1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Weißenfels
  6. >
  7. Abfallentsorgung: Der „Abfall-Chef“ im Kreis geht - Wofür er jetzt mehr Zeit hat

Abfallentsorgung Der „Abfall-Chef“ im Kreis geht - Wofür er jetzt mehr Zeit hat

Falko Breuer war 15 Jahre Technischer Leiter beim Entsorgungsunternehmen im Burgenlandkreis. Jetzt geht er in den Ruhestand und erinnert sich an spannende Zeiten.

Von Andreas Richter 12.12.2024, 18:00
Falko Breuer war 15 Jahre lang Technischer Leiter bei der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd.
Falko Breuer war 15 Jahre lang Technischer Leiter bei der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd. Foto: Andreas Richter

Weißenfels/MZ. - „Hier wurden damals noch die Bioabfälle per Hand vorsortiert“, erzählt Falko Breuer. Das Weißenfelser Kompostwerk, in dem heute längst Technik die Handarbeit ersetzt, kennt er wie seine Westentasche. Immerhin ist der 64-Jährige seit 15 Jahren Technischer Leiter bei der Abfallwirtschaft Sachsen-Anhalt Süd (Awsas). Zum Ende des Jahres geht er in den Ruhestand.

Die Entwicklung der Abfallwirtschaft im Südzipfel Sachsen-Anhalts hat er wie nur wenige andere mit geprägt. In Aschersleben macht er als junger Mann die Berufsausbildung mit Abitur. Wird Agrotechniker und Mechanisator, „Bauer mit Abitur“, wie er sagt. Nach neun Semestern Studium der Pflanzenproduktion an der Uni in Halle will der bodenständige Nebraer nicht weg aus der Region. Im Volkseigenen Gut in Memleben arbeitet er in einer Forschungsgruppe für die Entwicklung von Saatgut.

Herausforderungen nach der Wende

Nach der Wende 1989/90 muss sich Breuer wie viele andere neu orientieren. Das Memlebener Gut wird abgewickelt. Der Diplom-Agraringenieur gehört zu jenen Akteuren, die nach dem Verschwinden der DDR eine neue öffentliche Verwaltung im Osten aufbauen. Breuer geht ins Umweltamt des damaligen Landkreises Nebra, Bereich Abfallwirtschaft und Bodenschutz. „Wir mussten die Abfallentsorgung schrittweise neu aufbauen“, erinnert er sich. In einer ehemaligen Kiesgrube entsteht eine inzwischen stillgelegte zentrale Deponie in Freyburg. Eine große Herausforderung sind in dieser Zeit die nach der Wende von den sowjetischen Truppen hinterlassenen Grundstücke. „Wir mussten uns darum kümmern, die Altlastenflächen untersuchen und sanieren“, blickt Breuer zurück.

Bis 1994 besteht der Landkreis Nebra. Dann geht er im Burgenlandkreis auf, zu dem zunächst die ehemaligen Landkreise Naumburg und Zeitz hinzukommen. In dem neuen Gebilde muss sich Falko Breuer als Sachgebietsleiter im Umweltamt um Altlastenflächen wie etwa im Hydrierwerk Zeitz ebenso kümmern wie um illegale Abfallentsorgung. Die Landkreise organisieren sich in einem Abfallzweckverband.

Umfangreiche Aufgaben

Als es schließlich ab 2007 im Südzipfel Sachsen-Anhalts nur noch einen großen Burgenlandkreis gibt, nun auch mit den ehemaligen Landkreisen Weißenfels und Hohenmölsen, ist die Zeit des Zweckverbandes vorbei. Es entsteht die Awsas als Anstalt öffentlichen Rechts. Und Falko Breuer ist weiter mittendrin. 2009 wird er Technischer Leiter. Pendelt an jedem Arbeitstag zwischen seinem Wohnort Nebra und Görschen, dem Sitz der Abfallwirtschaft.

Breuer ist praktisch der „Abfall-Chef“, verantwortlich für alles rund um Müllsammlung, -entsorgung und -verwertung im Landkreis. Allein die Liste der Anlagen, die er und seine Mitarbeiter betreuen, ist lang: drei Wertstoffhöfe in Weißenfels, Naumburg und Zeitz, Grün- und Astschnittplätze an zwölf Standorten und zwei Deponien. Um die Nachsorge für die stillgelegte Deponie in Freyburg-Zeuchfeld muss sich die Abfallwirtschaft bis in das Jahr 2065 hinein kümmern. Und schließlich ist da das Kompostwerk in der Weißenfelser Johann-Reis-Straße, das in vergangenen Jahren immer wieder modernisiert wurde. Gerade jetzt haben die Planungen für ein großes Umbauvorhaben begonnen. Weil die Vergütung für das Einspeisen von Strom aus den beiden Blockheizkraftwerken des Kompostwerkes in das öffentliche Netz zum Jahresende ausläuft, soll künftig Biogas eingespeist werden und dafür unter anderem eine spezielle Aufbereitungsanlage entstehen.

Mehr Zeit für die Imkerei

„Ein wenig bedauere ich schon, dass ich diesen spannenden Prozess nicht mehr begleiten kann“, sagt Falko Breuer, der in diesen Wochen seinen Nachfolger Ralf Rosegger eingearbeitet hat. Doch der 64-Jährige hat sich aus privaten Gründen bewusst entschieden, jetzt aufzuhören. Im Ruhestand kann er sich nun auch mehr um seine Bienen kümmern. Jahrelang hat er den Imkerverein in Nebra geleitet, jetzt ist er dort noch Mitglied. Auch im Feuerwehrverein will er mitmischen. Und das Kompostwerk? Spätestens wenn der Umbau beginnt, wird er dort wohl mal wieder vorbeischauen.