Eiscafés in Weißenfels Eiscafés in Weißenfels: Wird Eis essen zum Luxus?

Weissenfels - Eine Kugel Eis gehört für die meisten Menschen zu einem perfekten Sommertag dazu. Die Eisdielen in Weißenfels und Umgebung machen in der warmen Jahreszeit deshalb auch den größten Teil ihres Umsatzes, wie eine MZ-Umfrage ergab. Doch für die Ladenbetreiber wird die beliebte Leckerei nach eigenem Bekunden immer unrentabler.
Die Ursachen sind vielfältig: Der Mindestlohn erhöht die Personalkosten, Strom und Miete werden teurer und nicht zuletzt sind auch die Preise für Rohstoffe wie Vanilleschoten, Haselnüsse oder Pistazien gestiegen.
Eiscafé in Weißenfels: Vor allem die Miete und die Personalkosten sind für uns gestiegen
Und so mussten auch im Eiscafé San Marino am Weißenfelser Markt die Preise für eine Kugel in diesem Jahr von 80 auf 90 Cent angehoben werden. „Vor allem die Miete und die Personalkosten sind für uns gestiegen“, sagt Betreiberin France Heibeck. Auch die Zutaten seien teurer geworden. Den Preisanstieg um 10 Cent hält Heibeck für überschaubar.
„Unsere Gäste haben dafür Verständnis.“ Gutes selbst gemachtes Eis habe nun einmal seinen Preis. Und das wüssten die Gäste auch zu schätzen. „Außerdem sind unsere Kugeln so groß wie immer. Andere Händler halten zwar die Preise stabil, bieten aber kleinere Kugeln an. Doch das merken die Leute.“
Über eine Preiserhöhung hat auch die Inhaberin vom Weißenfelser Café Dietrich nachgedacht
Über eine Preiserhöhung hat auch die Inhaberin vom Weißenfelser Café Dietrich nachgedacht. „Wir haben tatsächlich damit geliebäugelt. Denn gerade die Personalkosten sind gestiegen“, sagt Ursula Dietrich. „Trotzdem haben wir uns dagegen entschieden und den Preis bei 80 Cent pro Kugel gelassen.“
Das könne sie in diesem Jahr gerade noch vertreten. „Wir wollen schließlich, dass uns unsere Kunden uns treu bleiben.“ Aber sind die Kugeln dafür kleiner geworden? „Nein, natürlich nicht. Das würden unsere Kunden auch merken“, versichert Ursula Dietrich und lacht.
Im Eiscafé Venezia in Markröhlitz wurde die Preisschraube schon vor zwei Jahren angezogen
Im Eiscafé Venezia in Markröhlitz wurde die Preisschraube schon vor zwei Jahren angezogen. „Die Kugel kostet nun einen Euro“, sagt Betreiberin Heidrun Rausch. „Das war notwendig, weil Rohstoffe wie Nüsse teurer geworden sind.“ Für Premium-Sorten wie Walderdbeere oder Basilikum müsste sie eigentlich mehr verlangen. „Aber ein Euro ist für viele Leute die Schmerzgrenze. Mehr geht im Moment nicht.“
Nach der Erhöhung hätten einige Gäste gemeckert und wollten nicht mehr kommen. „Ein paar Tage später waren sie aber wieder da, weil ihnen unser Eis schmeckt.“ Ein bis zwei Jahre werde sie die Preise sicher stabil halten. „Danach müssen wir sehen“, sagt Rausch. Denn eigentlich müssten die Preise wegen der steigenden Kosten jedes Jahr angepasst werden. Doch das würden die Gäste nicht akzeptieren.
Eis ist am Tresen güntstiger
Die Weißenfelser Eiscafés liegen nach Angaben der Union der italienischen Speiseeishersteller (Uniteis) auch mit dem etwas höheren Preis von 90 Cent bis einem Euro im bundesweiten Vergleich immer noch im unteren Bereich. Wie Uniteis-Sprecherin Annalisa Carnio mitteilte, kostet eine Kugel Eis in Deutschland zwischen 70 Cent und 1,70 Euro. Das Preis-Leistungs-Verhältnis sei an der Theke häufig besser als bei Industrie-Eis. Die Kugel Eis wiegt im Schnitt zwischen 85 und 110 Gramm.
Ein Eis am Stiel komme häufig nur auf 60 Gramm und sei oft deutlich teurer. Laut deutscher Eisakademie sind die Kosten für eine Kugel bei einem Preis von einem Euro folgendermaßen verteilt: Personal (35 Cent), Gewinn vor Steuern (25 Cent), Herstellung (12 Cent), Miete und Energie (10 Cent), allgemeine Kosten (10 Cent) und Waffel (8 Cent). (mz)