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Friedhof in Lützen Friedhof in Lützen: Die Ruhe am Stadtrand

Von HEIKE RIEDEL 03.09.2013, 16:09
Reinhard Münzberg zeigt das älteste noch erhaltene Grab, eines von 1919.
Reinhard Münzberg zeigt das älteste noch erhaltene Grab, eines von 1919. Peter Lisker Lizenz

LÜTZEN/MZ - Den Friedhof in Lützen an der Schweßwitzer Straße gibt es jetzt seit 100 Jahren. Das hat der Lützener Heimatfreund Reinhard Münzberg bei seinen Recherchen zu dem in Lützen geborenen Maler Arthur Langhammer entdeckt. Bereits 1552 ist der Friedhof um die Stadtkirche St. Viti geschlossen worden. Doch 500 Pesttote waren zu begraben und die sollten außerhalb der Stadtmauer ihre Ruhestätte finden. In der sogenannten Weißenfelser Vorstadt wurde eine Fläche angelegt, die in Lützen lange als „Alter Friedhof“ im Gedächtnis blieb. Dort waren dann auch die Familiengrabstätten von Martzsch und Langhammer, sagt Münzberg.

1901 wurde erneut nach einem Friedhofsgelände gesucht, denn der „Alte Friedhof“ an der Schlossstraße war an seiner Kapazitätsgrenze angekommen. Eine Fläche im Rosenthal war im Gespräch, auch eine am Schkölener Weg zwischen Siedlung und Schubart-von-Kleefeld-Straße und an der Merseburger Straße. 1909 dann kamen die Arbeiten am neuen Friedhof dann in Gang, als dessen Standort der Ellerbacher Weg genannt wurde. Am 22. April 2012 dann war so etwas wie die bauliche Abnahme mit allen Gewerken, nachdem der Landrat von Merseburg sich das Objekt zuvor schon einmal angesehen hatte. Im September hat der Lützener Magistrat noch den Bau einer Friedhofskapelle festgelegt. In deren bunten Glasfenstern sind sowohl die Stifter dieser Fenster als in einem auch das Jahr 1913 vermerkt.

Das Lützener Friedhofsgelände ist 19.781 Quadratmeter groß. Auf ihm sind 612 Grabstellen belegt, 303 sind noch frei. Die Ruhefrist eines Grabes beträgt 20 Jahre, kann danach von den Angehörigen aber auch verlängert werden. Einige der alten Grabstellen sind auch erhalten geblieben wegen ihrer bemerkenswerten Steinmetz- oder Gussarbeiten. Seit 2010 sind 123 Erdbestattungen und 102 Urnenbeisetzungen vorgenommen worden.

Am Montag, dem 13. Oktober 1913, wurde der Friedhof nebst seiner Kapelle eingeweiht. „Herr Gäckel hat sich auf dem neuen Friedhofe ein halbes Erbbegräbnis ausgesucht und ist Willens es zu bezahlen. Es ist das erste und wird Nummer 1 führen müssen. Gruß Gruner, Friedhofswärter“, damit enden die von Münzberg in Archiven aufgestöberten Eintragungen.

Aber der Friedhof selbst verrät noch einiges von seiner Geschichte. Vorn rechts in der Ecke sind die jetzt ältesten Grabstellen, die der Familie Neidel von 1919, zu denen noch jüngere deren Nachkommen hinzugekommen sind, macht Münzberg aufmerksam. Und was kaum noch jemand wisse, es gebe auch drei Gruften. Später, als die Familiengrabstätten durch Reihengräber abgelöst wurden, konzentrierten sich diese im Zentrum. Heute sind viele dieser Grabstätten schon wieder stillgelegt, erholt sich die Erde unter der Wiese. Anderswo sind Urnengemeinschaftsanlagen eingerichtet und kleine Flächen für anonyme Begräbnisse - Ausdruck einer neuen Bestattungskultur.

„Heute finden vorwiegend Urnenbeisetzungen statt“, ergänzt Lisett Niehle, die in der Stadt Lützen die Verantwortung für den Friedhof trägt. Denn er steht von Anbeginn an in kommunaler Trägerschaft, doch werden auf ihm auch christliche Begräbnisse durchgeführt. Sowohl Pfarrer als auch weltliche Trauerredner wie der in Lützen von 1994 bis 2011 in der Friedhofspflege beschäftigte Helfried Leschke können die Trauerfeiern in der Kapelle durchführen. Lisett Niehle ist froh, dass sie mit Heiko Keller für die Friedhofspflege seit April dieses Jahres einen Nachfolger gefunden hat. „Ein gepflegter Friedhof ist den Menschen wichtig“, weiß sie.

Wenn Münzberg auf den Friedhof geht, dann in erster Linie, um seiner Mutter und der Großeltern väter- und mütterlicherseits zu gedenken, die ihre letzte Ruhestätten dort gefunden haben. Ruhe und Besinnlichkeit, das biete ihm das Gelände, aber auch Gelegenheit sich nicht nur persönlicher sondern auch heimatgeschichtlich bedeutsamer Daten und Personen zu erinnern. „Das ist ein Vogelparadies“, weiß er der Anlage zudem Reize der Natur abzugewinnen.