1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. EU-Subventionen: EU-Subventionen: Landesbauernverband: Ohne Zuschüsse würden Betriebe pleite gehen

EU-Subventionen EU-Subventionen: Landesbauernverband: Ohne Zuschüsse würden Betriebe pleite gehen

Von Julia Reinard 07.08.2013, 19:46
„Ohne Zuschuss würden fast alle Betriebe pleite gehen", sagt Fritz Schumann, Geschäftsführer des Bauernverbandes
„Ohne Zuschuss würden fast alle Betriebe pleite gehen", sagt Fritz Schumann, Geschäftsführer des Bauernverbandes Landesbauernverband Lizenz

ZEITZ/Weissenfels/MZ - Die Bauern bekommen zu viel Geld von der Europäischen Union (EU), heißt es oft im Vorurteil. Ein Blick auf die Zahlen bestätigt zwar, dass es viel Geld ist, das da jährlich fließt: Der EU-Agrarfonds reichte im Jahr 2012 allein in den Burgenlandkreis 24,6 Millionen Euro aus. Dies ist die Summe, die an Firmen, Städte, Stiftungen, kirchliche Einrichtungen gezahlt wurde. Die Empfänger finden sich auf einer Liste des Bundeslandwirtschaftsministeriums, die im Internet abrufbar ist, weil die EU diese Transparenz fordert. Hinzu kommen weitere 33 Millionen Euro für private Landwirte. Eine Menge Geld - doch ist es zu viel?

Fritz Schumann, der Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbands sagt Nein. Und formuliert es sogar so: „Ohne Zuschuss würden fast alle Betriebe pleitegehen.“ Deutschlands Landwirte erhielten rund 5,5 Milliarden Euro direkte EU-Subventionen. Also Geld, das per EU-Definition ein Lohnausgleich für die Bauern ist. Die Jahreswertschöpfung der Landwirte in Deutschland liegt bei 11 Milliarden Euro - „da kann man sich ausrechnen, wie viele überlebten, wenn nicht die Hälfte des Einkommens zugeschossen würde“, so Schumann.

Milchseen und Butterberge

In der aktuellen Förderperiode erhalten die Bauern für jeden Hektar, gleich ob sie ihn bewirtschaften und was darauf wächst, Geld. In früheren Förderperioden wurden dagegen bestimmte Produkte gefördert. Nach berühmt-berüchtigten Milchseen und Butterbergen wurde das korrigiert.

Nun also reine Flächenfinanzierung, allerdings mit Androhung von Abzügen, falls keine „Mindestpflege“ nachgewiesen wird.

Wenn jedoch die Arbeit der Landwirte nicht rentabel ist - was läuft da schief? Schumanns nachdenkliche Antwort: Entweder werde zu teuer produziert; Maschinen und vor allem Löhne seien zu hoch. Das ist unwahrscheinlich. Oder es wird zu billig verkauft. Nahrungsmittel müssten also eigentlich mehr kosten.

Dieser Tage wird in der EU neu verhandelt, wie die Gelder künftig verteilt werden. Denn es erhalten die mit den größten Flächen am meisten Geld. Das geht zu Lasten von Landwirten mit kleinen Flächen. In den neuen Bundesländern gibt es allerdings verhältnismäßig viele Firmen mit weiten Feldern - ein Erbe der großen Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) der DDR. Dennoch ist Schumann zuversichtlich, dass in Sachsen-Anhalt die Neuregelung keine Nachteile bringen wird.

Ein zweites Problem der Zahlung nach Fläche ist, dass jeder Geld erhält, der mindestens einen Hektar Land besitzt und im Nebenerwerb Landwirt ist. So erhielt beispielsweise auch die Gala-Mibrag-Service GmbH Geld aus dem Fonds: 2012 waren es 42 156,87 Euro. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Mibrag und sorgt für Rekultivierung, Wiedernutzbarmachung von Flächen und betreibt Landschaftsbau.

Im Landkreis bekommen viele Firmen über eine Million

Auf der Liste der Firmennamen des Landkreises gibt es einige, die mehr als eine Million Euro erhielten: die Agrargenossenschaften Gleina und Burgwerben, die Osterland Landwirtschafts-GmbH. Neun weitere Unternehmen bekamen mehr als 500.000 Euro, unter ihnen: AB Kayna, ADG Lützen-Dölzig, Agrargenossenschaft Langendorf-Borau-Leissling.

Nun hätte an dieser Stelle stehen können, wie diese Agrar-Unternehmen wirtschaften. Warum bei ihnen die Subventionen nötig sind, wie viele Arbeitsplätze daran hängen und was geschähe, gäbe es keine Zuschüsse. Allein: Von mehreren angesprochenen Unternehmern war keiner bereit, darüber zu sprechen. Viele fürchteten die Verurteilung. In der Tat umfasst die Veröffentlichung nur Einrichtungen, die „juristische Personen“ sind. So fehlt in der Liste zum Beispiel die Agricola Rehmsdorf. Nicht, weil kein EU-Geld dorthin fließt, sondern weil mindestens einer ihrer Gesellschafter eine natürliche Person ist. Deren Privatsphäre ist zu schützen, weshalb die Firma in der detaillierten Liste nicht auftaucht.