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Eltern sind kranken Kindern nah

Von BIRGER ZENTNER 04.12.2009, 19:00

KLEINGÖRSCHEN/LEIPZIG/MZ. - Wie lange sich das hinziehen wird, weiß die Frau noch nicht, aber das Haus in der Nähe zum Klinikum bietet ihr die Chance, zu erschwinglichen Preisen in Leipzig zu übernachten.

"Genau das ist der Sinn der Einrichtung", sagt Hausleiter Michael Lindner, einer von drei hauptamtlichen Mitarbeitern. "Wir wollen die Möglichkeit geben, dass Eltern von schwerkranken Mädchen und Jungen in der Nähe ihrer Kinder sein können, wenn sie lange im Krankenhaus behandelt werden müssen." Die Speiseröhren-Atresie, ein angeborener Verschluss des Organs, ist ein solcher Fall. Dorothea Jäkel war schon in verschiedenen Kliniken, bis sie auf dem Treffen einer Selbsthilfegruppe den Leipziger Klinikchef kennenlernte und setzt nun große Hoffnung auf die Behandlung in der Messestadt. Zusammen mit ihrem Mann Andreas Köhler bewohnt sie eins der 18 kleinen, aber schicken Appartements im Ronald-McDonald-Haus.

"20 Euro betragen die Kosten pro Nacht und Appartement", sagt Lindner. Das decke etwa ein Drittel der gesamten Betriebskosten von jährlich rund 195 000 Euro. "Wir sind auf Spenden angewiesen und auf ehrenamtliche Helfer", erklärt der Hausleiter. Einer von derzeit rund 60 Ehrenamtlern, die für das

Haus Freizeit opfern, ist Wolfgang Tiedtke aus Kleingörschen im Burgenlandkreis. Einmal in der Woche sind er und seine Frau Renate in der Leipziger Einrichtung im Einsatz. Der 58-Jährige kauft dann für das Haus ein, verschiedene Verbrauchsmaterialien ebenso wie Zutaten für das jeweils am

Dienstag stattfindende gemeinsame Frühstück und das donnerstägliche Abendessen für die Hausbewohner. Ansonsten verpflegt sich jeder selbst, nutzt dafür die gemeinsame Küche.

"Ein Bekannter hatte mir erzählt, dass er für das Haus tätig ist", erinnert sich Tiedtke. Aber zuerst habe er gedacht, er arbeite für die Restaurantkette. Erst viel später habe er verstanden, dass die Fastfood-Kette die Gründerin der Stiftung für die mittlerweile 16 Häuser in Deutschland ist. "Nachdem ich mich schrittweise aus dem Berufsleben zurückgezogen habe, suchte ich eine ehrenamtliche Tätigkeit auf sozialem Gebiet. Das, fand ich, wäre für mich genau das Richtige", sagt der Jurist, der unter anderem in der Weißenfelser Schuhindustrie tätig war. Als Helfer für das Leipziger Ronald-McDonald-Haus befindet sich der Kleingörschener in illustrer Gesellschaft. Denn auch Prinzen-Frontmann Sebastian Krumbiegel unterstütze die Einrichtung, ganz besonders wenn es um das Sammeln von Spenden gehe, sagt Linder.

Dass Tiedtkes aus Sachsen-Anhalt sich in Sachsen engagieren, hat auch noch einen anderen Grund. "Das Haus ist wie die Klinik für die Region da", erklärt der Mann. So haben zum Beispiel auch die Eltern der ein Jahr alten Marie aus Weißenfels, die wegen einer Stoffwechselerkrankung behandelt wurde, in dem Haus in der Rubensstraße 1 gewohnt. Ebenso aus Weißenfels die Eltern der sechsjährigen Linda, die an einem Speiseröhrendefekt litt, erzählt Lindner.

Tiedtke hat inzwischen aus seiner Umgebung weitere Freunde für das Haus gefunden. Die Kleingörschenerin Brit Weber, die einen Kosmetiksalon betreibt, hat dieses Jahr beim Sommerfest das Kinderschminken veranstaltet. Der Starsiedler Elektromeister Michael Skibba hat Reparaturen vorgenommen, für die er lediglich das Material berechnet habe, sagt Lindner. Bauunternehmer Michael Voigt aus Kitzen-Eisdorf (Landkreis Leipzig), einem Nachbarort von Kleingörschen, hilft ebenso mit Leistungen für das Haus.