhalb von 24 Stunden 1.300 Lkw. 2016 zählte das Land per Plattentechnik. Die durchschnittliche Verkehrsstärke betrug 6.184 Kraftfahrzeuge. Davon waren 1.126 Lkw. Das sind knapp 50 Laster pro Stunde.

„Die L189 ist als Ortsdurchfahrt eine Landesstraße, die auch für den überregionalen Verkehr vorgesehen ist. Daher ist es schwierig, eine Geschwindigkeitsbegrenzung anzuordnen“, teilt Andreas Tempelhof vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt mit. Es müsste schwerwiegende Gründe geben. Beispiel Lärmbelästigung.

Straßensperrung in Borau: Keine Entlastung durch die Umgehungsstraße auf B91.

Die Plattenmessung erfasste damals nicht das Gewicht der Lkw. Also war eine Aufschlüsselung nach Schwerverkehr ab 3,5 Tonnen nicht möglich. Also entsprach diese Messung nicht dem vergleichbaren Standard. Die zuständige Landesstraßenbaubehörde berechnet derzeit die 2015 gemessenen Lärmwerte für die Seelauer Straße. Die Ergebnisse werden Mitte März vorliegen, teilt das Ministerium mit.

Am liebsten würden die Anwohner die Schwerlasttransporte komplett aus ihrem Ort verbannen. Eine Umgehungsstraße gibt es. Nur wird sie offensichtlich von kaum einem Kraftfahrer benutzt.

Sie führt über die Bundesstraße 91 am Gewerbegebiet Zorbau vorbei. Eigentlich ist das kein Problem. Es sind ja von der Abfahrt Borau aus gesehen bis dorthin ja nur zwei Kilometer. Die Sache hat aber einen Haken.

Auf der B91 herrscht für Lkw Mautpflicht. Das heißt, für die etwa zwei betreffenden Kilometer muss gezahlt werden. Für ein Lkw-Unternehmen solle das 50.000 Euro pro Jahr ausmachen, rechnet ein Anwohner vor.

Straßensperrung in Borau: Schwerlasttransporte müssen aufhören

Früher gab es das Problem in dem Ort gar nicht. Erst als vor ungefähr 20 Jahren Gewerbegebiete und Unternehmen hinter dem Ort ansiedelten, nahm der Schwerlastverkehr zu.

„Uns geht es nicht um die Pkw. Uns geht es um die Lkw“, sagt der anonym bleiben wollende Anwohner. „Die Schwerlasttransporte müssen aus dem Ort raus“, fordert er klar.

Die Bürger wünschen sich zumindest eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 Kilometer pro Stunde für die Lkw. Und außerdem für sie noch eine Tonnagebegrenzung. Das heißt, es dürften dann nur noch Lkw den Ort durchfahren, die maximal 3,5 Tonnen schwer sind. „Ansonsten werden die Menschen aus Borau wegziehen. Und der Ort verödet.“ So lautet Jörg Richters düstere Zukunftsvision. (mz)

Der Boden vom Fußweg sackt ab.
Der Boden vom Fußweg sackt ab.
Peter Lisker