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Erbsensuppe am singenden Auensee

Von Heike Riedel 13.01.2008, 15:57

Granschütz/MZ. - Die rechte Lust hatte Klaus Sprotte erst gar nicht, nach Granschütz zu kommen. "Doch Karins Erbsensuppe hat ihn überzeugt", sagt seine Frau Edeltraud lachend. Ein Anruf von Karin Koss gab den beiden Hallensern den Anstoß, das vergangene Wochenende in ihrem Wohnwagen am Auensee zu verbringen. "Im Winter ,singt' der See, wenn das Eis bricht", schwärmt Klaus Sprotte nun sogar von den Reizen viel kälterer Tage. Im Wohnwagen werde es stets warm. Und draußen, da müsse man sich eben nur passend anziehen. Seine Familie war es doch erst, die die Campingleidenschaft in ihre Nachbarin pflanzte. "Aber das ist nun auch schon wieder 14 Jahre her", winkt Karin Koss ab, die bereits am Kochtopf unter freiem Himmel steht, als Sprottes mit dem Auto vorfahren.

Schinkenwürfel und Zwiebeln bruzzeln in dem 20 Liter fassenden Gefäß über dem Holzfeuer. Ein kleines Bierfass aus Metall wurde zum Ofen umgebaut, an dem zwischen April und September immer für mindestens 16 Köpfe gekocht wird. Mitten im Winter sind sie selten vollzählig. "Das hier ist unsere Gruppe, in der eine feste Freundschaft gewachsen ist", sagt Klaus Sprotte und markiert mit der Hand ein Terrain in der Mitte des Campingplatzes. Nach Familie Dechant, die die versteckte Freizeitoase schon mit begründet hat, sind Sprottes mit mehr als 40-jähriger Treue die nächst ältesten Eroberer auf dem Gelände. Ihre Kinder sind hier groß geworden.

"Von Dechants sind heute noch drei Generationen hier anzutreffen", sagt Karin Koss. Ihre beiden erwachsenen Kinder schicken sich nun an, es den Wohnwagennachbarn gleich zu tun. Sie haben sich auf dem Platz ihre eigenen Wochenenddomizile geschaffen. Enkel Maximilian (3) hat gerade angerufen und gefragt: "Omi, wann bin ich mal wieder bei dir beim Camping?" Für ihn wird aber noch eine Winterpause eingehalten, das Bett erst wieder im Frühjahr bereitet. Den Familienpart bei Koss' muss wegen Krankheit am Sonnabend allein "Anne" übernehmen, der Granschützer André Horn, den Tochter Bettina auf dem Campingplatz kennen gelernt hat.

"Sechs Esser, das geht diesmal schnell", beruhigt sich Karin Koss, als sich der Rössulner Eberhard Winter mit den Kartoffeln verspätet. Dass sie sich im Verzug sieht, verrät, dass sie sonst noch voll im Arbeitsprozess steht. In Granschütz könne sie das Büro und die ganze Hektik des Alltags in Halle einfach mal hinter sich lassen. "Hier finde ich zu mir selbst, habe Ruhe, Natur, Freunde", erklärt sie, was sie an den Auensee führt.

Seit drei Jahren verbessern Mathias und Diana Zimmermann, die Betreiber des Platzes, kontinuierlich die Bedingungen, um das Campingleben noch angenehmer zu machen. An ihrem kleinen Kiosk kann man sich verpflegen. Die Toiletten sind saniert, in diesem Jahr sollen die Duschen drankommen. "Und das alles zu Preisen, die selbst Fremde immer wieder freudig überraschen", spricht Edeltraud Sprotte anerkennend aus.

"So, kann ich jetzt mein Bier trinken?", fragt Eberhard Winter, als er den Einkauf abliefert und damit seinen Beitrag zum Essen erfüllt hat. Klaus Sprotte hat noch Holz besorgt und legt es nach. "Die Chefin" legt Kartoffeln und Schäler hin, damit die Suppe komplettiert werden kann. Die letzten Gewürze sowie die Bockwürste müssen auch noch in den Topf, aus dem der Majoran schon duftet.

"Das schmeckt!", klingt es Karin Koss schließlich wohl in den Ohren, auch wenn diesmal die Hauptverkosterin Margrit Dechant fehlt. Und während einige Meter weiter eine Gruppe Campingfreunde aus der näheren Umgebung von Granschütz ihren Wildrollbraten noch zur Blüte bringt, ist man im Zentrum des Campingplatzes schon zur Nachmittagsbeschäftigung übergegangen. Einer hält Mittagsschlaf, ein anderer guckt nach den Fischen. Die Frauen plaudern und erinnern sich der Campingplatzfeste des letzten Jahres, sie erkundigen sich nach der mit über 70 Jahren ältesten und dem mit zwölf Jahren jüngsten Mitglied ihrer naturverbundenen Gemeinschaft. Und sie legen schon einmal die Skatkarten bereit. Auch die verbinden die Männer und Frauen.